100 Kinder laufen bei der Ferienaktion des soziokulturellen Zentrums Leo in die Manege ein. Der Lohn für eine Woche Arbeit sind zwei ausverkaufte Vorstellungen.
Dorsten. Von Akrobatik und Jonglage über Zaubern bis zu Fakiren, Clowns und Trapezkünstlern – rund um das und im Zelt des „Circus Soluna“ herrscht großer Trubel. Am Samstag stehen die beiden Aufführungen an. So langsam schleicht sich bei den kleinen Artisten Vorfreude und Nervosität ein.
Eine Woche lang trainieren die 100 Kinder auf ihren großen Moment hin. Den großen Moment, wenn zwei Mal 130 Augenpaare während der ausverkauften Vorstellungen auf sie gerichtet sein werden. Wenn Geschwister, Eltern, Großeltern und Freunde ihnen für die Shows die Daumen drücken.
„Das Zirkusfieber hat die Kinder voll gepackt“, beschreibt Jacky Möller die spürbare Begeisterung. Die Sozialarbeiterin ist für die Ferienaktion im Leo verantwortlich. Viel Zeit hat sie für unsere Fragen nicht. „Wir müssen gleich die Wassereise verteilen“, erklärt sie. Und die haben sich die Kinder nach dem schweißtreibenden Training auch redlich verdient.
Die Nachfrage war riesengroß
Sechs Stunden habe es nach Anmeldungsstart gedauert, da wären die 100 Plätze schon vergeben gewesen. „Die Nachfrage war riesengroß“, erklärt Möller, die viele Kinder und Eltern enttäuschen musste. „Unser Hygienekonzept gab nicht mehr Teilnehmerplätze her.“ Die angenommenen Kinder halten sich ohne Murren an die Regeln. „Beim Üben in den Gruppen und beim Mittagessen bleiben die Masken in der Tasche, ansonsten werden sie aufgesetzt“, so Möller.

Nicht Leistung, sondern Spaß im Circus Soluna
Doch die Einschränkungen der letzten Monate spielen hier überhaupt keine Rolle. Im Gegenteil: Viele Kinder sind einfach erleichtert und begeistert, „endlich wieder mal so richtig frei spielen zu können“. Und auch wenn die Zirkusnummern eingeübt werden müssen, steht eben dieses Spielerische ganz klar im Vordergrund. Jacky Möller: „Hier geht es nicht nach Leistung, sondern um den Spaß und auch das Selbstwertgefühl. Viele Kinder probieren bei uns mal was ganz Neues aus. Da ist es völlig egal, ob zum Beispiel der eine sportlicher ist als die andere.“

Profis vom Circus Soluna geben Schnellkurs für Betreuer
Fünf Tage lang tasten sich die sechs- bis zwölfjährigen Kinder zwischen 10 und 16 Uhr in 15-köpfigen Gruppen an das Zirkusleben heran. Eineinhalb Stunden üben sie im Wechsel im Zirkuszelt oder auf dem Platz davor ihre Nummern ein. Dann gibt’s eine Pause. Immer dabei: 15 Betreuer aus dem Leo. Die haben im Vorfeld von den beiden Profis des Circus Soluna einen achtstündigen Schnellkurs bekommen. „Wir mussten es erst selbst alles lernen, um es jetzt den Kindern beizubringen“, lacht Möller.
Unterstützer packen mit an und spenden
Neben diesen Zirkustrainern braucht es noch viele weitere helfende Hände und Untersützer. So haben etwa die Bürgerschützen aus Hervest den Zeltaufbau übernommen. Und auch beim Abbau packen sie wieder mit an. Der örtliche Lionsclub finanziert mit seiner Spende das tägliche Mittagessen für die 100 Kinder. „Ohne solche Unterstützung ist so ein Projekt eigentlich kaum zu stemmen“, erklärt Jacky Möller.

Unterstützung, auf die die LEO-Mitarbeiterin auch für das kommende Jahr wieder hofft. Denn das Projekt soll 2022 eine Fortsetzung erfahren. Ob die Kinder dann auch wieder dabei sein wollen? Ein Blick in die begeisterte Menge junger Artist*innen ist Antwort genug.