Nach einem anstrengenden Schützenfest sind die Holsterhausener Schützen immer etwas erschöpft. Dennoch gibt es eine Tradition, auf die sie sich jedes Mal freuen: Das Runkelfest.
Nach der Proklamation des neuen Schützenkönigs und dem letzten Tanz auf dem Festzelt-Parkett kehrt in Holsterhausen-Dorf noch lange nicht der Alltag ein. Das Runkelfest bildet den krönenden Abschluss der Feierlichkeiten.
Runkelfest ist seit 54 Jahren Tradition
Seit 54 Jahren wird dieses Fest von der Runkelgilde organisiert. Bereits in den 1920er Jahren schoss man in Holsterhausen mit Steinschleudern auf eine Runkelrübe, die kurzerhand von einem der umliegenden Höfe besorgt wurde. Nach dem Krieg ließ man diese Tradition wieder aufleben, und mutige Burschen trafen sich regelmäßig mit ihren Schleudern, um der Runkel den Garaus zu machen.

1970 wurde schließlich die Runkelgilde Holsterhausen-Dorf gegründet. Seitdem trifft man sich immer am Dienstag nach dem Schützenfest, um den neuen Runkelkönig auszuschießen. Viele Einwohner Holsterhausens nutzen die Gelegenheit, in lockerer Runde über das Schützenfest zu plaudern und zu entspannen. Lange Zeit fand dies im Pastorsbusch statt, doch der Platz hinter dem Antoniuskindergarten wurde bald zu eng. Daher zog die Runkelgilde auf den Festplatz an der Vogelstange um.
Das Runkelfest beginnt mit dem Runkelbürgermeister

Am Dienstag war es wieder so weit. Der „Runkelbürgermeister“ Peter Knafla begrüßte die Gäste und bedankte sich beim scheidenden „Runkelpräsidenten“ Peter Abel, der sein Amt feierlich an den Nachfolger Christoph Hillebrand übergab.

Dabei wurde klar, dass es sich um eine humorvolle Veranstaltung handelte und hier kein heiliger Ernst Einzug halten sollte. Der neue Präsident rief auch gleich den „Runkelhauptmann“ Armin Maibach zu sich, der ihm das Zielobjekt der Begierde überreichte.

Eine große, dicke und perfekt unförmige Runkelrübe, die dann mit königlicher Hilfe auf dem Runkelständer zu montieren war.

Majestätisch unterstützte die amtierende Runkelkönigin Anja Schönwald die Installation. Das bewies zwei Tatsachen auf einmal: Erstens zeigte die Regentin ihr Geschick, und zweitens dürfen bei der Runkelgilde natürlich auch Frauen mitschießen.

König Franz-Josef Feller unterstützte das Bemühen ebenfalls, so dass die diesjährige Runkel alsbald auf ihrem Sockel thronte. Noch ein letzter Salut, dann ging es der Rübe an den Kragen… oder vielmehr an die Pelle.

Als erstes durften Königin, König, Präsident und Bürgermeister sowie der Hauptmann ihr Glück versuchen. Da blieb die Runkel aber noch eher unbeeindruckt und unbeschädigt.

Voll auf die Knolle
Nach diesen Eröffnungsschüssen durch die Runkelmajestäten und die wichtigsten Amtsträger griffen dann auch groß und klein zu den Flitschen, fischten sich geeignete Kieselsteine aus bereitgestellten Eimern, und eröffneten das Feuer auf die todgeweihte Rübe.

Das war aber gar nicht so einfach, denn wer nicht jeden Tag zur Steinschleuder greift (und wer tut das schon), brauchte einige Versuche, bis die Steine auch ins Ziel trafen. Aber auch Fehlschüsse und Flitschenpatzer sorgten nicht für Frustration, sondern wurden voller Humor aufgenommen.

Das hatte der „Runkelbürgermeister“ schon gut vorgemacht, als seine Schleuder die Geschosse an anderer Stelle platzierte, als es das Spiel eigentlich vorgab. Aber Peter Knafla musste selbst herzlich darüber schmunzeln, und diese gute Laune steckte einfach an.

Die Teilnehmer hatten wie die Zuschauer viel Spaß an dem humorvollen und knallfreien Vergnügen, bei dem außer der Runkelrübe niemand zu Schaden kam. Tatsächlich entwickelten einige Schützen dann doch ziemlichen Ehrgeiz, um die Runkel vom Sockel zu schießen.

Der Griff zur Geheimwaffe und die stolze Tochter
Da so eine Rübe eine ziemlich stabile Knolle ist, musste der Runkelpräsident die Geheimwaffe zücken: Mit dem heiligen „Runkelmesser“ wurde die Königsrübe etwas verdünnt. So konnte der Widerstand schließlich gebrochen werden. Beim 432. Schuss im Finale stieß dann Luca Schönwald das Restgemüse vom Ständer und folgte so ihrer Mutter auf dem Thron nach.

Zum König erkor sie Gabriel Feller, so dass die Schönwald-Fellersche Dynastie in Holsterhausen-Dorf eine weitere Regentschaft herrschen kann. Damit war das Runkelfest komplett. Die Anwesenden hatten viel Spaß an der lustigen Veranstaltung und nutzten sie, um sich von den tollen Festtagen zu entspannen.
