Tina Podstawa und Stefan Stara stehen seit über 20 Jahren auf der Bühne.
Dorsten. Die Corona-Krise hat auch die beiden professionellen Musical-Darsteller hart getroffen: Alle Engagements wurden ab Mitte März für das restliche Jahr 2020 abgesagt. Auch das für April geplante Projekt im „Lea Drüppel Theater“ in Haltern fand daher bisher leider nicht statt.
„Wir hoffen jedoch im Herbst dieses Jahres endlich wieder mit unserem Pianisten Michael Ashton und unserem Programm auf der Bühne stehen zu können”, so Tina Podstawa und Stefan Stara. „Mit seinem Herzensprojekt begeistern zu können, ist noch einmal etwas ganz anderes, als eine Rolle in einem der großen Musicals zu spielen“, freut sich Stefan auf das gemeinsame Projekt.
Ein ganz normaler Job?
Farbenprächtige Kostüme, wunderschöne Melodien, fantastische Geschichten zum Träumen: Ein Musical zieht Besucher wie kaum ein anderes Bühnenwerk in seinen Bann. Es lässt sie in eine Fantasiewelt eintauchen, begeistert und bringt sie anschließend zum Schwärmen.
Doch was bedeutet ein Musical für die Künstler auf der Bühne?
Für die einen ist es Unterhaltung pur, für die anderen ein ganz normaler Job.

Die beiden unterschiedlichen Seiten eines Musicals werden am besten an folgender Szene sichtbar: Januar 2019. Auf der Rückfahrt vom „Der König der Löwen“ sitzt Stefan Stara gemeinsam mit den Besuchern in einem Boot. In denen gelangt man von der Musicalhalle im Hamburger Hafen herüber zu den Landungsbrücken. Die einen schwärmen von der tollen Show, der andere checkt nach seinem Arbeitstag das Handy.
„Die Zuschauer hängen in ihren Gedanken noch einem wunderschönen Abend nach. Sie lassen den Abend vielleicht mit einem Glas Wein in einer der kleinen Bars oder auf der Reeperbahn ausklingen. Für mich ist jetzt Feierabend nach einem ganz normalen Arbeitstag“, so Stefan Stara.
Musical-Darsteller führen ein Leben auf der Bühne
Seiner Frau geht es nicht anders, jedoch befindet sie sich in einer anderen Stadt. Nach einem mehrmonatigen Engagement am Aachener Grenzlandtheater ist sie nun wieder die Dorstenerin Tina Podstawa. In Aachen verwandelte sie sich täglich in das Hausmädchen „Magenta“ in Richard O Brien´s Kultmusical “The Rocky Horror Show“.

Tina Podstawas und Stefan Staras Verträge bei einem Musical dauern meistens eine Saison. Danach werden sie eventuell verlängert oder sie müssen sich für neue Projekte bewerben. Dieses Leben ist für die beiden Dorstener aber nicht ungewöhnlich. Denn seit über 20 Jahren spielen sie national und international auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“.
Nationale und internationale Auftritte für die Musical-Darsteller
Stefan führten seine Engagements in den Jahren unter anderem nach Hamburg, Stuttgart, St. Gallen, Mannheim, Gelsenkirchen, Detmold und Köln. Auch Osaka und Tokio hat er schon besucht. Tina hatte ebenfalls Auftritte quer durch die ganze Republik sowie in den angrenzenden Niederlanden. Zudem war sie als Dozentin für Musical und Jazz-Dance tätig.
Für Tina stand bereits mit neun Jahren fest, dass Musik und Tanz in ihrem Leben eine große Rolle spielen. Daraufhin nahm sie Ballettunterricht. Doch mit dem Besuch ihres ersten Musicals „Cats“ änderte sich alles: „Seitdem wollte ich ebenfalls Musical-Darstellerin werden.“ Mit Show- und Stepptanz, Theater-AG, Klavierstunden und Gesangs-, war die junge Dorstenerin viel beschäftigt. Dabei durfte der Schulunterricht am Gymnasium St. Ursula natürlich nicht zu kurz kommen.
