„Warum seid ihr denn eigentlich mit zwei Autos gefahren? Gemeinsam in einem Auto hättet ihr doch mehr Unterhaltung gehabt“, wollte ich zu Beginn unseres Gespräches von Manfred Hürland und Hugo Grütering wissen. Nach dem anfänglichen Erstaunen folgte ein herzhaftes Lachen der beiden. „Weil wir nicht nur ankommen, sondern die Fahrt genießen wollten.“ Damit war für sie augenscheinlich die Frage zur Genüge beantwortet.
Die beiden passionierten Healey-Fans planen für Mai dieses Jahres eine Zweiwochentour in den Balkan und zurück. Bevor sie erneut aufbrechen, schwelgen sie in Erinnerungen an ihre unvergessliche, zweieinhalbwöchige Reise im Jahr 2019. „Es war eine wirklich schöne Reise, aber die hundert Kilometer durch Russland müssen wir nicht noch einmal haben“, sind sie sich einig.

Für alle Technik- und Autofreunde gibt es vorab einige beeindruckende Details: Die 4.000 Kilometer schafften die beiden in ihren offenen Zweisitzern Austin Healey 3000, Baujahr 1959 und 1967, mit 150 PS sowie „einer Höchstgeschwindigkeit von 180 Kilometern pro Stunde“, wie mir Manfred stolz erklärt. Das ist zwar nach Hugos Meinung etwas übertrieben, aber ich lasse es dennoch so stehen. Die beiden Dorstener planten die Route im Voraus, buchten die Hotels jedoch erst kurzfristig vor Ort. Wir wollten uns nicht hetzen und zu einer bestimmten Uhrzeit am Hotel sein müssen. Wie betonten die beiden doch anfangs: „Weil wir nicht nur ankommen, sondern die Fahrt genießen wollten.“
Von Dorsten aus nach Osten
Sie starteten am Freudenberg Richtung Berlin und fuhren weiter entlang der polnischen Ostsee. „Das Land entsprach in jeder Hinsicht den gängigen Klischees: Überall gab es nur Halligalli, Glitzer und Glimmer. Schrecklich!“, erinnert sich Manfred. Halligalli war jedoch schnell vergessen, denn sie standen vor der russischen Grenze. „Das Visum, das wir ausfüllen mussten, war eine absolute Farce“, erinnert sich Hugo. „Wir wurden von einem uns unbekannten Russen ‚eingeladen‘ und erhielten daraufhin das Visum. Unsere Anspannung an der Grenze war daher enorm, und wir waren der Willkür der Zöllner ausgesetzt.“

Die beiden waren froh, am nächsten Tag Russland wieder verlassen zu können. „Jetzt würden wir uns nicht mehr nach dorthin trauen“, sind sich die langjährigen Freunde einig, „denn die Welt ist leider in Unordnung.“ Hinter der Grenze in Litauen schien die Sonne schlagartig heller zu scheinen, die Natur frischer zu riechen und auch die Menschen waren nun viel freundlicher. „Litauen ist ein tolles Land, eine Reise dorthin lohnt sich auf alle Fälle“, ist sich Manfred sicher.
Kurze Zeit später durchquerten sie Lettland und genossen in Estland Tallinns Kulturerbe sowie die Altstadt, bevor es auf die Fähre nach Stockholm ging. Mit ihren Lebensgefährtinnen, die sie in Schweden erwarteten, ging es gemeinsam nach Kopenhagen. „Hammer!“, entfährt es Hugo, und Manfred stimmt ihm zu: „Das ist die schönste Stadt, die wir gesehen haben. Die Stimmung bei uns war dementsprechend toll.“ Entlang der Ostseeküste führte sie ihr Weg über Glückstadt schließlich nach Hause.

Die nächste Tour mit dem Healey steht kurz bevor
Nach der Tour ist vor der Tour und das nächste Abenteuer steht bevor: mitten durch Italien, mit der Fähre nach Korfu, weiter nach Albanien, entlang der Küste Montenegros und nach Bosnien. „Wir freuen uns auf tolle Begegnungen und auf interessante Gespräche, aber auch auf ungewohntes Essen und eine wunderbare Natur“, schaut Manfred auf die Reise und Hugo ergänzt: „Wir stellen jeden Abend einen Tagesbericht auf meinen Account in Facebook ein. Wenn Sie Lust auf authentische Reisegeschichten haben, dann schauen Sie doch mal vorbei.“