Große Freude in Rom und Münster. Der emeritierte Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, hat die Wahl des neuen Papstes Leo XIV. am Abend des 8. Mai live auf dem Petersplatz miterlebt – und zeigte sich tief bewegt. Kardinal Robert Francis Prevost, mit dem Genn über Jahre im Dikasterium für die Bischöfe zusammenarbeitete, wurde vom Konklave zum Nachfolger Petri gewählt.
Genn kennt den neuen Papst aus nächster Nähe – als Kollegen im Vatikan und zuletzt bei der Weltsynode im Oktober. Seine ersten Eindrücke teilt er mit spürbarer Achtung: „Das ist natürlich eine echte Überraschung, obwohl ich ihn innerlich immer schon als papabile angesehen habe.“
In ihrer gemeinsamen Zeit hätten sie oft nebeneinander gesessen, berichtet Genn. „Wir waren in den Urteilen weitgehend einig.“ Als Präfekt habe Prevost einen Stil gepflegt, der durch Weisheit, Zuhören und Führungsstärke geprägt sei. „Zurückhaltend, weise, die Meinungen sammelnd, immer wieder zusammenführend, aber durchaus auch bestimmt.“
Neuer Papst-Name Leo ist ein Zeichen
Dass der neue Papst den Namen Leo wählte, wertet Genn als Zeichen. Eine bewusste Abkehr von den bekannten Namen des 20. Jahrhunderts – und eine Rückbesinnung auf einen Papst wie Leo XIII., der mit der Soziallehre der Kirche Maßstäbe setzte.
Zugleich betont Genn, dass Leo XIV. nicht in der Tradition von Papst Franziskus stehen wolle, zumindest nicht in äußeren Formen. „Er wollte nicht in dessen Rolle hineinkommen – weder in der Kleidung, noch in Gesten. Das sollte einmalig bleiben.“
Abschließend zeigt sich Genn spürbar bewegt von der Wahl und der Person des neuen Papstes. „Wir können nichts anderes als dankbar sein und dem Heiligen Geist für seine Führung danken. Ich bin auch ein gutes Stück überwältigt. Und was mich am meisten berührt hat: Ich glaube, er hat oft geschluckt.“
Der emeritierte Bischof aus Münster sieht in Papst Leo XIV. einen Mann, der der Kirche Orientierung geben kann – mit ruhiger Hand, geistlicher Tiefe und dem Mut zur Einheit.
Wer ist der neue Papst?
Papst Leo XIV. wurde am 14. September 1955 in Chicago (USA) geboren und gehört dem Augustinerorden (O.S.A.) an. Nach Jahren als Missionar in Peru war er dort als Bischof von Chiclayo tätig, bevor er 2023 zum Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe berufen wurde. Er war Mitglied mehrerer vatikanischer Gremien und galt schon länger als möglicher Kandidat für das Papstamt.
Mit der Wahl am 8. Mai 2025 nahm er den Namen Leo XIV. an – eine bewusste Anlehnung an Papst Leo XIII., der mit seiner Sozialenzyklika Rerum Novarum im 19. Jahrhundert Kirchengeschichte schrieb. Weggefährten beschreiben Leo XIV. als weisen, zuhörenden und zusammenführenden Menschen, der zugleich mit klarem Kompass und Entschiedenheit führt.