Musikproduzent Jaxon Bellina fühlt sich in Dorsten wohl

von Martina Jansen

„So lange ist das schon her?“ Jaxon und ich sind überrascht, dass unser erstes Interview schon anderthalb Jahre zurückliegt. Seit dieser Zeit hat er mehr als 30 neue Platten aufgenommen, ansonsten ist aber weiterhin bodenständig geblieben.

Jaxon Bellina
Foto: Christian Sklenak

„Allways go with the flow and keep it simple“ (Jaxon M. Bellina)

Der Hervester betreibt gemeinsam mit seinem Partner Tim Schult die Musikagentur 6000media. Ihre Büros inklusive Tonstudio liegen mitten in der Dorstener Innenstadt, hoch oben im Dachgeschoss des ehemaligen Woolworth-Gebäudes. Jeder, der dort arbeitet oder zu Besuch kommt, muss gut zu Fuß sein. Einen Aufzug gibt es nicht. Es bleibt nur der anstrengende Weg über die gefühlten tausend Stufen nach oben. Vom Dach aus entschädigt jedoch der tolle Blick auf die Dorstener Altstadt. Eine einzelne kleine Tür führt in sein Reich, hier kann Jaxon Bellina proben und musizieren, ohne jemanden zu stören.

Die Anfänge

Für Michael Bellina, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, war schon seit der frühen Jugend klar: „Ich werde Musiker.“ Beeinflusst haben ihn dabei insbesondere die Beatles und Nena.

Schon früh erlernte er das Klavierspielen. „Damit kam ich jedoch bei den Mädels leider nicht an“, erinnert sich der Musikproduzent. „Klavier und Brillenträger, das war damals eine echt uncoole Kombination“, fährt er fort. „Ich hätte viel lieber Gitarre gespielt, denn darauf standen die Mädels.“ Seine Oma erhörte seinen Wunsch und schenkte ihrem Enkel dieses Instrument. Da sein Vater gar nicht auf Gitarre stand, musste der junge Jaxon heimlich üben, ohne das Klavierspielen zu vernachlässigen. 

„Obwohl ich musikalisch bin, habe ich weder Talent zum Auflegen, noch dazu, Blasinstrumente zu spielen. Wir werden sicher niemals Freunde, wenn ich sie spiele, dann klingen Saxofon und Trompete, als wären sie kaputt“, verrät der kommunikative Dorstener lachend. Aber Gitarre und Jaxon Bellina, das passt(e) und so spielte er bei der Schermbecker Band „The Guanavaana“, bis diese sich 1995 auflöste.

Die Erfolge

Musikalisch ging es jedoch ohne Pause weiter. Jaxon Bellina produzierte Musik und spielte aus der Not heraus, da er zu diesem Zeitpunkt auf keine Musiker zurückgreifen konnte, alle Instrumente selbst ein. Heute ist diese Arbeit am PC einfacher und die Songs sind nach Jahren noch exakt nachvollziehbar. Früher am Mischpult war es fast ein Ding der Unmöglichkeit, die Stellungen der verschiedenen Regler einen Tag später wieder präzise herzustellen.

Kurzzeitig wich der Hervester von seiner Arbeit als Musikproduzent ab und wurde 1997 mit DJ Phil Fuldner und Christian Groote Teil der Synthie-Pop-Band „Be.Well“. Als sich erste Erfolge einstellten, schien sein Weg als Popstar vorgezeichnet. „Aber als plötzlich junge Mädchen vor meiner Tür standen, da wusste ich: Ich will kein Leben in der Öffentlichkeit, kein Leben auf dem roten Teppich“, so der 47-Jährige. „Mir wurde in diesem Moment klar, dass ich mich auf die Musikproduktion konzentrieren wollte.“

DJ Moguai, „Sugarbabes“ und „Kylie Minogue“

Trotz seiner Erfolge ist der Dorstener Songwriter Realist geblieben und kann daher Neulingen im Showgeschäft nur raten, demütig zu sein und vorsichtig mit dem momentanen Erfolg umzugehen. „Ich bin glücklich mit meinem bürgerlichen Leben und fühle mich in Dorsten mit meinem tollen Umfeld extrem wohl“, beteuert er. „Dennoch ist es schön, bei meiner Arbeit in anderen Studios mit den Leuten in deren Heimat zu arbeiten, mit in ihrem Leben zu sein“, schwärmt Jaxon Bellina davon, die Städte durch Leben zu erleben.

Vor der Corona-Pandemie flog er mehrmals im Jahr nach LA oder London, nun pendelt er zwischen Dorsten, Köln und Berlin und skypt ein- bis zweimal wöchentlich mit seinem guten Freund und Musikproduzenten Nick Coler aus England. „Ich sehe die Kontaktbeschränkungen für mich eher positiv“, erklärt Jaxon. „Ich muss nicht so viel fliegen, das ist schon sehr zeitaufwendig, vieles geht auch per Videoschalte. Die Künstler legen nun mehr Focus auf das Musizieren und verlassen sich nicht nur auf mich. Life-Auftritte fallen weg, die Künstler haben nun mehr Zeit für ihre kreative Arbeit.“
 

Jaxon Bellinas Bodenständigkeit wird vielleicht am deutlichsten darin sichtbar, dass er als Familienmensch gerne mit seinen beiden Kindern und seiner Frau Silke zusammen ist. 20 Jahre sind die beiden, entgegen der „Gepflogenheiten“ im Showbusiness, nun zusammen und noch immer glücklich. „Sehr glücklich sogar“, wie er betont. Als totaler Schalke-04 Fan sieht Jaxon Bellina natürlich auch zu, dass ihm dennoch Zeit bleibt, Spiele seines Lieblingsvereins zu verfolgen. Aber Zeit mit seiner Frau Silke und seinen Kindern Anna und Paul zu verbringen, das hat natürlich erste Priorität für den Familienmenschen.