Glosse von Anke: Der Alltag ist schon ernst genug. Deswegen serviert die Dorstenerin Anke Klapsing-Reich zum Wochenende eine Portion Heiterkeit.
Oma-Enkel-Dialog
Um mich herum „großeltert“ es sehr. Das ist in meiner Boomer-Generation auch nichts Ungewöhnliches, schließlich haben viele unserer Kinder die 30-Lebensjahre-Linie schon überschritten und selber Nachwuchs in die Welt gesetzt. „Du, am Wochenende kann ich leider nicht, da übernachtet Max bei uns“, oder „Sorry, heute Abend ist Babysitting angesagt“, oder: „Dienstags kommt generell nie in Frage – der ist als Oma-Tag geblockt, das weißt Du doch…“ – so und so ähnlich lauten die Absagen auf meine Frage nach spontanen Treffen im Freundeskreis.
Tja, da kann ich noch nicht mithalten. Mein bislang einziger „Enkel“ hat vier Pfoten, ein hübsches Fell und hört auf den Namen Asterix. Nun könnte ich ja auch mal absagen mit der Begründung: „Oh, tut mir leid, an diesem Abend bin ich schon mit Asterix zum Gassi verabredet“, aber bedauerlicherweise lebt das Hündchen mit seinem Herrchen fast 600 Kilometer weit von mir entfernt, so dass ich beide nur selten live erleben kann.
Künstlerische Kontroverse zwischen Großmutter und Enkelsohn
Da hatten meine Eltern mehr Glück. Ihre beiden Enkelkinder wuchsen in ihrem Umfeld auf, so dass sie regelmäßig das Zusammensein mit den Kleinen genießen konnten. So erinnere ich mich noch sehr gut an folgende künstlerische Kontroverse in unserem Haus zwischen Großmutter und Enkelsohn:
„Zeig mal, mein Schätzchen, was Du Schönes im Kindergarten gemalt hast.“ – Unwillig reicht der kleine Künstler sein Werk. „Oh, wie schön, und was soll das sein?“ – „Ein Frosch in ‚ner Winterlandschaft.“ – „Aha!“ Oma schaut noch einmal angestrengt auf das minimalistisch bemalte Blatt Papier, versucht die grünen Striche zu einem Froschkörper zusammenzusetzen. „Dann ist das sicherlich die Mütze.“ Sie tippt auf ein undefinierbares Bleistiftgekritzel. „Nee, das sind die Turnschuhe vom Frosch.“ – „Schlittert der damit über das Eis, dort unten?“ – „Oma, da ist doch ein See! Der Frosch wollte zwar eigentlich Schlindern gehen, aber dann hat er sich verlaufen.“
Mein Ruf an die Kaffeetafel beendete die künstlerische Kontroverse. Doch abends beim Zubettgehen verkündete der Knirps selbstkritisch: „Mama, ich glaub‘, den Frosch in der Winterlandschaft muss ich morgen noch mal anders malen.“