Sie sehen aus wie kleine Hummer und sind nun auch wieder in der Lippe zu finden. Dank eines Renaturierungsprojektes ist der Edelkrebs nun wieder bei uns heimisch geworden.
Am 22. Mai wird der Tag der Artenvielfalt gefeiert, und in der Emscher-Lippe-Region gibt es gute Nachrichten. Nach der Renaturierung ehemals verschmutzter Wasserläufe sind an Emscher und Lippe wieder vielfältige Arten zu beobachten. Die verbesserte Wasserqualität hat es den Wasserwirtschaftsverbänden Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) ermöglicht, den vom Aussterben bedrohten Edelkrebs (Astacus astacus) wieder anzusiedeln. Diese Erfolgsgeschichte steht für viele weitere Arten, die von den Maßnahmen profitieren.
300 kleine Krebse ausgesetzt
Im letzten Herbst setzte der EGLV gemeinsam mit dem Edelkrebsprojekt NRW etwa 300 Jungtiere in den Nebenflüssen von Emscher und Lippe aus. Die erhöhte Lebensraumqualität der ehemals stark verschmutzten Gewässer ermutigt die Verbände, auch anderen Arten zu helfen, deren eigenständige Rückkehr erschwert ist.

Edelkrebs war vor der Industrialisierung weit verbreitet
Der Fluss- oder Edelkrebs war früher in fast allen europäischen Fließgewässern zu finden. Wie sein im Meer lebender Verwandter Hummer gilt er als Delikatesse. Doch weniger die Überfischung, als vor allem die Zerstörung seines Lebensraumes machte dem Edelkrebs zu schaffen. Technische Eingriffe in der Vergangenheit, Schadstoffbelastungen und die Ausbreitung invasiver Arten hatten im vergangenen Jahrhundert die Bestände des Edelkrebses stark dezimiert. Heute stehen die Tiere, die bis zu 20 Jahre alt werden können, unter Naturschutz.

Der Flusskrebs symbolisiert viele heimische Tiere, die durch künstliche Gewässerbelastungen und invasive Arten aus ihren natürlichen Lebensräumen verdrängt wurden. Für den langfristigen Erfolg der Schutz- und Wiederansiedlungsmaßnahmen ist es wichtig, dass die Bevölkerung und ihre Haustiere den Krebsen die nötige Ruhe gewähren und ihre Lebensräume meiden. Daher geben EGLV die genauen Aussetzstellen nicht bekannt, um einen „Edelkrebs-Tourismus“ zu verhindern.
Ehemaliges Abwasser hat sich in einen lebendigen Fluss verwandelt
In das Generationenprojekt Emscher-Umbau hat Emschergenossenschaft über 30 Jahre hinweg mehr als fünf Milliarden Euro investiert. Es hat wesentlich zur Steigerung der Biodiversität beigetragen. Seit Ende 2021 ist die gesamte Emscher nach mehr als 170 Jahren vollständig vom Abwasser befreit. Viele Abschnitte des Hauptflusses sowie seiner Nebenläufe wurden erfolgreich renaturiert. Diese Maßnahmen schaffen optimale Bedingungen für das Wiederaufleben der Artenvielfalt.

Auch an der Lippe zeigen die Renaturierungsmaßnahmen Wirkung. Mit klaren, leicht geschwungenen Bachläufen und naturnahen Uferstrukturen aus Totholz, Wurzeln und Steinen bieten die ökologisch verbesserten Gewässer und Auenlandschaften neuen Lebensraum für zahlreiche Tierarten.
Auch andere Tiere kehren zurück
Neben den Edelkrebsen haben sich auch andere Arten wie die Wasserseelchen und die gebänderte Prachtlibelle wieder an Emscher und Lippe angesiedelt – beide gelten als Indikatoren für gute Gewässerqualität. Muscheln und Strudelwürmer finden sich vor allem in den Nebenflüssen. Auch Fische kehren in die Gewässer der Wasserwirtschaftsverbände zurück: Dreistachlige und Neunstachlige Stichlinge, Groppe, Blaubandbärbling, Marmorgrundel und Schwarzmundgrundel sind nun wieder in den EGLV-Gewässern heimisch. Zudem lebt seit einiger Zeit auch der Biber wieder bei uns. Zuvor wurden im Emscher-Gebiet bereits der Eisvogel und die Gebirgsstelze gesichtet.