Glosse von Anke: Der Alltag ist schon ernst genug. Deswegen serviert die Dorstenerin Anke Klapsing-Reich zum Wochenende eine Portion Heiterkeit.
Vergnügliche Episoden aus dem Berufs- und Familienleben. Denn mit einem Lächeln geht gleich alles leichter.
In der Warteschlange
„Meine Güte, warum machen die denn nicht die 3. Kasse auf?“ Ungeduldig tritt der weißhaarige Rentner in der Warteschlange vor mir von einem Fuß auf den anderen. Immer wieder schaut er sich um, blickt unruhig nach links und rechts, als ob er alleinig mit seinem suchenden Blick zusätzliches Personal an die Kassen des Lebensmitteldiscounters zwingen könne. „Das müssen die doch sehen, dass die Schlange hier immer länger wird“, meckert er wieder los, „aber wenn hier niemand was sagt, ja dann passiert auch nichts!“
Auffordernd schaut er zu mir. Ich lächele ihn freundlich an: „Wenn die Schlange Sie so sehr stört, dann fragen Sie doch selbst mal nach.“ Unentschlossen zuckt er mit den Schultern und hält erst einmal den Mund. Aber nur für fünf Sekunden, da sprudelt der Unmut erneut aus ihm heraus: „Ich verstehe das nicht. Die müssen doch selber sehen, dass noch eine weitere Kasse geöffnet werden muss“, wedelt er hektisch mit den Armen.
Tiefenentspannt
Dass er in mir offensichtlich keine Mitstreiterin gewinnen kann, scheint ihn zunehmend zu ärgern. „Ja, stört Sie das denn nicht?“, versucht er erneut, mich ins Boot der Meckerer zu holen. „Heute nicht“, bleibe ich tiefenentspannt. „Wissen Sie, in der Woche habe ich ständig Zeitdruck und hetze auch immer ungeduldig durch die Gegend. Doch heute ist Samstag. Da genieße ich es, warten zu können, gönne mir, in Ruhe an der Kasse zu stehen und mit den Leuten in der Warteschlange etwas zu plaudern.“
Er schaut mich verdutzt an. „Ja, eigentlich haben Sie Recht“, entblähen sich zusehends seine prallen Wutbacken. Er schaut schon viel gelassener in die Welt. Wir smalltalken noch ein wenig über das schöne Wetter, das schlechte Fernsehprogramm und die steigenden Lebensmittelpreise – und dann müssen wir auch schon unsere Waren auf das Band legen, bezahlen und einpacken. „Auf Wiedersehen und ein schönes Wochenende“, verabschieden wir uns gut gelaunt am Laden-Ausgang.
Aus den Augenwinkeln bemerke ich noch, wie eine hektische Mitarbeiterin die 3. Kasse aufschließt.