Rund 11000 Fahrzeuge rollen Tag für Tag über den Bahnübergang der B58 am Westrand von Wulfen. Nun müssen sich die Wulfener auf eine monatelange Baustelle einstellen. Die am Montag (12. August) veröffentlichten Dokumente zeigen: Dabei wird nicht nur der Bahnübergang Wulfen selbst erneuert.
Der Bahnübergang in Wulfen ist ein Flaschenhals auf der Bundesstraße 58. Wenn die Schranken geschlossen sind, kommt die wichtige Verkehrsader im Dorstener Norden zeitweise zum Stehen. Oft stauen sich die Autos dutzendfach, oder sogar bis zur Hervester Straße zurück. Wer hier durchfahren muss, hofft auf zügiges Überqueren und fließenden Verkehr.
Damit wird es aber in den nächsten Monaten erst einmal vorbei sein. Dass nämlich hier eine Baustelle drohte, war schon lange bekannt: Die Technik am Bahnübergang ist uralt, die Wegeführung alles andere als glücklich. Und auch für Fußgänger und Radfahrer gewinnt der Wulfener Übergang keine Sicherheitspreise mehr. Nun geht das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) die Renovierung an.

Dass hier nicht nur die rostigen Vollschranken ausgetauscht werden und vielleicht die Fahrbahndecke aufgefrischt wird, kann man nun im Detail in den Planungsunterlagen zum Umbau nachlesen. Schnell wird klar, dass das EBA eine viel umfassendere Umgestaltung plant, die nicht nur den Übergang, sondern auch die nähere Umgebung betrifft.
Schauen wir uns die Maßnahmen im Einzelnen einmal an.
Der Bahnübergang selbst
Als eine der ersten Überlegungen hatte die EBA geprüft, ob man den Bahnübergang Wulfen prinzipiell überhaupt noch braucht. Wo immer sie kann, versucht die Bahn inzwischen die klassischen Kreuzungen zwischen Straßen und Schienen komplett zu vermeiden. So kann man das Unfallrisiko senken und eine kostenintensive Absicherung wird unnötig. Allerdings war die Idee schnell vom Tisch: Weder kann man auf die Bundesstraße verzichten, noch wäre eine Brücke oder ein Tunnel an dieser Stelle wirtschaftlich auch nur annähernd im Kostenrahmen.
Signale und Schranken
Ein flüchtiger Blick auf die vier Schrankenbäume zeigt auch dem Laien schnell, dass die hier verbauten Exemplare höchstens noch einen Platz im Technikmuseum haben, aber nicht mehr an einem modernen Verkehrsweg. Von der allgemeinen Verwitterung einmal abgesehen, entsprechen Vollschranken nicht mehr dem allgemeinen Stand der Technik. Der Grund: Einmal geschlossen, können sie leicht Fahrzeuge auf den Schienen einschließen und müssen daher ständig von einem Schrankenwärter überwacht werden. Moderne Halbschranken hingegen sperren jeweils nur die ankommende Fahrspur und lassen somit genug Platz, die Bahngleise rechtzeitig zu verlassen.



Dazu kommt, dass rein mechanische Schrankenanlagen, die vor Ort gesteuert werden, ebenfalls einer vergangenen Ära angehören. In Zukunft sollen alle Schranken auf der Wulfener Strecke digitalisiert und personalsparend vom neuen elektronischen Stellwerk (ESTW) in Coesfeld aus fernbedient werden können.
Von hier aus werden dann auch die kommenden Warnlichter gesteuert, denn bisher rappelt am Bahnübergang noch ein Läutwerk wie zu Zeiten der Dampflokomotiven. Die bisherigen Andreaskreuze werden in diesem Zuge gleich mit ersetzt. Zukünftig warnen hier moderne Lichtanlagen mit gelb-roten Signalen. Neben dem Bahnübergang wird dann auch ein neues kleines Schalthaus installiert.
Das Umfeld: Straßen und Wege am Bahnübergang Wulfen
Nicht nur der Bahnübergang selbst soll bei der Gelegenheit komplett umgebaut werden, sondern auch die Umgebung. So war es den Planern schon lange ein Dorn im Auge, dass die Straßen Kippheide und Kleiner Ring die B58 fast direkt vor den Schranken kreuzen. Abbiegende Lastwagen oder Traktoren mit Anhängern sorgen hier oft für Rückstau, so dass der Verkehr nicht schnell genug aus dem Übergangsbereich abfließen kann. Dazu kommt, dass ein Lastzug, der hier auf seine Abbiegemöglichkeit wartet, aufgrund seiner Länge mit dem Heck auf den Gleisen steht. Die Planer wollten einen größeren Abstand vom Bahnübergang erreichen.

