Sicherheit bei Veranstaltungen unter freiem Himmel ist ein Thema, das immer mehr in den Fokus rückt. Nach den Anschlägen der vergangenen Jahre, bei denen große Menschenmengen gezielt attackiert wurden, stehen Kommunen vor der Herausforderung, den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten, ohne Ehrenamtliche und Veranstalter zu überfordern. Die Stadt Dorsten hat daher ein neues Konzept entwickelt, das am Vormittag des 1. April 2025 im Rathaus vorgestellt wurde. Erstmals kommt es bei „Dorsten is(s)t mobil“ zum Einsatz.
Bürgermeister Tobias Stockhoff betonte, dass die Sicherheit bei Veranstaltungen eines der zentralen Themen in der aktuellen Diskussion sei. Gerade der Rosenmontagsumzug in Dorsten und Holsterhausen stand zeitweise auf der Kippe, konnte aber mit erheblichem organisatorischem Aufwand und der Unterstützung aus dem Feuerwehr-Ehrenamt durchgeführt werden.
Sicherheit darf das Ehrenamt nicht erdrücken
„Das Bedürfnis nach maximaler Sicherheit ist absolut verständlich“, so Stockhoff. „Aber wir müssen ein Maß finden, das das Ehrenamt nicht erdrosselt.“ Als Beispiel nannte er die acht Schützenfeste, die in diesem Jahr in den Dorstener Stadtteilen geplant sind. Dorsten sei als Flächenstadt besonders auf ehrenamtliches Engagement angewiesen.
Neue Gefahrenraum-Kategorien
Ordnungsdezernentin Nina Laubenthal erklärte, dass große Menschenmengen unter freiem Himmel verwundbar seien und es daher einer klugen Sicherheitsstrategie bedürfe. Nach dem Rosenmontagsumzug stellte sich die Frage, wie künftige Veranstaltungen abgesichert werden können, ohne unleistbare Anforderungen an Ehrenamtliche und Vereine zu stellen. Das Ordnungsamt entwickelte daraufhin ein Sicherheitskonzept, das sogenannte „Gefahrenräume“ definiert.
Diese Räume werden nach dem neuen Sicherheitskonzept in drei Kategorien eingeteilt:

Grün: Höchste Sicherheitsstufe, z. B. Festzelte mit Zugangskontrollen und ständigem Ordnungsdienst.

Gelb: Bereiche mit Schutzmaßnahmen, z. B. gegen Überfahrten geschützte Zonen.

Orange: Niedrigste Sicherheitsstufe, Besucher müssen sich der allgemeinen Risiken bewusst sein.

Grau: Ende des Veranstaltungsbereiches.
Die Gefahrenräume und die jeweiligen Schutzmaßnahmen werden individuell für jede Veranstaltung festgelegt. Dazu erfolgt eine Gefährdungsanalyse unter Berücksichtigung des Orientierungsrahmens des Landes. Ein Koordinierungsgremium, dem neben dem Ordnungsamt auch die Verkehrsabteilung, Feuerwehr und Polizei angehören, entscheidet über die Sicherheitsvorkehrungen. Weitere Fachleute aus der Verwaltung oder externe Experten können nach Bedarf hinzugezogen werden.
Durch diese Kategorisierung sollen Besucher in die Lage versetzt werden, ihr persönliches Sicherheitsniveau selbst zu bestimmen. „Die Besucher werden aktiv eingebunden und können entscheiden, wo sie sich aufhalten wollen“, erklärte Christoph Fortmann, Leiter des Ordnungsamtes.
Ein pragmatischer Ansatz für Veranstaltungen
Sven Bartmann, mitverantwortlich für Veranstaltungssicherheit, erläuterte, dass die Stadt stets das Verhältnis zwischen objektiver Gefährdung, subjektivem Sicherheitsgefühl und umsetzbarem Aufwand beachten müsse. „Wir können bei einem Umzug nicht alle fünf Meter einen Polizeibeamten hinstellen“, stellte der Bürgermeister klar.

Bereits vorhandene Schutzmechanismen, wie die versenkbaren Poller in der Innenstadt, tragen zur Sicherheit bei. Veranstalter haben zudem die Möglichkeit, weitere Schutzmaßnahmen wie Sicherheitsdienste, Zugangskontrollen oder die Kontrolle mitgeführter Gegenstände einzusetzen. „Wichtig ist, dass wir den Vereinen und Veranstaltern ein Sicherheitskonzept an die Hand geben, das ihre Möglichkeiten berücksichtigt und nicht an der Realität vorbeigeht“, so Bartmann.
Stadt unterstützt Vereine
Um Veranstalter nicht allein zu lassen, stellt die Stadt Dorsten einen Fundus an Schildern und Überfahrsperren bereit, die ausgeliehen werden können. Erstmals zum Einsatz kommen sie bei der Großveranstaltung „Dorsten is(s)t mobil“ am kommenden Wochenende.
Stockhoff appellierte an die Vereine: „Die Stadtgesellschaft wird durch Feste zusammengebracht. Gerade das wollen potenzielle Täter zerstören. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass unsere Veranstaltungen sicher und durchführbar bleiben.“ Die Stadt stehe für Fragen und Unterstützung bereit. „Die Vereine sollen auf uns zukommen, wir finden gemeinsam Lösungen“, so der Bürgermeister abschließend.