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Weihnachtsansprache von Bürgermeister Tobias Stockhoff

Veröffentlicht am

Bürgermeister Tobias Stockhoff wendet sich in einer Weihnachtsansprache an alle Menschen aus Dorsten. Wir dokumentieren hier seine Rede im Original.

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Liebe Dorstener,

die schrecklichen Bilder aus Magdeburg, welche uns kurz vor dem 4. Advent erschrocken und aufgewühlt haben, lassen viele von uns entsetzt und sprachlos zurück. Wir erkennen, dass unsere Welt und unser Leben immer wieder von Dunkelheit plötzlich erfasst wird und das Gute durch das Böse überlagert werden kann.

Es stellt sich vielleicht sogar einigen die Frage, ob und wie wir in diesem Jahr nach diesem Anschlag, der Leid über so viele Menschen gebracht hat, das Weihnachtsfest wirklich feiern können und wollen.

Ich glaube, es ist gerade wichtig, dieses Weihnachtsfest zu feiern als Quelle unserer Hoffnung, die Licht in die Dunkelheit der Welt bringen will, und dabei die gute Weihnachtsbotschaft in den Blick zu nehmen.

Wer die Weihnachtsgeschichte aufmerksam liest, wird darin viele kleine und größere Botschaften entdecken. Als Kind habe ich mich zum Beispiel gefragt: Warum wird Jesus, der Sohn Gottes, so armselig in einem Stall geboren?

In dem in unserer Region bekannten Kirchenlied „Seid nun fröhlich, jubilieret“ wird dieser Kontrast kraftvoll besungen. Dort heißt es „liegt als armes Kind im Stall, Herrscher über Welten all.“

Der Weltenherrscher, der in einem Stall auf die Welt kommt? Das passt nicht in unsere weltliche Vorstellung von Macht, Herrschaft und Gott. Schon gar nicht, wenn man weiß, dass Kinder zu Lebzeiten Jesu‘ kaum mehr Rechte hatten als Unfreie und Sklaven.

Dass Hirten – damals in der Gesellschaft auf der untersten Stufe angesiedelt – diesem Kind in der Holzkrippe huldigen, ist somit nachvollziehbar. Dass wenige Tage später dann die Heiligen drei Könige – symbolisch für Weisheit und Macht – dieses Kind im Stall von Bethlehem aufsuchen und reich beschenken, hilft uns, diese Botschaft noch besser zu verstehen:

Da wird ein Kind geboren, das die Welt verändern wird.

Ein Kind, dessen besondere Stärke seine Schwäche ist.

Wohl alle Eltern – so geht es gerade auch meiner Frau Monika und mir mit unserer drei Monate alten Tochter Luise – spüren, wie ein Neugeborenes die Welt auf wundervolle Art verändert und bereichert. Natürlich bedeutet ein Kind auch persönliche Einschränkungen und eine große Verantwortung. Jedes Lächeln und jeder schöne Moment entschädigt dafür aber tausendfach. Liebe wird eben nicht weniger, wenn man sie verschenkt.

Bei dem Jesuskind in der Krippe ist es aber nicht nur diese wohltuende Veränderung, die ein Neugeborenes mit sich bringt. Dieses Kind wird aus seiner Schwäche eine mächtige Botschaft machen: Christus wird später gegen Gewalt und Hass die Nächsten- und sogar die Feindesliebe setzen.

Diese Botschaft richtet sich an alle Menschen. Dass in dieser Geschichte aus Bethlehem von den Hirten bis zu den Weisen und Königen das ganze Spektrum der damaligen Gesellschaftsordnung abgebildet wird, zeigt uns: Alle Menschen guten Willens können durch diese Weihnachtsbotschaft angerührt und erreicht werden.

Sie haben wahrscheinlich schon erkannt, dass ich Ihnen meinen Weihnachtsgruß von einem besonderen Ort sende. Ich befinde mich hier in den neuen Räumlichkeiten der Dorstener Tafel in der Alleestraße. Hier haben noch am Montag vor Heiligabend Ehrenamtliche Lebensmittel an bedürftige Menschen verteilt.

Den unzähligen Ehrenamtlichen, die Lebensmittel abholen, sortieren und ausgeben, die Berechtigten verwalten, den Umzug in diesem Jahr gestemmt und den Verein solide aufgestellt haben – diesen Ehrenamtlichen gilt heute mein herzlicher Dank – stellvertretend für alle haupt- und ehrenamtlich engagierten Menschen in unserer Stadt.

· Menschen, die selbstlos die Einladung des Kindes in der Krippe zur Nächstenliebe annehmen und im Bedürftigen nicht den Armen erkennen, sondern den Mitmenschen.

