Das größte Naturschutzgebiet im Kreis Recklinghausen ist die Lippeaue. Sie erstreckt sich über fast 2200 Hektar und beheimatet zahlreiche seltene Arten. Diese geschützte Zone, die entlang des namensgebenden Flusses Lippe verläuft und von Waltrop über Haltern am See, Datteln und Marl bis nach Dorsten reicht, birgt ein gewisses Konfliktpotenzial, trotz ihrer ökologischen Bedeutung und ihres hohen Erholungswerts.
Caroline Homm von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Recklinghausen betont, dass Information und Verständnis auf beiden Seiten entscheidend sind. „Dynamische Lebensräume wie Flussauen sind besonders artenreich. Hier finden sich Pflanzen und Tiere, die auf der roten Liste stehen, das heißt, sie sind gefährdet und selten“, erläutert Homm. In dieser Region, im Kreisgebiet entlang der Lippe, haben sich beispielsweise erstmals seit über 100 Jahren wieder Biber angesiedelt.
Seit 1995 ist die Lippeaue als Naturschutzgebiet und seit über 20 Jahren auch als europäisches Schutzgebiet, ein sogenanntes Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, eingestuft. Dies bedeutet, dass in diesem Gebiet besonders strenge Regeln gelten.
Besucher müssen helfen, die Natur zu schützen
„Wir haben bei uns eine besondere Situation, weil das Naturschutzgebiet im Gegensatz zu vielen anderen Schutzgebieten in Teilen mitten im besiedelten Raum liegt. Dadurch wird es natürlich deutlich mehr genutzt“, erklärt Homm. Eine gesteigerte Nutzung bedeutet jedoch gleichzeitig, dass es umso wichtiger ist, dass Besucher die geltenden Regeln einhalten. Dazu gehört das Anleinen von Hunden und die Benutzung der ausgewiesenen Wege.
Freizeitaktivitäten wie Picknicken, Campen und Schwimmen in der Lippe sind in der Lippeaue nicht gestattet. Die Lippe darf nur mit „kanusporttypische Booten“ befahren werden und nur in Fließrichtung. Dies beinhaltet neben Kanus auch weiteres Sportgerät, das zum Kanusport zählt wie Kanadier, Kajaks, Stand Up Paddling Boards oder ähnliches. Ein- und Ausstiegsstellen sind streng reglementiert, um die empfindlichen Lebensräume an und in der Lippe so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. In besonders geschützten Bereichen ist die Befahrung sogar vollständig untersagt.
Ranger starten ihren Einsatz in der Lippeaue
Ab Mitte September werden Ranger des Regionalverbands Ruhr (RVR), genauer gesagt des Eigenbetriebs Ruhr Grün, in der Lippeaue präsent sein, um die Regeln zu erklären und als Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung zu stehen. Passanten können sie gezielt ansprechen oder bei Fragen zum Schutzgebiet konsultieren. Bei fachlichen Fragen zum Naturschutzgebiet steht auch die Biologische Station als Alternative zur Verfügung. Diese Maßnahme wurde in Absprache mit dem Lippeverband durchgeführt und von diesem begrüßt.
„Was mir ganz wichtig ist: Mit den Regeln wollen wir niemanden davon abhalten, in die Natur zu gehen. Im Gegenteil. Gehen Sie ins Naturschutzgebiet, schauen Sie sich um und lernen die Besonderheiten kennen. Denn nur wer etwas kennt und gut informiert ist, kann es auch schützen“, fasst Homm zusammen.