Sie gehörte schnell zum Inventar des Elektrofachgeschäfts EP-Schlagenwerth in Holsterhausen – doch jetzt ist Schluss. Nach 47 Jahren verabschiedete sich Monika Naujok in den wohlverdienten Ruhestand.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“ Oder: „Was darf es denn sein?“ Mit diesen Worten begrüßte Monika Naujok ihre Kundschaft 47 Jahre lang im EP-Elektrofachgeschäft Schlagenwerth in Holsterhausen. Doch diese Zeiten sind nun vorbei. Am Montag, dem 30. September, trat die langjährige Verkäuferin in den wohlverdienten Ruhestand – ein Tag, der mit Überraschungen, Freude, ein wenig Wehmut und einer besonderen Feier begann.
Abschied mit Luftballons und Sekt
Ihre Töchter Sabrina und Kathi sowie Ehemann Andreas bereiteten Monika einen herzlichen Abschied. Luftballons mit dem Aufdruck „Endlich in Rente“ schmückten das Geschäft. Sekt und ein zweites Frühstück durften natürlich auch nicht fehlen – ein würdiger Abschied für eine Frau, die das Gesicht des Familienunternehmens über Jahrzehnte geprägt hat.
Gute Zeiten, schlechte Zeiten – und nun die Rente. Ist es ein Freudentag, oder schwingt doch ein wenig Wehmut mit? Wir wollten es wissen und waren vor Ort, um Monikas Geschichte zu hören.
Eine Holsterhausener Erfolgsgeschichte
Das Leben von Monika Naujok spielt sich hauptsächlich in Dorsten-Holsterhausen ab. Dort geboren, zur Schule gegangen und schließlich eine Familie gegründet – ihre Heimat war stets Holsterhausen.
Im August 1977 begann Monika als 17-Jährige ihre Ausbildung bei der Firma Schlagenwerth, einem Familienbetrieb direkt um die Ecke ihrer Wohnung. Doch geplant war dieser Beruf nicht wirklich, wie sie erzählt. Nach der Handelsschule standen verschiedene Ausbildungsberufe zur Wahl: Arzthelferin oder eine Anstellung am Amtsgericht in Dorsten etwa. Doch manchmal spielt das Leben anders, und so erfuhr sie über ihren Großvater, der den Senior-Chef Karl Schlagenwerth kannte, von der freien Lehrstelle. So begann eine Laufbahn, die beinahe ein halbes Jahrhundert andauern sollte.
Vom Laden zum „Elektro-Tempel“
In all den Jahren erlebte Monika nicht nur private Veränderungen wie Hochzeit und Familienzuwachs. Auch im Geschäft ändert sich vieles. Zu Beginn arbeitete sie noch unter der Leitung von Karl und Elisabeth Schlagenwerth. Heute wird das Geschäft von Markus Schlagenwerth, dem Sohn der Gründer, geführt. 1995 übernahm er das Ruder und führte das Familienunternehmen in die zweite Generation.
„Der Laden war damals kleiner“, erzählt Monika. „Wir hatten noch Fahrräder, Geschenkartikel und Haushaltswaren. Die Elektrogeräte waren nicht so vielfältig wie heute, und Trockner gab es zum Beispiel gar nicht. Jetzt sind wir auf Elektro-Kleingeräte und Weißgeräte spezialisiert.“
Doch nicht nur das Sortiment verändert sich – die gesamte Branche hat sich verändert. Ein Highlight? „Die Digitalisierung hat alles verändert“, sagt Monika. „Das neue Warenwirtschaftssystem war ein großer Einschnitt. Viel läuft heute über Computer.“
Was macht eine gute Verkäuferin aus?
Wenn jemand über Jahrzehnte im Einzelhandel arbeitet, muss es ein Erfolgsgeheimnis geben. Was ist auch Monikas Tipp für angehende Verkäuferinnen? „Freundlichkeit ist das A und O“, betont sie. „Wenn man mürrisch ist, kommt man nicht weit.“ Selbstverständlich gehören auch Fachkenntnisse und eine gute Beratung dazu.“
Und wie fühlt sich der Abschied nun an? „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, gibt Monika zu. „Aber ich werde ja noch einmal die Woche hier sein. Ganz weg bin ich auch nicht.“
Auf ins Rentenleben – aber nicht ganz
Was macht eine frischgebackene Rentnerin mit all der freien Zeit? Langeweile kommt bei Monika wohl nicht auf. „An erster Stelle steht meine Enkeltochter“, sagt sie mit einem Lächeln. „Außerdem lese ich gerne. Aber ich glaube, ich muss mich erst einmal finden – die freie Zeit richtig ausnutzen.“
Natürlich werden viele ihrer Kunden Monika vermissen. Schließlich haben sie die Verkäuferin über Jahre hinweg begleitet. „Letztens sagte eine Kundin zu mir: ‚Oh, Sie sind aber auch schon lange hier‘, erzählt sie schmunzelnd.
Doch so ganz verschwindet Monika nicht. Sicherlich wird sie auch in Zukunft ein freundliches Wort für die Kundschaft im Geschäft haben, wenn sie dort oder auf der Straße jemanden trifft. An diesem Montag öffnete sie jedenfalls ein letztes Mal die Ladentür für ihren Ehemann Andreas – mit einem lachenden und einem weinenden Auge.