Glosse von Anke: Der Alltag ist schon ernst genug. Deswegen serviert die Dorstenerin Anke Klapsing-Reich zum Wochenende eine Portion Heiterkeit.
Vergnügliche Episoden aus dem Berufs- und Familienleben. Denn mit einem Lächeln geht gleich alles leichter.
Protestanten müssen warten
In Dorsten haben am vergangenen Wochenende einige Grundschulkinder bei strahlendem Sommerwetter die Erstkommunion empfangen. Mit Kirchgang, Familienfeier, Lampenfieber und jeder Menge Geschenken. Das erinnerte mich an die Geschichte, die mir mal eine Mutter vor vielen Jahren erzählt hatte:
Ihr Sohn, damals Drittklässler, verfolgte mit immer länger werdendem Gesicht die wachsende Kommunion-Vorfreude seiner Freunde und Mitschüler. „Mama, warum sind wir eigentlich evangelisch?“, maulte er missmutig herum, „da muss ich ja noch Jahre warten, bis ich zur Konfirmation gehen und Geschenke kriegen kann.“
Da aber für die Familie weder eine Konversion zum katholischen Glauben noch ein Dringlichkeitsantrag bei der evangelischen Kirche auf eine Vorverlegung der Konfirmation des Sohnes um ca. 5 Jahre infrage kam, musste der schmollende Spross durch diese „Glaubenskrise“ durch. Seinen letzten Einspruchsversuch: „Die kriegen aber alle eine Stereoanlage und ich hab keine – das ist doch ungerecht“ – schmetterte der Familienrat ebenso entschieden ab wie seine Weigerung, als Freund und Gast der Kommunion seiner katholischen Freunde in der Kirche beizuwohnen.
So saß die Mutter also mit ihrem prötteligen Protestanten neben sich in der Kirchenbankreihe und verfolgte die Feier. Der Pfarrer trat vor das Mikrofon, um die versammelte Gemeinde und die schick herausgeputzten Kommunionkinder weihevoll zu begrüßen: „Liebe Kinder, heute ist der Tag Eurer heiligen …“ „…Stereoanlage“, zischte ihr Sohn dazwischen und vollendete den Satz nach seiner Sicht der Dinge.
Wie ich hörte, nahm er fünf Jahre später Revanche. Zwar ohne Stereoanlage, dafür aber mit einem nigelnagelneuen Schlagzeug. Und so war die Balance in der katholisch-protestantischen Welt wiederhergestellt.