Digitale Bürgerbeteiligung zum Dorstener Tisa-Brunnen – Lebhafter bürgerschaftlicher Austausch zur künftigen Gestaltung des Brunnen-Standorts
Dorsten. Gestern Abend fand eine Online-Diskussion rund um den Tisa-Brunnen statt, wo Bürgerinnen und Bürger sich aktiv beteiligen und ihre Gedanken und Meinungen einbringen konnten. Arbeitsgruppe zu Original-Reliefs: Bewerbungen sind bis 9. Mai möglich.
Bürgermeister Tobias Stockhoff hatte zunächst begrüßt und noch einmal die Grundsatzentscheidung des Rates erläutert, dass nach dem Abbau des maroden Original-Brunnens am gleichen Standort auf jeden Fall wieder ein Wasserspiel entstehen soll. In welcher Form – dazu sollte der Abend weitere Hinweise geben.
Bisher habe der Rat, so Bürgermeister Tobias Stockhoff, noch keine Entscheidung darüber getroffen, wo die originalen Reliefe vom Brunnen zukünftig gesichert werden sollen. Der Rat habe sich bis jetzt soweit positioniert, dass im ehemaligen Bereich Marktplatz wieder ein Brunnen entstehen soll. „Wenn es wieder ein Tisa-Brunnen werden soll, dann allerdings einen Tisa-Brunnen als Replikat auf dem Markplatz“.
Unterschiedliche Deutungen des Tisa-Brunnens
Unter der Moderation von Elke Frauns (büro frauns) erläuterte Dr. Josef Ulfkotte vom Verein für Orts- und Heimatkunde zunächst die Geschichte, die kulturelle Bedeutung und die unterschiedlichen Deutungen des Tisa-Brunnens. Seinen viel gelobten Vortrag beendete er mit dem Satz „20 Jahre nach Tisas Tod hat der Markplatz eine Umgestaltung erfahren. Den von ihr gestalteten Brunnen gibt es nicht mehr. Was wird, was kann, was soll bleiben?“ Und leitete damit über in die Diskussion.

Über den Verbleib der Tafeln gab es die unterschiedlichen Vorschläge: Josef Ulfkotte (Verein für Orts- und Heimatkunde Dorsten: „Wenn wir an Tisa zurückdenken, so hat sie diesen Brunnen deshalb so gestaltet, weil sie uns eine Botschaft mit auf den Weg geben wollte, die da lautet: Bitte verdrängt und vergesst die Geschichte nicht! Tisa würde sich geehrt fühlen, wenn die Tafeln in der Stadt verbleiben würden“. Ulfkotte schlug den Bereich am Schulhofeingang von St. Ursula vor.
Lambert Lütkenhorst von der Tisa-Stiftung: „Wir stehen bereit für all das, was zum Erbe von Tisa gehört, zu erhalten“. Er schloss sich dem Beschluss des Rates an, „an dieser Stelle muss so etwas wie der Tisa-Brunnen erhalten bleiben“.
Mila Ellee aus dem Technischen Dezernat der Stadtverwaltung stellte zuvor noch die bisherigen Verfahrensschritten, die politischen Beschlüsse, den Umgang mit den Original-Reliefplatten sowie die Kosten vor. Eine Nachbildung des Originalbrunnens aus Beton wird voraussichtlich um 75 000 Euro kosten, aus Bronze bis zu 170 000 Euro. Für einen vollkommen neuen Brunnen gibt es naturgemäß noch keinen Entwurf und darum auch noch keine Kostenschätzung.
Zu den Kosten liegt der Stadt das Angebot der Altstadtschützen vor, einen Zuschussantrag an den Altstadtfonds zu stellen – unabhängig davon, was für ein Brunnen gebaut wird. Aus diesem Topf könnte die Hälfte der Kosten finanziert werden.
Die eigentliche Diskussion wurde eröffnet durch drei Impuls-Statements von Menschen, die dem Brunnen in besonderer Weise verbunden sind:
Rainer Kuehn, Steinmetz (hat die Originalreliefs geborgen und eingelagert): Aus seiner Sicht sei „der alte Tisa-Brunnen als Brunnen erschöpft.“
Gerhard Schute, als Vorsitzender des Bergbauvereins dem geistigen Erbe Tisas verbunden: „Diesen Brunnen hat sie (Tisa) ganz bewusst für den Marktplatz gebaut und hier gehört er hin.“
Peter Schwanenberg (Vorsitzender des Kunstvereins) sagte: „Der Kunstverein ist der Meinung, dass man Abdrücke der Originalplatten herstellen kann, wobei man natürlich nicht mehr feststellen kann, was Tisa von dieser Lösung halten würde“
Joachim Thiehoff (Büro für Bürgerengagement, Ehrenamt und Sport) ergänzte als Ergebnis einer zuvor durchgeführten Online-Befragung, dass sich hier eine große Mehrheit der abgegebenen Stimmen für den Aufbau des Brunnens als Replik ausgesprochen habe.
In der anschließenden Konferenz wurde lebhaft diskutiert und es wurden zahlreiche Meinungen und Ideen geäußert und diskutiert. Das abschließende Meinungsbild war danach nicht so eindeutig wie das Ergebnis der Online-Umfrage: Es gab eine sehr knappe Mehrheit dafür, den Originalbrunnen als Nachbildung wiederzuerrichten. Nahezu ebenso viele Teilnehmer fanden aber auch ein „modernes“ Wasserspiel, das aber an Tisa erinnert, begrüßenswert.
Ausführliche Dokumentation wird erarbeitet
Bürgermeister Stockhoff gab abschließend einen Ausblick auf das weitere Vorgehen: Es wird eine ausführliche Dokumentation des bisherigen Prozesses zur Meinungsbildung erarbeitet. Diese soll die Grundlage sein für die letztgültige Entscheidung des Rates. Zuvor werden noch einmal der Kunstbeirat und dem Brunnen eng verbundene Akteure einbezogen.
Wie und wo die Original-Reliefplatten künftig präsentiert werden, wurde an diesem Abend nicht erörtert. Dazu soll kurzfristig ein Team aus 10 Personen gebildet werden, das Vorschläge erarbeitet. Wer in dieser Gruppe mitarbeiten möchte, sende bis zum 9. Mai eine Mail an [email protected] mit dem Stichwort „Tisa Reliefs“. Gehen mehr Bewerbungen ein, entscheidet das Los.