Menschen fliehen aus der Ukraine vor den russischen Angriffen. In vielen Ländern werden bereits Vorkehrungen getroffen, um Geflüchtete versorgen zu können. Auch die Stadt Dorsten ist bereit.
Bürgermeister Tobias Stockhoff: „Die Menschen in Dorsten sind sich ihrer humanitären Verantwortung bewusst – gerade dann, wenn ein Krieg mitten in Europa nur 800 km von der deutschen Grenze wütet.
Deutschland stellt sich auf Flüchtlinge ein, heißt es vom Bundesinnenministerium. Und auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erklärte bereits die Bereitschaft seines Bundeslandes, Geflüchtete aufzunehmen.
Wie bereitet sich die Stadt Dorsten vor? Wir sprachen mit Bürgermeister Tobias Stockhoff.
Unser zuständiges Sozialamt hat sich bereits in den letzten Tagen mit einer Aufnahme von Flüchtlingen beschäftigt. Diese würden uns mit hoher Wahrscheinlichkeit über die EU bzw. die Bundesländer zugewiesen werden. Wir können in unseren städtischen Flüchtlingsunterzukünften tagesaktuell Menschen aufnehmen. Es besteht eine grundsätzliche 24h-Stunden-Rufbereitschaft.
Wie schätzen Sie als Bürgermeister die aktuelle Lage ein? Wie viele Flüchtlinge könnte Dorsten aufnehmen?
Wir haben in den Jahren 2015 und 2016 bewiesen, dass wir kurzfristig viele hundert Menschen aufnehmen können. Das schaffen wir auch im Jahr 2022.
Wird es auch temporäre Notunterkünfte geben? Wenn ja, wo könnte das sein? Sporthallen etc.
Als Stadt haben wir durch einen Abrollbehälter mit einer Notausstattung die Möglichkeit für eine Flüchtlingsunterkunft in einer Sporthalle eine zusätzliche schnelle Lösung für 100 bis 200 Menschen zu schaffen. Eine solche Unterkunft kann jedoch immer nur eine Zwischenlösung sein.
Welche Pläne zur Erstversorgung liegen vor und wird daran bereits gearbeitet?
Auch solche Pläne haben wir griffbereit liegen. Wir wollen als Stadt Dorsten grundsätzlich „vor der Lage“, wie man im Katastrophen- und Zivilschutz gerne sagt, sein.
Warum sollten schnelle Vorbereitungen getroffen werden? Gibt es für diesen Fall Verbündete wie Vereine, Interessengruppen oder in Dorsten lebende Russen und Ukrainer, die sich an der Hilfe vor Ort beteiligen würden, möchten?
Zügig, aber nicht hektisch und planlos. Mit Verstand und mit einem nachhaltigen Ansatz. Dabei setzen wir auf die Hilfe von Gruppen, Vereinen und Einzelpersonen. Diese haben sich auch in der Vergangenheit bewiesen. Die Menschen in Dorsten sind sich ihrer humanitären Verantwortung bewusst – gerade dann, wenn ein Krieg mitten in Europa – nur 800 km von der deutschen Grenze – wütet.
Blick in die Zukunft
Dieser völkerrechtswidrige Krieg des russischen Präsidenten gegen das ukrainische Volk und gegen die ethischen Werte einer freien und demokratischen Welt, wird auch von uns Dorstenerinnen und Dorstener schmerzhafte Opfer abverlangen. Wir werden Flüchtlingen helfen, wir werden mit steigenden Energiepreisen zu kämpfen haben und auch wirtschaftliche Sanktionen werden wir spüren.
An dieser Stelle wird sich aber auch zeigen, dass wir keine „Schönwetter-Demokraten“ sind, sondern auch dann Solidarität leben und ertragen, wenn es ernst wird. Am Ende sind das aber alles Einschränkungen, die überhaupt nicht zu vergleichen sind mit dem Leid, welches gerade das ukrainische Volk durch den russischen Angriff erlebt. Die vielen bei mir eintreffenden Angebote, privaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen, stimmen mich hoffnungsfroh, dass wir als Dorstener Stadtgesellschaft diese Herausforderungen meistern werden – als aufrechte Europäerinnen und Europäer, die für Menschenwürde, Demokratie und Freiheit unseren Beitrag leisten werden.
An dieser Stelle wird sich aber auch zeigen, dass wir keine „Schönwetter-Demokraten“ sind, sondern auch dann Solidarität leben und ertragen, wenn es ernst wird.