Nach einer zweijährigen Corona-bedingten Zwangspause konnte die Stadt Dorsten wieder zu einem, wenn auch leicht abgespeckten, Arbeitnehmerempfang einladen.
„GeMAInsam Zukunft gestalten, Frieden – Solidarität – Integration“, so der Leitgedanke der Veranstaltung im Ratssaal. Beim Arbeitnehmerempfang wurde der Krieg in der Ukraine thematisiert und der solidarischen Beitrag, den wir unter Berücksichtigung europäischer Werte dazu leisten können. Natürlich ging es auch um die Rahmenbedingungen, die geschaffen werden müssen, um menschenwürdige Arbeit für die Geflüchteten sicherzustellen und die Forderung, bereits jetzt mit Weitblick für die Zukunft aktiv gestalterisch tätig zu werden.
„Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“
Bevor Bürgermeister Tobias Stockhoff die geladenen Gäste und die Referenten begrüßen konnte und Dr. Hans Hubbertz (ev. Kirche) in die Thematik einführte, gab es pünktlich zum Auftakt um 11 Uhr eine musikalische Einstimmung. Doch wie stimmt man das Publikum auf einen so komplexen Leitgedanken ein, wie er für diesen Empfang ausgewählt worden war? Rainer Migenda brauchte nur seine Gitarre und seine Stimme, um diese Frage mit Liedern wie „Streets of London“ zu beantworten. In dem rund 50 Jahre alten Lied werden ganz normale Alltagsprobleme mit denen von Menschen verglichen, die tatsächlich am Abgrund stehen.

Einen ähnlichen Gedankengang verfolgte auch Dr. Hans Hubbertz in seiner Einführung. Er sieht mit dem Krieg in der Ukraine die „trügerische Idylle de facto zum Ende gekommen“ und erinnerte an den alten Spruch „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf!“
Blick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt
Doch trotz der „apokalyptischen Zeit“, die wir aktuell durchleben, sahen die Teilnehmer der Podiumsdiskussion unter der Moderation von Mark Rosendahl (DGB) durchaus auch positive Aspekte. Nicht nur Bürgermeister Tobias Stockhoff zeigte sich positiv überrascht von dem überwältigenden Maß an privater Hilfe, die derzeit überall zu spüren ist. Er forderte aber auch, dass die politisch Verantwortlichen den Blick auf die – wenn auch wenigen – schwarzen Schafe richten müssen, die jetzt das Leid der Flüchtlinge unter dem Deckmantel der Hilfe ausnutzen wollen, z. B. um an billige Arbeitskräfte zu kommen.

Deutlich wurde beim Arbeitnehmerempfang auch herausgestellt, dass die Folgen des Krieges auch für uns noch gar nicht abzusehen sind. Gerade auch mit Blick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der durch einen denkbaren Wohlstandsrückgang auf eine harte Probe gestellt werden könnte. Neben dem nach wie vor großen Thema Klimawandel gilt es auch den sozialen Frieden zu bewahren.
Vergangene Politik heute problematisch
Immerhin hängt in Deutschland etwa jeder 4. Arbeitsplatz vom Export ab. Verschiebungen im internationalen Gefüge wirken sich hier besonders drastisch aus. Die bisherige Politik entpuppt sich mit heutigem Wissen dabei als äußerst problematisch. Dieter Böttger (IGBCE) sieht es dabei noch immer kritisch, dass die Zechen in Dorsten geschlossen wurden. Zumal noch immer Kohle aus dem Ausland gekauft wird und wir uns von russischem Gas abhängig gemacht haben.
Doch auch wenn viele Menschen sich von den aktuellen Herausforderungen geradezu erdrückt fühlen, mutlos machen sollte man sich davon nicht. Und so erinnerte Klaus Schakulat (KAB) in seinem Schlusswort an den griechischen Geschichtsschreiber Thukydides. Denn der wusste schon vor fast 2500 Jahren: „Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit. Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut!“