Wegen der explodierenden Preise für Gas und Energie rollen auf viele Spaßbäder enorme Zusatzkosten zu. Viele Betreiber senken daher die Wassertemperatur. Das Atlantis hingegen setzt auf Preiserhöhungen. Dorstener trifft es dabei weniger.
“Wir müssen in diesem Jahr mit Mehrausgaben von mindestens 800.000 Euro rechnen – bei gleichem Energieverbrauch”, stellt Frank Schellhaus nüchtern fest. Der Geschäftsführer des Atlantis stand zusammen mit seinen beiden Amtskollegen nun vor der Aufgabe, diese Kosten abzufedern.
Der Grund: Die Blockheizkraftwerke im Keller des Spaßbades, die für Energie sorgen und die Becken beheizen, werden mit Gas betrieben. Wegen des Ukrainekrieges sind die Preise nach Jahren relativer Stabilität nun durch die Decke geschossen. Um die Kosten abzufangen, senken einige Badbetreiber daher die Temperatur in ihren Becken.
Kaltes Wasser würde Kindern den Spaß verderben
Das Atlantis wird diesen Weg aber nicht gehen. “Wir bieten in den Schwimmbecken nicht nur den normalen Freizeitbetrieb an, sondern auch das Reha-Schwimmen”, erklärt Frank Schellhaus. “Außerdem finden bei uns Schwimmkurse statt, vom Babyschwimmen bis zum Goldabzeichen. Kindergeburtstage werden ebenfalls im großen Becken ausgerichtet.” Gerade kleinen Kindern könne man aber kalte Wassertemperaturen nicht gut zumuten. “Wir wollen, dass sich die Gäste wohlfühlen”, betont Schellhaus. Wenn der Nachwuchs aber nach einer Stunde schon bibbernd und mit blauen Lippen nach Hause wolle, sei der Familienausflug im schlimmsten Fall ruiniert. Das kenne der vierfache Familienvater Frank Schellhaus aus eigener Erfahrung.
120 Mitarbeiter im Atlantis
Gleichzeitig trägt die Geschäftsführung auch die Verantwortung für 120 Mitarbeiter, “die alle für das Atlantis brennen”, wie Schellhaus betont. Die Beschäftigten hätten schon sehr unter der Coronakrise gelitten. “Von März 2020 bis zum Sommer 2021 hatten wir geschlossen, und die Mitarbeiter waren monatelang in Kurzarbeit”, erklärt der Atlantis-Geschäftsführer. “Wir können jetzt nicht auch noch unsere Mitarbeiter für eine Situation bestrafen, an der sie keine Schuld haben”, betont Schellhaus.
Atlantis erhöht Preise
Anstatt kalte Schwimmbecken anzubieten oder Personal abzubauen, habe man sich daher für einen dritten Weg entschieden. Jeder Eintrittspreis wird pauschal um zwei Euro erhöht. “Ich weiß, dass dieser Schritt auch viel Kritik hervorrufen wird”, gibt Schellhaus zu. Aber man federe die Preiserhöhung für Dorstener Familien mit besonderen Schritten ab.
Dorstener können viel einsparen
So erhielten Kinder bis einschließlich 16 Jahren einen Rabatt von zwei Euro, wenn sie in Begleitung eines Erwachsenen kommen. Kinder unter einem Meter Größe seien ohnehin vom Eintritt befreit. Wer eine Sportlerkarte besitzt, darf sich um 3,50 Euro Rabatt freuen. Das sei ein Euro mehr als zuvor. “Die Sportlerkarte wird an Mitglieder des Stadtsportverbandes und ihre Familienangehörigen ausgegeben”, erläutert Frank Schellhaus. Rund 21.000 Dorstener, die in einem Verein Sport betrieben, seien für diese Karte berechtigt. “Wenn etwa ein Kind im Fußballverein spielt und die Sportlerkarte hat, kann er seine ganze Familie für den gleichen Rabatt mit ins Atlantis nehmen”, so Schellhaus. Außerdem können Dorstener bei der Stadtinfo die AtlantisCard für 3,50 Euro kaufen, die ein Jahr den gleichen Rabatt garantiert. “So erreichen wir fast jeden, der in Dorsten wohnt”, ist sich der Geschäftsführer sicher.
“Badeausflug darf kein Luxus werden”
Mit einem Rechenbeispiel versucht Frank Schellhaus die Situation zu erklären. Normalerweise würden drei Stunden für einen Erwachsenen und ein Kind zusammen 19 Euro kosten. Mit einer Sportlerkarte und dem Kinderrabatt seien dann aber nur noch 10 Euro fällig. Bei einem Tagesticket fiele der Preis von 25 auf 16 Euro. “Uns ist wichtig, dass wir unsere Dorstener Gäste möglichst entlasten”, so Schellhaus. Schließlich habe man als Dorstener Bad auch eine soziale Verantwortung. “Ein Badeausflug mit der Familie darf kein unerreichbarer Luxus werden”.
Übrigens kann auch die Preiserhöhung die Kosten nicht völlig auffangen. “Wir hoffen, damit die jährlichen Mehrausgaben von etwa 800.000 auf um die 600.000 Euro zu drücken”, so der Atlantis-Geschäftsführer. Viel mehr sei durch Preiserhöhungen, Energiesparmaßnahmen oder Optimierungen kurzfristig nicht erreichbar. Daher werde jetzt zusammen mit der Stadt Dorsten nach Wegen gesucht, die Energieversorgung in Zukunft auf neue und sicherere Füße zu stellen.