Für überregionale Verwunderung sorgte vor kurzem eine Mitteilung der Uni Aachen: Studenten können sich ab sofort in den hauseigenen Kaffeebars anfallenden Kaffeesatz abholen. Will hier die Uni einfach nur kostenlos Müll entsorgen? Keineswegs, die Idee ist nämlich gar nicht schlecht, meint Gartenexpertin Martina Huhn.
“Ja klar, Kaffeesatz haben unsere Großeltern schon genutzt”, lacht Martina Huhn. Die Schermbeckerin, die zusammen mit ihrem Mann David eine Gartenbaufirma an der B58 in Damm betreibt, gibt gerne einige Tipps für den richtigen Umgang mit dem krümeligen Rohstoff.
Nutzung als Dünger
Die wohl bekannteste Einsatzmöglichkeit von Kaffeesatz ist die Verwendung als preiswerter Dünger. Allerdings findet das nicht jede Pflanze gleich gut, weiß Martina Huhn. “Pflanzen, die sauren Boden mögen, vertragen Kaffeesatz gut”, erklärt sie und nennt etwa Rhododendron oder Hortensien als Beispiele. Es gibt aber auch viele Arten, die ein saures Bodenmilieu nicht gut vertragen, etwa Rosen, Narzissen, Erdbeeren oder Apfelbäume. Für alle, die sich über ihren Boden nicht sicher sind, gibt es einfache pH-Tests im Fachhandel.
Allerdings sollten Gartenfreunde nicht einfach den frischen Kaffeesatz aus dem Filter oder Behälter händeweise auf die Beete streuen. “Frischen Kaffeesatz würde ich höchstens dann benutzen, wenn ich gerade frisch pflanze und ihn gut mit Erde mischen kann”, rät Martina Huhn, “und auch nur im Garten. Für Topfpflanzen würde ich davon abraten”. Der Grund: “Feuchter Kaffeesatz schimmelt schnell.” Daher ist es eine gute Idee, die Überreste des letzten Kaffeetrinkens an geeigneter Stelle zu trocknen, etwa auf einem Backblech oder in einer offenen Schale.
Das getrocknete Pulver kann man dann gut als Dünger verwenden. Als geeignete Monate würde die Fachfrau März bis September empfehlen. “Aber nicht übertreiben: Alle paar Wochen etwas geben, dabei höchstens einmal die Woche eine Handvoll”, lautet der Rat von Martina Huhn.
Wespen verscheuchen
Wer jetzt aber schon kiloweise Kaffeesatz aus dem Büro nach Hause geschleppt und ganze Schalen davon getrocknet hat, muss sich nicht ärgern. Schließlich gibt es noch weitere praktische Verwendungsmöglichkeiten für das dunkle Pulver. “Im Sommer kann man gut eine kleine Schale davon anzünden”, erklärt die Gartenexpertin. “Der aromatische Rauch vertreibt die Wespen vom Terrassentisch”.
Schnecken ärgern, Töpfe schrubben
Damit sind die vielfältigen Möglichkeiten aber noch nicht erschöpft. So würden etwa Schnecken ausgestreute Bahnen von Kaffeesatz, etwa rund um Salate, meiden. Auch andere Tiere scheuen das enthaltene Koffein, das ja auch der Kaffeestrauch selber zur Abwehr von Schädlingen nutzt. Das machen sich auch Gartenfreunde zunutze, die sich über Blattläuse ärgern: Eine 1:1 Mischung von Wasser und Kaffeesatz kann man gut auf die Blätter sprühen, um die lästigen Sauger loszuwerden. Anders ist es auf dem Komposthaufen: Hier hilft etwas Kaffeesatz dabei, Regenwürmer anzulocken. Die nützlichen Helfer mögen den Duft und bedanken sich mit lockerem Boden und schnellerer Kompostierung.
Wer gerne grillt, möchte den Rost vielleicht nicht unbedingt mit aggressiven chemischen Mitteln reinigen. Auch hier hilft Kaffeesatz: Wie ein natürliches Scheuermittel hilft es beim Putzen von Rost und Töpfen, ohne gefährliche Rückstände an die Speisen abzugeben. Und wenn die Gartenschuhe nach einem harten Arbeitstag müffeln, kann man sie über Nacht mit etwas Pulver füllen – der Kaffeesatz nimmt die üblen Gerüche problemlos auf.
“Es gibt so viele alte Tricks, die man wieder entdecken kann”, erzählt auch Martina Huhn und fügt schmunzelnd hinzu: “Es lohnt sich wirklich, ab und zu auf unsere Altvorderen zu hören.”