Am 3. April 2025 wird im Bürgerbahnhof Dorsten um 16 Uhr die Fotoausstellung „Nicht ohne eine Zeitung“ von Karlheinz Strötzel eröffnet.
Die Ausstellung, die drei Monate lang im Bahnhof zu sehen ist, widmet sich der Bedeutung der Tageszeitung in der Gesellschaft und ihrer Darstellung in der Kunstfotografie.
Zeitung als kulturelles Erbe
Die erste noch heute erscheinende Tageszeitung in Deutschland wurde im Jahr 1705 veröffentlicht. Seitdem sind 320 Jahre vergangen, in denen die Zeitung nicht nur als Nachrichtenmedium, sondern auch als kulturelles und künstlerisches Element eine Rolle spielte. Bereits 2005 hatte der Erler Strötzel in Dorsten eine Ausstellung anlässlich des 300. Jubiläums der Tageszeitung präsentiert.
„Die Zeitung hat die Gesellschaft über Jahrhunderte geprägt. Mit meiner Ausstellung möchte ich zeigen, wie sie sich in den letzten Jahrzehnten im Alltag der Menschen verändert hat“, so Karlheinz Strötzel.
Zeitung in der Kunstgeschichte
Die Zeitung hat in verschiedenen Kunstrichtungen eine bedeutende Rolle gespielt. Im Surrealismus (z. B. Max Ernst), Dadaismus, Agitprop (John Heartfield) oder in der Pop-Art (Andy Warhol) fand sie als Stilmittel Verwendung. Auch frühe Kriminalfilme kamen oft nicht ohne Zeitungen aus, etwa als Requisit für Drohbriefe oder Tarnung bei Beschattungen.
„Schon früh hat die Zeitung nicht nur informiert, sondern auch inspiriert. Ihre Darstellung in der Kunst zeigt, welchen Einfluss sie auf die Gesellschaft hatte“, erläutert Strötzel.
Fotografischer Blick auf das Zeitunglesen
Seit etwa 1990 fotografiert Karlheinz Strötzel Menschen beim Zeitunglesen. Die aktuelle Ausstellung umfasst rund 30 Schwarz-Weiß- und Farbfotografien, die zwischen 1990 und 2024 entstanden sind. Die Aufnahmen stammen aus verschiedenen Ländern, darunter Tschechien, Italien, Spanien, Portugal, England, Frankreich, Deutschland und Nicaragua. Kein einziges Foto wurde inszeniert – alle abgebildeten Personen wurden vorher um Erlaubnis gebeten. Viele der Aufnahmen haben eine eigene Geschichte und waren gelegentlich der Anlass für weitere Begegnungen, etwa Einladungen in ein Café oder eine Bar.
„Jede meiner Fotografien erzählt eine eigene Geschichte. Oft war es nicht nur ein Moment des Lesens, sondern auch ein Moment des Austauschs“, berichtet Strötzel.
Wandel des Zeitunglesens in der Öffentlichkeit
Das Zeitunglesen in der Öffentlichkeit ist heutzutage seltener geworden. Viele traditionelle Tageszeitungen sind vom Markt verschwunden oder nur noch digital verfügbar. Der kommunikative Aspekt des Zeitunglesens ist weitgehend verlorengegangen. An Bahnhöfen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln schauen die meisten Menschen auf ihre Smartphones, Gespräche mit Mitreisenden sind selten. Während in einigen europäischen Ländern Zeitungen noch häufig am Kiosk oder im Supermarkt gekauft und in der Öffentlichkeit gelesen werden, nehmen viele deutsche Zeitungsabonnenten ihre Printausgabe nicht mit. Dabei kann eine Zeitung auch ein Anlass für Gespräche sein – sei es in der Familie, unter Freunden oder mit Nachbarn, denen man die Zeitung weiterreicht.
„Früher war die Zeitung oft Mittelpunkt eines Gesprächs. Heute sehe ich immer mehr, dass Menschen stattdessen mit ihren Smartphones allein sind“, sagt Strötzel.