Kippheide
Zukünftig soll die Kippheide daher nicht mehr direkt auf die B58 treffen, sondern einen rund 50 Meter langen Bogen beschreiben und neben dem Parkplatz auf die Straße „Burghof“ münden. Bisher treffen beide Straßen zwischen Hotel Humbert und dem Bahnübergang auf die Dülmener Straße. 40 Meter Hecke müssen dafür abgeholzt werden. Nach dem Umbau ist die Kippheide 5,55 Meter breit ausgebaut.

Burghof
Die Straße Burghof wird ebenfalls etwas umgestaltet. So muss etwa eine vorhandene Mauer deutlich eingekürzt werden, und die westliche Parkplatzzufahrt wird für die ankommende Straße „Kippheide“ weichen. Um den Verkehr rechtzeitig vor dem Bahnübergang zu regeln, ist an dieser Stelle auch eine Ampel geplant.

Kleiner Ring
Der „Kleine Ring“ soll im Zuge der Baumaßnahmen direkt mit renoviert werden und bekommt eine neue Pflasterung.
Parkplätze – ein kompliziertes Thema
Auch bei den Parkplätzen sehen die Planer Handlungsbedarf. Der unbefestigter Schotterplatz gegenüber vom Hotel Humbert, der bisher auch als LKW-Stellfläche genutzt wurde, würde dann nur noch für Autos freigegeben sein. Die Idee dahinter ist wieder, dass abbiegende oder rangierende Laster den Bahnübergang blockieren könnten. Damit wenigstens Autos und Motorräder weiterhin hier parken können, würde die Einfahrt etwas weiter weg vom Bahnübergang neu aufgebaut.

Damit aber auch Lastwagen weiterhin in der Nähe des Hotel Humbert parken können, gab es zunächst Überlegungen, auf der anderen Seite des Bahnübergangs neben der Straße „Auf der Koppel“ einen neuen Parkplatz mit rund 1100 Quadratmetern Fläche zu bauen. Dafür müssten allerdings einige Kleingärten weichen und weiterer Boden würde versiegelt. Daher ist es unsicher, ob es zu einem solchen Neubau überhaupt kommt. Schon bei der möglichen Schließung des alten Parkplatzes für LKW stießen die Planer auf Widerstand.

Fuß- und Fahrradwege am Bahnübergang Wulfen
Positiv soll sich der Umbau aber auf den Radverkehr auswirken. Die Geh- und Radwege im Bereich des Bahnübergangs sollen deutlich breiter und sicherer werden.

Bauzeit und Planauslage
Derzeit können die Bürger noch die Pläne einsehen und gegebenenfalls Einspruch erheben. Die Auslegung des Plans mit seinen Zeichnungen und Erläuterungen mit den entscheidungserheblichen Unterlagen erfolgt gemäß § 18a Abs. 3 AEG durch eine Veröffentlichung im Internet in der Zeit vom 12.08.2024 bis einschließlich 11.09.2024 unter diesem Link.
Wenn der endgültige Plan rechtssicher ist, rechnet die Bahn mit einer Umbauzeit von mindestens zweieinhalb Monaten. In dieser Zeit müssen sich die Wulfener auf erhebliche Belastungen durch Verkehrsbehinderungen und Lärm einstellen. Die genauen Kosten für den Umbau stehen noch nicht fest, werden aber zum Großteil von der Bahn übernommen.