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Das Ende der Steinkohle in Dorsten: Wie die Stadt den Strukturwandel erfolgreich meisterte

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Markus Funk, seit 2022 Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung in Dorsten GmbH (WINDOR), sieht seine Rolle als Möglichmacher. Mit einem fundierten Hintergrund in Kommunalpolitik und einem starken Fokus auf regionale Wirtschaftsförderung hat er entscheidend dazu beigetragen, Dorstens wirtschaftliche Landschaft zu transformieren. In diesem Interview spricht Funk über die wirtschaftliche Entwicklung Dorstens seit der Jahrtausendwende, die Herausforderungen des Strukturwandels nach dem Ende des Bergbaus und die zukünftigen Pläne der Stadt, weiterhin Arbeitsplätze zu schaffen und als attraktiver Wohn- und Wirtschaftsstandort zu bestehen.

Markus Funk, seit 2022 Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung

Heimatmedien: Herr Funk, die Schließung der Zeche Fürst Leopold war um die Jahrtausendwende ein markanter Einschnitt für Dorsten. Wie ist es der Stadt gelungen, diesen enormen Arbeitsplatzverlust zu kompensieren? Und welche Rolle spielte die WINDOR dabei?

Markus Funk: Die Schließung der Zeche im Jahr 2001 und der Verlust von rund 4.000 Arbeitsplätzen war für Dorsten ein massiver Einschnitt, das stimmt. Es kam zusätzlich zu Insolvenzen wie der der Stewing-Gruppe, was nochmals etwa 1.000 Arbeitsplätze kostete. Aber Dorsten hat damals sehr entschlossen reagiert. Der Strukturwandel, den wir seitdem vollzogen haben, basiert auf einer strategischen Neuausrichtung. Die Stadt Dorsten und WINDOR haben gezielt auf die Erschließung von Gewerbe- und Industriegebieten gesetzt, um neue Unternehmen nach Dorsten zu holen und Dorstener Firmen Erweiterungsmöglichkeiten zu bieten um so Arbeitsplätze zu schaffen.

Heimatmedien: Können Sie uns ein paar Beispiele für diese neuen Gewerbegebiete nennen?

Markus Funk: Natürlich. Bereits in den 1970er und 80er Jahren wurden mit „Dorsten Ost“ und „Köhl“ sowie „Dimker Heide“ und „Wenge West“ einige wichtige Grundsteine gelegt. In den 2000er Jahren haben wir dann den „Interkommunalen Industriepark Dorsten/Marl“, das „Endelner Feld“, „Köhl-Süd“ und das Gelände rund um den ehemaligen Güterbahnhof entwickelt. Diese Gebiete waren entscheidend für die Ansiedlung neuer Unternehmen. Auch nach 2010 ging es weiter: Wir haben beispielsweise die Zechensiedlung umstrukturiert und das „Wenge West“-Gebiet erweitert.

So sah das Zechengelände noch 1974 aus. Foto: Kleine-Voßbeck/WINDOR

Heimatmedien: Diese Entwicklung klingt nach einem großen Erfolg. Hat sich das auch in den Beschäftigtenzahlen niedergeschlagen?

Markus Funk: Ja, die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Der Tiefpunkt war sicherlich im Jahr 2005 erreicht, als die Arbeitslosenquote in Dorsten bei 14 % lag. Damals waren über 4.700 Menschen ohne Arbeit. Dank der neuen Ansiedlungen und durch die Zusammenarbeit mit der Stadt haben wir es geschafft, die Arbeitslosigkeit bis 2022 auf 5,8 % zu senken. Das sind heute über 2.400 weniger Arbeitslose. Auch die Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten ist seit 2005 von knapp 14.000 auf über 22.000 angestiegen. Dieser positive Trend zeigt, dass unsere Maßnahmen greifen.

Heimatmedien: WINDOR wurde ja in einer wirtschaftlich schwierigen Phase der Stadt gegründet. Wie hat sich die Gesellschaft seither entwickelt?

Markus Funk: Die Gründung von WINDOR Ende der 90er Jahre war ein sehr kluger Schachzug. Die Stadt stand damals finanziell unter Druck, und WINDOR wurde geschaffen, um die finanzielle Flexibilität der Wirtschaftsförderung zu gewährleisten. Es ging darum, schneller und unabhängiger auf wirtschaftliche Entwicklungen reagieren zu können. Unter der Leitung von Persönlichkeiten wie Lambert Lütkenhorst und Alfred Weiß wurde die Basis gelegt. Seitdem hat WINDOR kontinuierlich daran gearbeitet, Dorsten als Wirtschaftsstandort attraktiv zu halten. Auch heute noch sorgt ein erfahrenes Team, bestehend aus langjährigen Mitarbeitern für diese Kontinuität.

Heimatmedien: Welche Rolle spielen Wohnbaugebiete in der wirtschaftlichen Entwicklung?

Markus Funk: Die Wohnbauentwicklung ist ein entscheidender Teil unserer Gesamtstrategie. Wenn wir es schaffen, attraktiven Wohnraum zu schaffen, dann können wir nicht nur die Bürger in Dorsten halten, sondern auch Pendler für die Stadt gewinnen. Gebiete wie „Schultendiek“ in Holsterhausen, „Birkenallee“ in Deuten oder „Bückelsberg“ in Wulfen sind Beispiele dafür, wie wir Dorsten auch als Wohnstandort weiterentwickelt haben. Die Nachfrage nach gutem Wohnraum ist groß, und hier sehen wir noch viel Potenzial für die Zukunft.

Heimatmedien: Wie sehen Sie die wirtschaftliche Zukunft Dorstens?

Markus Funk: Dorsten hat den Strukturwandel von der klassischen Arbeiterstadt hin zu einer diversifizierten Wirtschaftsregion bereits sehr gut gemeistert. Die Transformation zu einer Handwerker- und Dienstleistungsgesellschaft ist vollzogen. Unser Ziel ist es nun, weiterhin Voraussetzungen zu bieten, damit Unternehmen Arbeitsplätze schaffen können um die Auspendlerquote zu reduzieren. Es geht darum, Arbeitsplätze in Dorsten zu bieten, damit weniger Menschen in andere Städte pendeln müssen. Gleichzeitig müssen wir weiter in den Wohnungsbau investieren, um auch für Fachkräfte attraktiv zu bleiben, die in Dorsten arbeiten, aber aktuell außerhalb wohnen. Dies hat natürlich auch einen großen ökologischen Aspekt.

Heimatmedien: Was steht konkret in den kommenden Jahren an?

Markus Funk: Ein zentrales Projekt für die Zukunft ist die Erweiterung des Industrieparks Dorsten/Marl an der A52. Hier sehen wir große Chancen, weitere Unternehmen anzusiedeln und vorhandenen Unternehmen Expansionsmöglichkeiten zu bieten. Auch die Kooperation mit Schermbeck im Bereich „Rüster Feld“ ist ein spannendes Projekt, das wir perspektivisch weiterverfolgen werden. Unsere Aufgaben für die Zukunft sind klar: Wir müssen die Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessern und gleichzeitig sicherstellen, dass die Menschen in Dorsten leben und arbeiten können.

Heimatmedien: Herr Funk, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.

Markus Funk: Ich danke Ihnen!

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