Die Entscheidung der EU, Beweise auf Fahrtauglichkeitsprüfungen für ältere Verkehrsteilnehmende zu verzichten, sorgt für Diskussionen. In sozialen Netzwerken wie Facebook wird über Sicherheit, Fairness und Altersgrenzen im Straßenverkehr debattiert. Besonders im Fokus stehen dabei ältere Autofahrerinnen und -fahrer – doch zu Recht?
Ein Blick auf aktuelle Zahlen zeigt: Die meisten Unfälle mit Personenschaden verursachen laut Statistik nach wie vor Menschen im mittleren Alter – insbesondere in der Altersgruppe der 45- bis 55-Jährigen. Ältere Menschen ab 65 Jahren sind gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil seltener in Verkehrsunfällen verwickelt, tragen aber bei Unfällen überdurchschnittlich häufig die Hauptverantwortung. Ihre Unfallursachen unterscheiden sich dabei deutlich von denen jüngerer Fahrerinnen und Fahrer.
Ältere Menschen seltener in Unfällen verwickelt
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) vom November 2024 waren im Jahr 2023 insgesamt 79.101 Menschen ab 65 Jahren an Unfällen mit Personenschaden beteiligt gewesen. Das entspreche 15,2 Prozent aller Unfallbeteiligten mit Altersangaben. In der Altersgruppe 75plus habe der Anteil sogar nur bei 6,8 Prozent gelegen. Zum Vergleich: Der Anteil der mindestens 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung liegt bei 22,3 Prozent, der der über 75-Jährigen bei 11,0 Prozent.
Unterschiedliche Unfallursachen bei Älteren und Jüngeren
Die Unfallursachen variieren stark je nach Altersgruppe. Bei älteren Fahrerinnen und Fahrern werde die Missachtung der Vorfahrt als Ursache genannt (20,9 Prozent bei Ü65 gegenüber 16,4 Prozent bei U65). Auch Fahrfehler beim Abbiegen, Rückwärtsfahren oder Wenden waren überdurchschnittlich vertreten (21,6 Prozent gegenüber 18,8 Prozent).
Im Gegensatz dazu waren jüngere Verkehrsteilnehmende deutlich mit risikobehaftetem Verhalten auffällig: Dazu zählten etwa zu hohe Geschwindigkeit (12,1 Prozent bei U65, aber nur 5,5 Prozent bei Ü65), zu geringer Abstand (16,8 Prozent zu 11,0 Prozent) und Fahren unter Alkoholeinfluss (3,9 Prozent zu 1,1 Prozent).
Differenzierung statt Pauschalurteile
Die Debatte um altersabhängige Fahrtauglichkeitsprüfungen sei nicht neu – sie werde jedoch häufig emotional geführt. Während die einen Sicherheit und Vorsorge betonen, warnen andere vor Altersdiskriminierung und verweisen auf die individuelle Fahrtüchtigkeit.
Fakt ist: Pauschale Altersgrenzen sagen wenig über die tatsächliche Fahreignung aus. Entscheidend seien individuelle körperliche und kognitive Voraussetzungen – die sich nicht ausschließlich am Alter festmachen ließen. Daher sei die Entscheidung der EU, auf allgemeine Fahrttests zu verzichten, statistisch nachvollziehbar. Die Diskussion um mehr Sicherheit im Straßenverkehr bleibe dennoch erforderlich – sie müssen aber alle Altersgruppen gleichermaßen in den Blick nehmen.