Am 15. August wird die Umweltstiftung der Sparkasse Vest Recklinghausen 30 Jahre alt. An der Biologischen Station des Kreises Recklinghausen in Lembeck wurde deutlich, wie man mit vermeintlich kleinen Projekten große Wirkung erzielen kann.
„Es sollte eine Stiftung für die Ewigkeit sein“, betont der Vorsitzende Dirk van Buer an die Anfänge im Jahr 1994. Unter dem etwas sperrigen Titel „Stiftung der Kreissparkasse Recklinghausen zur Förderung des Natur- und Umweltschutzes“ hatte man seinerzeit mit einer Million Mark Stiftungskapital begonnen.
Mit den Zinsen Gutes fördern
Das Kapital selbst sollte unberührt bleiben. Die Zinserträge daraus sollten hingegen Projekten im Kreis Recklinghausen dienen, die sich für den Natur- und Umweltschutz einsetzen. „Als die Zinsen hoch waren, funktionierte das ganz wunderbar. Allerdings kam uns die Nullzinspolitik der vergangenen Jahre etwas in die Quere“, gibt Dirk van Buer zu bedenken. „Zum Glück ist die Sparkasse Vest ein verlässlicher Partner, der dabei auch unterstützend unter die Arme greifen kann“, so der Sparkassen-Betriebswirt. Seit 13 Jahren steht er der Umweltstiftung bereits als Vorsitzender vor, und weiß, dass manchmal auch ganz simple Dinge benötigt werden. Zum Beispiel ein Hochdruckreiniger.

Über einen solchen Saubermacher mit Akkubetrieb konnte sich nun die Biologische Station des Kreises Recklinghausen in Lembeck freuen. „Wenn wir hier Aktionen mit Schulklassen haben, wo zum Beispiel Apfelsaft gepresst wird, ist so ein Hochdruckreiniger schon eine große Hilfe“, freut sich auch Heike Kalfhues. Die Diplom-Landschaftsökologin ist vielen Naturinteressierten bereits durch ihre gelungenen Führungen, aber auch durch ihre jahrelange Öffentlichkeitsarbeit bekannt.
Ein Infostand für die Biologische Station
Für letztere Aufgabe erhalten Heike Kalfhues und ihre Mitstreiter nun professionelles Equipment. „Bislang fehlte es uns an einem professionellen Infostand, der uns weithin sichtbar als Biologische Station erkennen lässt und zudem einfach aufzubauen ist. Dank der Förderung der Stiftung haben wir nun eine ansprechende Ausstattung mit Wiederkennungswert“, zeigt sich Heike Kalfhues erfreut. „Der wunderschön bebilderte Pavillon wird künftig auf Umweltmärkten, Fachtagungen und Umweltbildungsveranstaltungen zum Einsatz kommen.“

Heike Kalfhues betont, wie wichtig die Umweltstiftung für die Arbeit der Biologischen Station ist. „Wir werden zu 80 Prozent aus Landesmitteln und zu 20 Prozent durch den Trägerverein finanziert. Die Zuwendungen der Stiftung füllen für uns eine wichtige Lücke, die uns weitere Projekte möglich machen.“
Insgesamt 2800 Euro hat die Stiftung in diesem Jahr für die Biologische Station vorgesehen. Jeweils rund 1000 Euro finanzierten den Infostand und den Hochdruckreiniger. „Der Rest kommt dem Projekt Lebensraum Streuobstwiese zugute“, erklärt Dirk van Buer.
Die Streuobstwiese: 5000 Arten zwischen Blüten und Äpfeln
Warum ausgerechnet eine Streuobstwiese? Das wird klar, als Heike Kalfhues mit den beiden Stiftungsvorsitzenden Dirk van Buer und Ulrich Carow aus dem kühlen Konferenzraum der Biologischen Station hinaus auf die benachbarte sonnenbeschienene Wiese tritt. Überall summt und brummt es geradezu vor Leben. „Für rund 5000 Arten von Tieren und Pflanzen ist eine gut gepflegte Streuobstwiese der ideale Lebensraum“, erklärt Heike Kalfhues.
Und natürlich haben auch die Menschen Freude an den leckeren Früchten, die hier auf den Obstbäumen wachsen. Somit eignet sich die Streuobstwiese auch bestens, um Kinder und Familien an den Naturschutz heran zu führen. „Mit dem Geld können wir nun eine Ausbildung in Streuobst-Pädagogik anbieten“, freut sich die Landschaftsökologin.

Die Umweltstiftung möchte die Menschen untereinander vernetzen
Streuobstwiesen sind derzeit eines der ganz großen Themen für die Stiftung, betont auch deren zweiter Vorsitzende Ulrich Carow. „Es sind sehr ortsbezogene und überschaubare Projekte vor Ort, die ehrenamtlich betreut werden können“, sagt Carow.
Bis zum Eintritt in den Ruhestand war der studierte Landschaftsarchitekt Bereichsleiter Umwelt beim Regionalverband Ruhr, wo er unter anderem für den Umbau alter Zechenbahntrassen zu modernen Fahrradwegen verantwortlich war. Nun ist er ehrenamtlich im Vorstand der Stiftung tätig und sieht seine Aufgabe vor allem darin, Menschen zusammen zu bringen. „Das muss eine Tendenz auch für die Zukunft sein“, mahnt er. „Wir möchten die unterstützten Organisationen vernetzen. Ihnen zeigen, was andere leisten und wo man sich zusammentun kann.“
Denn in aller Regel sind es Ehrenamtliche, die sich in ihren Gemeinden für den Naturschutz engagieren. „Wenn ihnen die passenden Geräte oder das Know-How fehlen, sind sie oft aufgeschmissen. Durch die Vernetzung kann man sich aber untereinander helfen.“ Die Streuobstwiese sei dabei ein gutes Beispiel: Der einen Gruppe fehlt vielleicht die Saftpresse oder die Ausbildung für einen fachgerechten Baumschnitt, die eine andere Gruppe im Kreis aber leisten kann. Der Austausch kann solche Probleme dann unkompliziert lösen.

Themen entwickeln sich vor Ort
Nur weil Streuobstwiesen derzeit ein wichtiges Themenfeld für die Umweltstiftung sind, heißt es aber nicht, dass das Kuratorium bestimmte Maßnahmen vorgeben würde. „Wir lassen sich die Themen vor Ort entwickeln“, erzählt Dirk van Buer. „Dann kann man diese aufgreifen und unterstützen.“ Über 584.000 Euro sind so im Laufe der Jahre in Umwelt- und Naturschutzprojekte geflossen.
Allerdings fördere man nicht nur, sondern fordere auch. „In der Vergangenheit hingen viele Projekte oft am Engagement von einzelnen Personen, etwa einem Lehrer, der mit seinen Schülern einen Teich anlegt“, beschreibt der Stiftungsvorsitzende. Wenn ein solcher Aktivposten dann wegfällt, drohen solche Initiativen dann zu versanden – im Teich sogar wortwörtlich. „Daher fördern wir jetzt vor allem Projekte, von deren Nachhaltigkeit wir überzeugt sind.“ Und das macht auch Sinn, denn wie hatte Dirk van Buer eingangs gesagt? „Es soll eine Stiftung für die Ewigkeit sein“.