Reporter und Fotograf Alexander Fichtner ist in seinem zweiten Teil seiner Reise durch das Baltikum beim Rooftopping über den Dächern der Hauptstadt Riga unterwegs. „Dabei bin ich nicht wirklich schwindelfrei“, verrät er nach dem Trip unserem Chefredakteur. Bitte nicht nachmachen.
In Riga lassen sich viele architektonischen Stilrichtungen finden. Dies erzeugt den optischen Anblick der Stadt vielfältig. Dieses Stadtbild macht Riga so besonders im Baltikum, ja sogar in Europa. Gotik, Romanik, den Jugendstil sowie die traditionelle lettische Holzhausarchitektur erzeugen beim Spaziergang in der City Abwechslung. So kann neben der Jugendstil-Villa ein Holzhaus in der Innenstadt stehen.

Über die Dächer von Riga
Doch einer, der weite Teile der Stadt aus einem ganz anderen Winkel kennt, ist „Roofie“. Seinen wahrer Name will er nicht nennen, denn das, was er macht, ist strafbar oder in einer Grauzone. Seine Leidenschaft ist Rooftopping. Er versucht auf die höchsten Punkte von Gebäuden zu kommen. Möglichst hoch und spektakulär soll es sein. Egal ob es eine Kirche, ein Hochhaus oder eine Brücke ist. Was auf den Fotos wie eine Verfolgungsjagd eines James Bond Film aussieht, ist aber die Wirklichkeit und lebensgefährlich. Doch lebensmüde ist Roofie überhaupt nicht. Doch bitte nicht nachmachen.

Bereits als Kind kletterte er gerne. Früher waren es wie bei allen Kindern nur Bäume. Doch seit dem Sommer 2018 betreibt er Rooftopping. „Ich entdeckte Videos und Fotos von Rooftopping bei Instagram“, verrät er beim Treffen am Rand der Altstadt von Riga. So wurde er auf das Klettern aufmerksam.

Schnell kam er auf die Idee, das in seiner Stadt selber auszuprobieren. Einige Tage später ging es los. Seit dem Zeitpunkt ist es seine Leidenschaft. Er postet seine Bilder und Videos regelmäßig seit Dezember 2018 bei Instagram und ist in der Rooftopping-Szene mittlerweile sehr bekannt. Es ist für ihn ein Lebensgefühl von Freiheit, Erforschen, von Loslassen, vom Alltag, es ist spirituell für ihn.

Rooftopping ist spirituell
Was erst sehr hochtreibend, fast heilig klingt, wird während des Gesprächs mit Roofie eindeutiger. „Ich habe früher viel Yoga gemacht und manchmal, wenn ich meditiert hat, fühlte ich mich voll ausgefüllt“, erklärt er. Dieses Feeling sucht er beim Rooftopping auch, aber gewiss ohne Zwang und Druck erzählt er weiter während wir durch ein Einkaufszentrum laufen. Er will zeigen, wie einfach es ist, auf die Dächer von Riga zu kommen. Wenn er klettern geht, ist er voll fokussiert auf sich.

Beobachter können sehen, dass er nicht leichtsinnig ist, sondern wohl überlegt ist in jedem Handgriff und jedem Schritt den Roofie tätigt. Er ist körperlich fit und trainiert regelmäßig seine Balance. Dazu achtet er sehr auf seine Ernährung.

Meist geht er mit drei oder vier Bekannten zum Rooftopping, aber manchmal ist er auch einfach allein unterwegs. Das ist ihm oft am liebsten. Er muss nicht auf andere achten, sondern kann sich nur auf sich und den Aufstieg konzentrieren. Er sagt lachend: „Es ist auch unauffälliger alleine, wenn man mal erwischt wird“. Denn oft ist es kompliziert oder verboten, erst in und anschließend auf die Gebäude zu kommen. Er wurde bereits von der Polizei erwischt, aber meist blieb es danach bei einer mündlichen Verwarnung. Oft konnte er sich aber verstecken oder einfach früh genug verschwinden bevor er erwischt wurde. Er achtet bereits beim Aufstieg auf einen eventuell alternativen Fluchtweg.
Andere Länder, andere Dächer
Roofie hat bereits in Litauen, Malta und der Ukraine diverse Dächer erklommen. Sein Plan ist es außerhalb von Lettland später einmal hoch hinaus zukommen. Er will sich selber schließlich weiter pushen in seinen Aktionen. Denn es geht ihn nicht nur das Erlebnis, sondern auch um den Ausblick, den er dann genießen kann.

Mehr Bilder von Roofie findet ihr auf Instagram auf seiner Seite „Riga Rooftops“ oder unter den Hashtag #rigarooftops.

Im nächsten Teil der Serie von Alexander Fichtner geht es weiter hoch in den Norden. Nach Tallin und von da weiter über die Ostsee.
Den ersten Teil der Serie findet ihr hier: