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Sonntag, November 3, 2024
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#104 Glosse von Anke

Veröffentlicht am

Glosse von Anke: Der Alltag ist schon ernst genug. Deswegen serviert die Dorstenerin Anke Klapsing-Reich zum Wochenende eine Portion Heiterkeit. Diesmal jedoch etwas Besinnliches!

Vergnügliche Episoden aus dem Berufs- und Familienleben. Denn mit einem Lächeln geht gleich alles leichter.

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Spieglein, Spieglein an der Wand …

Die Kraterlandschaft mit weitverzweigten Furchen ist durchaus beeindruckend. Tiefe Schluchten graben sich durch das flächige Areal, mäandernde rote Adern suchen sich auf dem fleckigen, großporigen Untergrund ihre Bahn. Und da – was ist das? Plötzlich reckt sich aus der Mitte ein pelziger Berg empor, zu dem zwei dunkle Höhlen am Fuße der Erhebung Einlass zu gewähren scheinen. Darunter – nur von einem fingerbreiten, flaumig bewachsenen Streifen getrennt – zwei rosige Wülste. Oh Gott, sie bewegen sich, klaffen auseinander und geben zwei Reihen fruchterregender Beißwerkzeuge frei – ein Monster, das blutrünstig seine gewaltigen Zähne nach mir bleckt und danach giert, mich zu verschlingen?

„Und, wie gefällt Dir Dein neuer Vergrößerungsspiegel?“, steckt mein breit grinsender Sohn seinen Kopf ins Bad und beendet damit die visuelle Reise durch mein Spiegelbild, das der spektakulären Landschaft des nordischen Inselstaats Island durchaus ähnlich sieht. „Ich habe ihn heute Morgen angebohrt. Wurde ja auch mal endlich Zeit, dass ich Dir wie versprochen Dein Weihnachtsgeschenk an die Wand bringe! Guck mal“ – er stellt sich belehrend neben mich – „hier kannst Du drei verschiedene Beleuchtungsstufen per Fingertipp auswählen, und wenn Du den Spiegel umdrehst, siehst Du Dich in 10-facher Vergrößerung!“

Nur zehnfach? Nach meinem Empfinden fühlt es sich wie eine 100-fache Vergrößerung an. „Danke, mein Sohn, wirklich erstklassig, da entgeht meiner Pinzette wahrlich kein Barthärchen mehr!“ Ich touche das Licht aus und verlasse das Bad; muss dringend einen zeitnahen Termin mit meiner Kosmetikerin ausmachen. Und während ich zum Telefonhörer greife, fällt mir das schöne Gedicht von Ringelnatz ein, das den Titel „Genau besehn“ trägt:

Wenn man das zierlichste Näschen Von seiner liebsten Braut Durch ein Vergrößerungsgläschen Näher beschaut. Dann zeigen sich haarige Berge, Daß einem graut.

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