Ihr Einsatz lohnte sich. Sie bestand nicht nur ihr Abitur, sondern auch die Aufnahmeprüfung am „Fontys Dansacademie/Brabants Conservatorium“ in Tilburg (Niederlande). Ihr vierjähriges Gesangs-, Schauspiel- und Tanz-Studium, bei dem sie auch fließend Niederländisch lernte, schloss sie zur Jahrtausendwende mit dem „Bachelor“ ab.
Ihr Mann Stefan Stara, gebürtiger Oberhausener, absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Schlagzeugausbildung am Institut für Popularmusik in Duisburg. 1999 nahm er ebenfalls das Studium zum Musical-Darsteller an der Folkwang Hochschule in Essen auf und beendete wie auch seine Frau nach vier Jahren sein Studium mit dem Diplom.
Zwei verwandlungsfähige Darsteller
Obwohl sie weit voneinander entfernt studierten, trafen sich ihre Wege 1999 dennoch: beim Bundesgesangswettbewerb der Sparte Musical/Chanson in Berlin. „Diesen Wettbewerb nutzt eigentlich jeder Student der Musikhochschulen, um Kontakt zu wichtigen Leuten aus der Branche zu knüpfen und natürlich auch als Sprungbrett fürs erste Engagement“, erklärt Tina, die Stefan Stara dort zum ersten Mal begegnete. Ihr Sprungbrett war der Gewinn des Förderpreises bei diesem Gesangswettbewerb, woraufhin das erste Profi-Angebot für eine Rolle bei den Sommerfestspielen in Ettlingen folgte. Ein Jahr später ging es dann zu „Elisabeth“ ans Colosseum Theater Essen. Damit nahm nicht nur ihre Karriere ihren Lauf, auch Stefan sah sie nun immer öfter und mittlerweile ist er seit 20 Jahren ein Dorstener Bürger.
Normalerweise ist das Ehepaar getrennt voneinander in verschiedenen Theatern unterwegs, mit Ausnahme der gemeinsamen Engagements beim Musical „Dracula“ im Jahr 2010 und beim Poporatorium „Luther“ in den Jahren 2017 und 2018, produziert von der „Creativen Kirche Witten“. „Das war ein Riesenprojekt mit bis zu 4500 Teilnehmern im Chor, Band, Orchester und uns zwölf Musical-Solisten“, schwärmt die Schauspielerin noch heute über die Zeit, die sie beruflich mit ihrem Mann genießen konnte.
„Die Rollenprofile müssen passen“, erklärt Stefan, nach welchen Gesichtspunkten er und seine Frau sich die infrage kommenden Musicals aussuchen. „Wir beide mögen gerne Klassiker wie beispielsweise ‚West Side Story‘ mit gleichen Anteilen von Gesang, Tanz und Schauspiel, bei denen wir als Musicaldarsteller unsere ganze Vielseitigkeit zeigen können.“ Ob „Tanz der Vampire”, „König der Löwen“ oder „Grease“ bei Stefan, ob „Rocky Horror Show“, „Sister Act“ oder „Jesus Christ Superstar“ bei Tina, dass sie verwandlungsfähig sind, das steht außer Frage.
Routine ist für Musical-Darsteller tödlich
„Jedes Stück bringt anfangs bei durchschnittlich sechs Wochen langen Proben neue Herausforderungen mit sich, aber ebenso auch so etwas wie Rhythmus und Normalität in unseren Alltag“, freut sich Stefan. „Die Kehrseite der Medaille ist die finanzielle Unsicherheit in unserem Job, aber dafür kommt bei uns so schnell auch keine Routine auf“, fährt der Darsteller fort und seine Frau ergänzt: „Routine in unserem Job wäre tödlich. Die Gäste zahlen viel Geld und haben einen Anspruch auf eine gute Show. Also bringen wir mit einem Schnupfen 100 Prozent Leistung, ohne sogar 120.“
Diese Leistung zeigten die zwei in letzter Zeit bis vor den Absagen der Auftritte lieber in Stadttheatern im näheren Umfeld von Dorsten. Auch ihrem Sohn zuliebe, der hier in Dorsten gut behütet aufwachsen soll. Wünschen wir den sympathischen Darstellern, dass sie im Herbst wieder auf der Bühne stehen können.
Fotos: Christian Sklenak und privat