Die Frage ist geklärt: Es handelte sich wirklich um einen APRILSCHERZ!!!
Historiker werten mittelalterliche Urkunden aus dem Bistumsarchiv Münster aus.
Erste Ideen für die 1200-Jahr-Feier im Sommer
Festkonzert mit Helene Fischer
Für die Forscher ist es eine kleine Sensation, für Lembeck ein ideelles Erdbeben: Die Gemeinde, die gerade erst mit einem großen Festjahr ihr 1000-Jähriges Bestehen gefeiert hat, ist in Wahrheit 200 Jahre älter. Nach Auswertung einiger nur in Fragmenten erhaltener Dokumente aus dem Mittelalter muss die erste urkundliche Erwähnung Lembecks nun auf das Jahr 818 datiert werden.
Historische Auswertung
Bürgermeister Tobias Stockhoff wurde in der vergangenen Woche von Prof. Dr. Klaus-Werner Rombrock von der historischen Fakultät der Wilhelms-Universität Münster über den Fund und die historische Auswertung unterrichtet und nahm sofort Kontakt auf mit Ludger Große Heidermann, dem Cheforganisator der 1000-Jahr-Feiern. „Dann war unser Fest wohl ungültig“, scherzte der. Und versprach: „Wir werden in unserem bewährten und eingespielten Team jetzt natürlich die Ärmel aufkrempeln und im Oktober unser 1200-Jähriges feiern. Nach der zehntägigen Festwoche werden wir dann natürlich nochmal drei oder vier Tage mehr machen müssen.“
Palimpseste
Mit ihrem Professor Rombrock hatten einige Studenten im vergangenen Jahr so genannte „Palimpseste“ aus dem Bistumsarchiv Münster untersucht. Palimpseste sind recycelte Pergamente: Da das Schreibmaterial im Mittelalter sehr kostbar war, wurden Beschriftungen abgeschabt und die Bögen wiederverwertet.
Mit der Fluoreszenzfotografie ist es heute möglich, die verschwundene „Schrift unter der Schrift“ wieder lesbar zu machen. Mit dieser Technik wurden schon einige kostbare und verloren geglaubte Texte wiederentdeckt, etwa von Cicero oder Archimedes.
1200 Jahre altes Dokument
Unter einem Vertragstext aus dem 14. Jahrhundert wurde dabei auf einem leider nur sehr kleinen Fragment ein Text lesbar aus dem fünften Regierungsjahr des fränkischen Kaisers Ludwig I. (auch genannt „der Fromme“, ein Sohn Karls des Großen, regierte von 813 bis zu seinem Tod 840), also aus dem Jahre 818. Eine Altersbestimmung mit der Radiokarbon-Methode bestätigte, dass das Dokument ungefähr 1200 Jahre alt ist.
Der genaue Zusammenhang und die Gesamtbedeutung des Textes lassen sich leider nicht rekonstruieren, dafür ist der erhaltene Teil des Textes zu klein. Die Forscher vermuten, dass es sich um einen Vertrag oder einen literarischen Text handelt.
Ein Satz in diesem Bruchstück allerdings elektrisierte den Studenten Hagen Bollmann, der gebürtig aus Reken stammt und natürlich vom Lembecker Jubiläum im letzten Jahr wusste:
Schœniu lant rîch unde hêre, swaz ich der noch hân gesehen, sô ist Lehem Becke ir aller êre.
In modernes Hochdeutsch übersetzt, bedeutet das:
Was ich auch an schönen; mächtigen und herrlichen Landen bisher gesehen habe – Lembeck ist die Krone von ihnen allen.
Bürgermeister Tobias Stockhoff und Ludger Große-Heidermann haben umgehend erste Überlegungen angestellt, wie das Jubiläum gefeiert werden kann. Mit der Agentur der Musikerin Helene Fischer („Atemlos“) wird verhandelt, ob sie bereit ist, ein großes Festkonzert am Schloss zu geben.
Landeskabinett in Lembeck
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet lässt prüfen, ob aus Anlass des Jubiläums das Landeskabinett in Lembeck tagen kann. Bundespräsident Frank Walter Steinmeier wird – wenn es sein Terminkalender zulässt – gemeinsam mit Pfarrer Voss und Bürgermeister Stockhoff den Festumzug anführen, der natürlich ebenfalls erneut stattfinden soll.
Forschungsprojekt
Die Planungen für Festball, Jubiläumsgottesdienst und Kulturprogramm werden in den nächsten Tagen anlaufen. Im Rahmen der 1200-Jahr-Feier werden die Historiker der Uni Münster in einer Ausstellung in Lembeck erstmals die Gesamtergebnisse ihres Forschungsprojektes vorstellen.
Bis zur vollständigen Auswertung bleiben die Dokumente, Bilder davon und weitere Erkenntnisse unter Verschluss – auch der Schnipsel der jetzt dazu führt, dass zumindest ein Kapitel der Lembecker Geschichte neu geschrieben werden muss.