· Menschen, die Zeit und Geld und Mitgefühl für andere aufbringen.

· Menschen, die sich nicht selten auch dem besserwisserischen Spott und Hohn für ihr Engagement aussetzen müssen.

Ob im Sport, in der Kultur, in der Kinder-, Jugend- oder Seniorenarbeit, im Tierschutz, bei Feuerwehr und Hilfsorganisationen, in der Pflege, im sozialen Engagement, in der Politik oder den Stadtteilkonferenzen, in Nachbarschaften und Familien – überall sind es diese Menschen guten Willens, die die Weihnachtsbotschaft für uns alle lebendig werden lassen.

Mutter Teresa von Kalkutta hat zum Weihnachtsfest folgenden passenden Satz gesagt:

„Jeder Tag ist Weihnachten auf der Erde,
jedes Mal, wenn einer dem anderen seine Liebe schenkt,
wenn Herzen Glück empfinden, ist Weihnachten,
dann steigt Gott wieder vom Himmel herab und bringt das Licht.“

Hier bei der Dorstener Tafel können wir genau das erleben: Menschen, die sich hier engagieren, sind ein heller Schein in unserer Gesellschaft. Sie leuchten als Vorbilder und sie bringen Licht in oft düstere Lebenswelten, die kaum eine Perspektive bieten.

Dieser Einsatz steht gleichsam genau für das, was unsere Gesellschaft und unsere Stadt so dringend brauchen: den Zusammenhalt der Menschen und Gruppen.

Die Tafel zeigt ideal, wie das bei uns in Dorsten funktioniert: In vielen Städten haben die Tafeln mit finanziellen und organisatorischen Nöten zu kämpfen. In Dorsten berichtet Herbert Rentmeister, der Vorsitzende der Dorstener Tafel, von der guten Unterstützung durch unsere Lebensmittel-Kaufleute, von engagierten Freiwilligen, von großzügigen Spenden.

Diesen Zusammenhalt leben wir an ganz vielen Stellen und bei ganz vielen Anliegen. Es gibt ein tragfähiges Netz aus Vereinen und Initiativen, die sich um soziale Belange kümmern, beispielsweise einsame Menschen, sich für Sport, Kunst, Theater und Musik engagieren, Ideen und Projekte im Stadtteil oder der Nachbarschaft anschieben. Hier sind Menschen aktiv, die Spaß daran haben, etwas zu tun. Für sich selbst und damit auch für andere. Menschen, die gemeinsam etwas bewegen. Diese Dorstener Kultur des Zusammenhaltens ist wirklich eine Besonderheit unserer schönen Stadt.

Hier wird deutlich, dass bei uns viele Menschen leben, die guten Willens sind. Menschen,

· die gute Dinge tun, statt die Dinge schlechtzureden.
· die Benachteiligten mit Respekt begegnen, statt ihnen die Würde abzusprechen.
· die miteinander und füreinander arbeiten, statt auszugrenzen.
· die unsere Gesellschaft integrieren, statt diese zu spalten.

Wie diese Menschen setzt das Weihnachtsfest allen zerstörenden Haltungen etwas entgegen: Die Liebe, die von der Krippe ausgeht.

Um es ganz einfach mit den Worten von Thomas von Aquin zusammenzufassen:

„Liebe ist das Wohlgefallen am Guten.
Das Gute ist der einzige Grund der Liebe.
Lieben heißt: Jemandem Gutes tun wollen.“

Lassen Sie uns gemeinsam in diesem Sinne unsere Stadt weiterentwickeln. Den Menschen immer als Menschen sehen. Nicht ohne notwendige Kritik, aber immer konstruktiv, an der Sache und der Menschenwürde orientiert. Gemeinsam wollen wir die Opfer von Magdeburg und deren Angehörigen in unsere Gebete mit aufnehmen und all den Menschen danken, sie unterstützen und wertschätzen, die als helle Lichter in der Gesellschaft leuchten und damit den Menschen beistehen, deren Leben gerade durch Leid und Dunkelheit erfasst wird.

Sehr herzlich danke ich der Pfarrei St. Agatha und Kantor Dr. Hans-Jakob Gerlings, der im Anschluss für uns an der Orgel unserer Stadtpfarrkirche das Lied „Seid nun fröhlich, jubiliert“ spielen wird und damit musikalisch die unermessliche Freude und Größe dieses Weihnachtsfestes ausdrückt: Über ein armes Kind im Stall – welches die Welt verändert hat und uns verändern kann!

Und so wünsche ich Ihnen und Ihren Familien von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie ein gutes, gesundes und gesegnetes Jahr 2025!

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