Dorf Hervest sollte sein 875. Jubiläum am Sonntag, 9. März 2025 mit einer Führung durch die Pauluskirche und einem Bildervortrag beginnen. Aufgrund der hohen Nachfrage passten die Organisatoren das Konzept spontan an.
Die erste Veranstaltung im Zeichen des 875. Hervest-Dorf-Jubiläums in Dorsten markierte die Führung durch die Kirche St. Paulus mit einem Vortrag zu Bildern der Dorf- und Kirchenhistorie – so der Plan. Als am Sonntagnachmittag rund 100 Leute in der Kirche erschienen, um daran teilzunehmen, änderte sich der Ablauf ein wenig: Organisator Carsten Bewer einigte sich mit Geschichts- und Religionslehrer Dirk Steinberg, dass dieser erst einen Vortrag halten würde – ohne Begehung. Diese sollte dann später folgen und der Bildervortrag den Abschluss machen. So nahmen die Interessierten auf den Kirchenbänken Platz und Steinberg referierte zunächst über die Historie des Dorfes und der Kirche.

Kirche veränderte sich über die Jahre
Der Turm der Pauluskirche zählt laut Steinberg als ältestes sakrales Gebäude Dorstens, wahrscheinlich sei es sogar das älteste überhaupt in der Stadt. Er verriet, dass die Statue des namensgebenden heiligen Paulus nie für die Kirche bestimmt gewesen sei. Sie entstamme der Spätgotik, spätestens um 1500, und habe schließlich um 1890 ihren Weg dorthin gefunden. Das Schwert, wie später auf alten Bildern zu sehen war, habe aber ursprünglich weiter in den Raum geragt; das sei später geändert worden. „Unter Arbeitsschutzgesichtspunkten vielleicht auch besser so“, witzelte Steinberg.

Damals habe das Kirchenschiff keinen Mittelgang gehabt und die Bänke seien grün gewesen. Der Grünton entspreche dem, der heute noch an der Orgel zu finden sei. Auch Gottesdienste habe man dort früher anders gehalten: Es habe mehrere Altäre gegeben. An einem davon habe der Pfarrer mit dem Rücken zur Gemeinde gestanden. Mit der Renovierung in den 1970er Jahren sei die Kirche „völlig verändert“ worden, so Steinberg. Er bemerkte dazu, dass eine Kirche bei einer heutigen Renovierung allerdings auch dem entsprechenden Zeitgeist angepasst würde.

Friedhof auf dem Kirchengelände
Ein lateinisches Sprichwort beschreibe die Tatsache, dass früher Leute unter der Kirche und darum herum begraben worden seien. Übersetzt heiße es etwa: „Mit jedem Schritt, den du machst, berührst du einen Toten.“ Auch gebe es eine Geschichte über Kinder, die in der Vergangenheit in der Nähe mit Knochen spielten. Ein paar Grabsteine auf dem Gelände gibt es noch heute.

Verschwundene Münzen und ein ungeklärter Mord
Allerdings gebe es auch viele Unklarheiten rund um die Kirchenhistorie: Einmal seien Münzen in der Kirche gefunden worden, die angeblich keinen Wert gehabt hätten und schließlich verschwunden seien. Steinberg habe davon gelesen, dass einst im Kirchturm das Pfarrarchiv gewesen sein soll, wenn sich dieser Ort aufgrund des Durchzugs auch nicht gut dafür eigne. Beweise dafür gebe es aber nicht. Außerdem sei einer der Pfarrer eines Tages im Harsewinkel von zwei Dorstenern aus unbekanntem Grund ermordet worden.

Freier Rundgang
Nach der ersten Hälfte des Vortrages durften sich die Besucher frei durch die Räumlichkeiten bewegen. Ulrike Hahs und ihr Mann gehören eigentlich der Hervester Gemeinde St. Josef an, seien aber trotzdem interessiert gewesen. „Hervest ist Hervest“, erklärte sie. „Wir gehören alle zusammen!“ Die Hintergründe zur Kunst wie beispielsweise Statuen seien nicht nur für sie, sondern eigentlich für alle Leute wichtig und interessant.

Im Anschluss machte Steinberg mit den Besuchern die Zeitreise durch das Bilderarchiv des Heimatvereins Hervest. Ein paar wenige Besucher konnten Fakten und Jahreszahlen zum Vortrag ergänzen.

Nächster Termin für das Jubiläum im Dorf Hervest
Nach der Veranstaltung brachten die Organisatoren das Banner des Dorf-Jubiläums am nächsten Veranstaltungsort an: Am 19. April findet die Ostereiersuche des SuS Hervest mit dem Fanfarencorps Hervest-Dorsten auf dem Gelände des Ellerbruchsportplatzes statt.
Mehr zum Jubiläum erfährt man auf unserer großen Sonderseite.