Vor zwei Jahren schrieb der Schützenverein Hervest-Dorsten Geschichte: Zum ersten Mal bei einem Dorstener Schützenverein schoss sich mit Königin Anja eine Frau ins höchste Ehrenamt. Auf einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin müssen die Schützen aber noch länger warten. Der Verein kann das Fest nicht mehr alleine stemmen. Nun könnte sich eine engere Zusammenarbeit mit Nachbarvereinen anbahnen. Steht das Schützenwesen in Dorsten vor einer Fusion?
Eines macht Werner Rommeswinkel ganz klar: „Am Ende sind wir noch lange nicht“, betont der 1. Geschäftsführer und Pressewart der Hervest-Dorstener Schützen. Er ist stolz auf seinen Verein, der in diesem Monat 111 Jahre alt wird. „Wir sind zudem der allererste Schützenverein in Dorsten mit einer Frau als Königin„, so Rommeswinkel.

Allerdings sieht er auch die Realität. Und die fußt auf nackten Zahlen. „Für ein Schützenfest muss man dreißig- bis vierzigtausend Euro in die Hand nehmen. Und das Geld muss erwirtschaftet werden“, so Rommeswinkel. Früher habe man mit dem Zeltwirt einen Vertrag gemacht, und der hätte sich um alles gekümmert. Zeltaufbau, Thekenpersonal, vielleicht sogar die Kapelle waren einst im Zuständigkeitsbereit des Zeltwirtes, dem dafür auch der gesamte Erlös aus dem Schankbetrieb zufiel.
Immer mehr Kosten, immer weniger Mitglieder
Heute allerdings müsse der Verein diese Aufgaben größtenteils selber stemmen. So summieren sich schnell die Kosten für den Zeltverleih, die Toiletten, die Getränke und das Thekenpersonal in den fünfstelligen Bereich. Das müsse bei einem Fest erst einmal wieder erwirtschaftet werden. „Wir hatten mal zu Spitzenzeiten rund 600 Mitglieder. Jetzt sind es hundert. Das ist damit nicht zu schaffen“, stellt Werner Rommeswinkel nüchtern fest. Viele seien aus Altersgründen ausgeschieden, und bei der demografischen Entwicklung im Stadtteil seien neue Mitstreiter nicht einfach zu finden.

Das hat natürlich auch Folgen für die Thronfolge. Beim kommenden Bataillonsfest am 23. und 24. August wird der Schützenverein Hervest-Dorsten sein scheidendes Königspaar Anja I Gibson und Prinz Markus I Harding feierlich und würdevoll verabschieden. Danach bleibt der Thron aber erst einmal vakant. „Wir setzen aus. Ich sage aber nicht, dass wir nie wieder ein Königsschießen haben werden“, so Rommeswinkel. Allerdings müsse eine Lösung gefunden werden, wie man ein solches Fest in Zukunft stemmen könne.
Zusammenschluss der Schützen? Hervest-Dorsten sucht Verbündete
Eine mögliche Lösung besteht für Werner Rommeswinkel im Zusammenschluss mit anderen Vereinen. Wie so etwas funktionieren könne, könne man regelmäßig beim Schützenfest der Bruderschaft in Ratingen bewundern. „Hier richten mehrere Gruppen, die jede für sich auch unabhängig ihr Vereinsleben leben, gemeinsam ein großes Fest aus. Das klappt wunderbar“, schwärmt der Geschäftsführer von Hervest-Dorsten. „Vielleicht wäre das auch ein Modell für Dorsten.“
Die Idee ist nicht neu. Schon in der Vergangenheit habe man mit den benachbarten Vereinen Gespräche geführt, teilweise monatelang verhandelt. Das Interesse sei durchaus vorhanden, erzählt Werner Rommeswinkel. Teilweise sei ein Ergebnis aber von Einzelinteressen torpediert worden. „So etwas ist unglaublich frustrierend.“ Letztendlich würde aber auch bei anderen Vereinen im Zentrum Dorstens die Personaldecke dünner. „Die Vereine auf den Dörfern stehen hingegen noch gut da“, sagt Rommeswinkel. Letztlich seien Mitgliederschwund und die gestiegenen Kosten aber für fast alle Schützengemeinschaften ein Problem.
Steht der Schützenverein Hervest-Dorsten aber jetzt vor dem Ende? Keineswegs. Allerdings könnte sich die Struktur der Dorstener Schützenvereine in Zukunft ändern, um den drängenden Problemen zu begegnen. „Ich denke, wir können das schaffen“, da ist Werner Rommeswinkel zuversichtlich.