Am Donnerstag (7. März) sorgte eine Meldung für Aufsehen. Die Bild-Zeitung meldete, ein rund 2,6 Tonnen schwerer Batterieblock der Internationalen Raumstation solle am morgigen Freitag in die Atmosphäre eintreten und auf die Erde fallen. Dabei sei auch das Ruhrgebiet – und damit auch Dorsten gefährdet. Was ist dran an der Meldung?
„Bei dem Objekt handelt es sich um eine Plattform mit Batteriepaketen, welche bereits am 21. März 2021 von der Internationalen Raumstation ISS abgetrennt wurde“, bestätigte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) am Donnerstag. Das Objekt habe ein Volumen von 12 Kubikmetern und eine Masse von etwa 2600 kg.
Normalerweise verglüht Weltraumschrott in der Atmosphäre
Weltraumschrott wie ausgediente Satelliten oder Trümmer von Raketen sind vor allem ein Problem für technische Geräte im erdnahen Orbit. So können Trümmerteile etwa funktionierende Satelliten oder sogar die Internationale Raumstation treffen, was katastrophale Folgen haben kann. Daher ist der Weltraumschrott stets im Blick der Experten. Das amerikanische Space-Surveillance Network (US SSN) ortet Objekte mit einer Größe ab zehn Zentimetern. Auch das deutsche Weltraumbeobachtungsradar TIRA des Fraunhofer-Instituts beobachtet die Schrottpartikel dauernd. Man geht von über 45.000 Objekten in der erdnahen Umlaufbahn aus – Tendenz steigend.
Wenn Körper aus dem Weltall hingegen in die Atmosphäre der Erde eintauchen, sorgen Reibungshitze und Luftwiderstand normalerweise dafür, dass die Objekte zerfallen und verglühen.
Einzelne Teile könnten die Erde treffen
In diesem Fall könnte das aber anders sein. „Erste Analysen des deutschen Weltraumlagezentrums haben ergeben, dass Teile der Batteriepakete den Wiedereintritt überstehen und die Erdoberfläche erreichen können“, erklärt das BBK. „Vor dem Wiedereintritt überfliegt das Objekt mehrmals das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Eine Gefährdung für Deutschland wird derzeit jedoch als statistisch unwahrscheinlich angesehen.“
Am Freitagmorgen rechneten die Experten damit, dass das Batteriepaket vermutlich über Nordamerika in die Atmosphäre eintreten wird.
Weltraumschrott überfliegt Dorsten um 19.20 Uhr
Die berechnete Bahn des Weltraumschrotts führt das Batteriepaket am frühen Abend des Freitags über das Ruhrgebiet. Dabei ist die mögliche Bodenspur, also der Bereich, in dem theoretisch etwas herunterfallen könnte, rund 35 Kilometer breit. Die BBK hat dazu folgende Karte veröffentlicht (hier ein aktualisierter Ausschnitt):

Mit Stand gegen 17.30 Uhr am 8. März rechnet man mit einem Überflug gegen 19.20 Uhr. „Gegen 19.20 Uhr könnte sich am Niederrhein und im Ruhrgebiet ein Blick an den Abendhimmel lohnen“, so der Leiter des Weltraumlagezentrums der Bundeswehr, Oberstleutnant Alexander Richter. Dann könnte die Leuchtspur des verglühenden Schrotts zu sehen sein. Mit einem Absturz zu diesem Zeitpunkt rechnen die Experten inzwischen nicht mehr. Danach wird das Batteriepaket das Ruhrgebiet wohl nicht mehr überfliegen.
Sollte Deutschland betroffen sein, wird das BBK warnen
Zu dieser Stunde ist noch nicht klar, wo das ausgediente Batteriepaket in die Atmosphäre eintreten wird. Daher sei die Wahrscheinlichkeit, dass dies ausgerechnet über Deutschland passieren würde, gering. „Sollten sich Hinweise abzeichnen, dass der Wiedereintritt das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland betrifft, so werden die bestehenden Krisenreaktionsmechanismen und Informationswege genutzt, um auf eine mögliche Gefährdung zu reagieren“, erklärte das BBK.
Zusammengefasst ist die Chance, dass ein nicht verglühter Teil des Weltraumschrotts ausgerechnet Dorsten trifft, nicht Null, aber extrem gering.