Pfleger Timo Veenstra hat den Bachelor of Arts absolviert: „Pflege ist mein Ding“. Timo Veenstra (26) hat sich in seinen noch jungen Jahren richtig durchgekämpft. Der Lohn: Der 26-Jährige hat seit Kurzem seinen Bachelor of Arts mit der Traumnote 1,4.
Veenstra machte in Dorsten einen Hauptschulabschluss, ging zur Realschule und legte 2017 sein Fachabi im Berufskolleg nach. Währenddessen absolvierte er in Dorsten die dreijährige Fachausbildung als staatlich-geprüfte Pflegefachkraft, bevor sich der examinierte Pfleger sich beim Roten Kreuz in den Kreis Borken beruflich veränderte. Mit dem Studium begann er dual ab dem zweiten Ausbildungsjahr.
Abschluss in Social Management
Beim Roten Kreuz im Kreis Borken hat seinen Abschluss in „Social Management mit der Vertiefung healthcare services“ in der Tasche. Den Abschluss machte er an der Steinbeis-Hochschule in Essen.
Veenstras Ansporn: „Pflege ist mein Ding. Ich möchte Menschen helfen, deshalb bin ich in der Pflege tätig.“ Der gebürtige Dorstener wohnt in Rhede-Vardingholt und arbeitet für die ambulante Pflege im südlichen Kreisgebiet, vor allem in Bocholt.
70-Seiten-Abschlussarbeit innerhalb 30 Tagen
Dabei war der Weg zum Bachelor nicht unbedingt vorgezeichnet. Das verlängerte sich wegen der Coronavirus-Pandemie um ein Jahr auf insgesamt vier Jahre. Und zum Schluss wurde es zeitlich noch einmal eng mit dem Abgabetermin, als die 70-Seiten-Abschlussarbeit innerhalb 30 Tagen geschrieben werden musste. Sein Thema: „Betriebliche Integration ausländischer Pflegefachkräfte beim Deutschen Roten Kreuz im Kreis Borken.“
Er sprach mit vielen Arbeitskollegen und fasste seinen Bericht zusammen. Und das kam bei der Prüfungskommission offenbar gut an. Timo Veenstra erhielt die Abschlussnote 1,4 (Durchschnittsnote 1,7).
Gleichwohl sieht er seinen weiteren Weg bei seinem jetzigen Arbeitgeber: „Ich möchte hier beim Roten Kreuz bleiben und mich weiterentwickeln.“ Und Weiteres bewirken.
Veenstra kennt den Job jetzt aus dem Eff-Eff. Und bemängelt die Rahmenbedingungen seiner Arbeit, wie viele Mitarbeitende: „Unsere Pflege am Menschen hat ein Zeitfenster von lediglich 30 bis 40 Prozent. Die meiste Zeit geht jedoch für Dokumentationen drauf, um zum Beispiel Medikamente reichen zu können.“
Allroundpaket in Sachen Pflege
Timo Veenstra: „Wir sind die Ersten, die bei der Pflegeperson eine Diagnose stellt, weil wir ihn oder sie am besten kennen. Wir sind das Allroundpaket in Sachen Pflege. Wir machen alles.“
Er würde gerne junge Menschen „diesen wunderschönen Beruf“ schmackhaft machen, nicht nur wegen des großen Personalmangels: „In der Pflege hat man immer viel mit Menschen zu tun, sollte also auch in gewisser Weise eine soziale Ader haben.“
Rat für Unentschlossene
Sein Rat an Schülerinnen und Schüler, die sich dafür interessieren, aber nicht wissen, ob sie geeignet wären: „Sie sollten sich einen Schub geben, ihren Mut und Ehrgeiz zusammennehmen und in einer Pflegeeinrichtung ein zweitägiges Praktikum machen. Dann wissen sie mehr über den Beruf.“
Susanne Biallas, Geschäftsbereichsleitung/Pflegedienstleitung, hat hohe Anerkennung für Veenstras Weg: „Ich freue mich engagierte Pflegekräfte dabei unterstützen zu können, eine akademische Ausbildung zu absolvieren. Timo ist mit tollem Beispiel vorausgegangen. Nicht immer haben andere Pflegkräfte dafür Verständnis, das erschwert die duale Ausbildung zusätzlich. Ich habe großen Respekt vor der Leistung der jungen Menschen, die bereit sind, diesen harten Weg zu gehen.“
Herausforderungen an Pflegekräfte werden im größer
Die Herausforderungen an die Pflegekräfte werden laut Biallas „immer höher, und sowohl die praktischen als auch die theoretischen Anteile der Arbeit können sehr fordernd sein. Beratung, Prozesssteuerung, Digitalisierung, ständige Veränderung und vieles mehr zeichnet neben der Tätigkeit am Patienten den Pflegealltag aus. Vielfalt bereichert unsere Teams und macht sie agil und zukunftsfähig. Leider fehlen uns tragfähige Strukturen für Pflegende mit Bachelorabschluss. Was in anderen Ländern schon selbstverständlich ist, wird in Deutschland bisher kaum umgesetzt. Die Studierenden werden angehalten, sich ihre Arbeitsplätze zu schaffen, was in einer verdichteten Arbeitswelt, in der ständig ein Mangel verwaltet werden muss und ein hoher Kostendruck herrscht, oft nicht realisierbar ist. (drk-press)