Ich hatte letzten Monat die einmalige Gelegenheit, den international bekannten Schamanen Jaime Caso Villavicencio zu einem Interview zu treffen. Gerne erzählt er mir von seiner Jugend in den peruanischen Anden und davon, wie er von seiner Großmutter und seinem Vater in die uralten Heiltraditionen der Inkas eingeweiht wurde. Jaime ist ein Schamane, ein Heiler, ein Mann des Wissens und darüber hinaus ein professioneller Tänzer.
Heilmethoden abseits „unserer“ Medizin werden oft als alternativ angesehen. „Alternativ klingt aber negativ. So nach dem Motto. Meine Medizin hilft mir nicht mehr, dann probiere ich jetzt mal etwas anderes aus. Dabei ist das schamanische Heilwissen eine uralte, ursprüngliche und heilige Tradition“, betont der 54-Jährige und fährt fort: „In jeder peruanischen Familie gibt es jemanden, der sich um andere kümmert. Dieses Kümmern reicht vom intensiven Zuhören über das Anbieten eines Taschentuches hin zu einer Massage, vom Tee kochen über Präsenz zu zeigen bis hin zu einer Umarmung.“
Jaime schaut auf Körper, Seele und Geist, um das Problem zu erfassen. Sein Gegenüber muss jedoch offen sein für seine Hilfe, muss sich darauf einlassen, dann weckt Jaime mit seinen Ritualen die Selbstheilungskräfte in jedem von uns. „Ich nenne mich daher lieber Heiler anstatt Schamane“, erzählt er mir, „aber nicht ich heile dich, sondern du heilst dich selbst.“
An dem Tag unseres Treffens hatte ich gerade Halsschmerzen und Husten, was Jaime natürlich nicht verborgen blieb. „Überlege, was du noch sagen musst oder was du besser nicht gesagt hättest“, fordert er mich auf nachzudenken. „Schmerzen sind oft das Resultat eines emotionalen Traumas.“
Für seine Rituale nutzt Jaime gerne die Condorfeder mit Palo Santo, dem heiligen Holz. Aber auch Tabakzeremonien und Gesang in Verbindung mit der Trommel gehören zu seinen Zeremonien. „Alles ist Kraft, alles ist Energie“, erzählt er mir und schon hat er das heilige Holz angezündet. Völlig unvorbereitet spüre ich den Luftzug der Feder und den Geruch des Palo Santos und Jaimes Stimme klingt immer weiter weg. Ich habe danach zwar immer noch gehustet, aber ich war total entspannt.
„Mit der Ruhe kommt die Heilung von selbst“, erzählt mir der sympathische Schamane. „Gib dir selbst das Gefühl, dass du etwas Besonderes bist und dein Leben perfekt ist. Überlege nicht, warum dies oder das passiert oder eben nicht passiert ist. Es ist perfekt, dass es in deinem Leben passiert ist. Sorgen machen krank, gehe also in die Akzeptanz, nehme auch Negatives an und sei entspannt, dann setzt du Glückshormone frei.“
Zum Schluss gibt Jaime unseren Leserinnen und Lesern noch mit auf den Weg, positiv zu sein. „Nicht ‚ich denke oder ich glaube, sondern ich weiß es‘, ist die Affirmation, die dich weiterbringt. Und denke daran, wenn Krankheit in deinen Körper kommt, dann heile sie mit der Liebe in dir.“