Nach dem Tod meines Schwiegervaters wollten meine Frau und ich einfach nur Platz in der Garage schaffen. Ohne es zu wissen, erfüllten wir dem Lembecker Egbert Becker dadurch unerwartet einen Traum. Wie er unseren Porsche 924 wieder auferstehen ließ.
Mein Schwiegervater war ein Technikfan. Als Ingenieur baute er in seiner Freizeit seine eigenen Lautsprecher und HiFi-Anlagen. Er begeisterte sich für Aufnahmetechnik und Motorräder, und nach seinem Tod erbten wir ein ganzes Museum an uralten Verstärkern, Bandlaufwerken, Radios, Lautsprechern und anderer ehemaliger Spitzentechnologie, die längst unter einem Mantel aus Staub durch die Jahre dämmerte.
In seinen letzten Jahren entglitt ihm mit schwindender Gesundheit auch die Möglichkeit zur Wartung und Ordnung, und so hinterließ er meiner Frau und mir eine ganze Hausladung alter und mittlerweile überflüssig gewordener Dinge. Die Doppelgarage war so vollgestellt, dass man nach einem halben Meter kaum noch weiterkam, und so dauerte es einige Zeit, bis das erste Mal wieder ein Mensch diese verstaubte Welt erkunden konnte.
Ein Relikt in der Höhle
Tief in den Eingeweiden dieser langen dunklen Höhle, deren Lichter schon seit langem kaputt waren, schlummerte jedoch ein Schatz. Wir fanden ihn, als wir den Berg aus Kartons mit leeren Aktenordnern, eingetrockneter Motorradkleidung und verkrusteter Schmieröle mit DM-Preisschildern für den Bauhof abtrugen. Der Schatz hatte vier fast platte Reifen, eine verbeulte und staubvergraute Haut und ein Innenleben voller Stockflecken. Der TÜV stammte nicht mehr aus diesem Jahrtausend, aber dennoch war dieses seit Ewigkeiten vom Licht der Sonne getrennte Relikt zweifellos ein echter Porsche 924.
Doch was sollten wir damit anfangen? Unser Sohn war noch kein Jahr jung und ein 32 Jahre alter Sportwagen war sicherlich das letzte Gefährt, das in unseren Alltag passte. Dann bekamen wir den entscheidenden Tipp: „Frag doch den Ecki. Der sucht schon lange so etwas.“

Der Richtige für unseren Porsche 924
Und tatsächlich war Egbert „Ecki“ Becker genau der Richtige für den alten Porsche. Der Lembecker war gerade frisch in den Unruhestand eingetreten und brauchte eine sinnvolle Aufgabe. Als er von unserem Porsche hörte, dauerte es nicht lange, bis er mit Schwiegersohn und einem weiteren Helfer vor der Tür stand. Mit einer Winde und Geduld zogen wir das schlafende Blechwesen zum ersten Mal in die Sonne des 21. Jahrhunderts.
„Ich konnte direkt sehen, dass ich da Arbeit vor mir hatte“, erinnert sich Egbert Becker heute. „An der Seite waren Beulen, der Lack war voller Staub und Kratzer, und man wusste ja auch nicht, in welchem Zustand der Motor war.“ Wir einigten uns auf einen fairen Preis, und dann reiste der Porsche in die nächste Garage – dieses Mal nach Lembeck.

Das zweite Leben beginnt
Hier begann 2017 das zweite Leben des 1985 gebauten Porsches. Mit Hilfe eines Freundes stellte sich Egbert der Aufgabe, den runtergekommenen Wagen in ein automobiles Schmuckstück zu verwandeln. Über Wochen legten sich die beiden ein strammes Programm auf. „Wir haben abends um sieben angefangen, wenn mein Kollege von der Arbeit kam, und bis ein Uhr nachts gearbeitet“, berichtet Becker, „und auch viele Samstage dafür verwendet“. Seine Frau nahm es gelassen. „Sie hat mich einfach machen lassen, das war kein Problem“, lächelt Egbert Becker dankbar.
Ein langer und mühsamer Weg
Die Wiedererweckung des alten Porsche gestaltete sich als langer Weg mit vielen kleinen und großen Hürden. „Erst mussten wir alle Öle und Betriebsstoffe austauschen“, erzählt Egbert Becker. Danach kam der erste Startversuch, der aber trotz neuer Batterie kläglich scheiterte. „Nach vielen Stunden Gefummel sprang er dann endlich an, und wir konnten eine kleine Runde drehen. Danach musste der Wagen natürlich wieder abgestellt werden, und am nächsten Tag, beim nächsten Startversuch, war dann der Anlasser kaputt.“ Becker lacht und fährt fort: „Und so ging es dann nach und nach weiter. Die Lichtmaschine ging kaputt, und dann lief der Motor nicht rund.“

In akribischer Arbeit mussten viele kleine Druckregler überprüft und meterlange Leitungen auf Risse getestet werden, um die Fehler zu finden. „Das ist ganz schön nervig, aber macht auch den Spaß aus. Denn es ja auch Teil des Hobbies, alles nach und nach herauszufinden und Fehler zu entdecken, und die Teile dann auszutauschen.“
Originalteile sind noch zu haben
Auszutauschen gab es tatsächlich eine Menge. Das fängt bei vielen kleinen Lämpchen an, für die mal eben das gesamte Armaturenbrett auszubauen war. Und als dann endlich nach gefühlten Ewigkeiten der Grund für den unrund laufenden Motor gefunden war, wurde ein neuer Zündverteiler fällig. „Der hat dann mal eben 850 Euro gekostet“, erinnert sich Becker mit einem Stirnrunzeln. „Zum Glück gibt es für den 924 noch so gut wie alle Originalteile zu kaufen.“

Innen und außen wie neu
Doch nicht nur das Innenleben des alten Porsche wurde grundlegend saniert, sondern auch die Außenhülle. „Nachdem die Beulen raus waren, habe ich den Wagen in Originalfarbe neu lackieren lassen“, erklärt der Lembecker. Auch das verschwundene Porsche-Wappen an der Front und zahllose andere Details wurden ersetzt und ausgetauscht. Nach zwei Jahren und unzähligen Arbeitsstunden hatte sich das Garagenrelikt dann endlich in einen perfekt restaurierten Porsche 924 Targa verwandelt.
Seitdem fährt Egbert Becker fast jeden Tag mit seinem Sportwagen durch die Gegend. Rund 60.000 Kilometer hat er bereits im Porsche zurückgelegt. „Den werde ich fahren“, sagt der Rentner verschmitzt, „solange ich noch ein- und aussteigen kann.“ Wir hätten keinen Besseren für Schwiegervaters alten Flitzer finden können.