Jahrestreffen – Kleinwüchsige Menschen erlebten spannende Augenblicke in Dorsten
„Auf Augenhöhe“ so begegnet man in der Regel jedem Menschen. Allerdings gibt es eine Gruppe Menschen, Kleinwüchsige, bei denen wir doch eher auf den Kopf herunter schauen müssen.
Gemeint sind die kleinwüchsigen Menschen, die in einer für sie viel zu großen Welt leben. Um viele Dinge im Leben zu meistern, sind nicht nur die Beine, sondern auch die Arme viel zu kurz.
Austausch von Betroffenen
Zu einem Jahrestreffen lud der Landesverband kleinwüchsige Menschen und ihre Familien NRW eV (LKMF) am Samstag in Das LEO ein. Ziel ist, so Frank Ahlemeyer, dass sich die Betroffenen hier austauschen können und neue Mitglieder im Verein integriert werden. Frank Ahlemeyer hat das diesjährigen Treffen organisiert und ist selber Vater einer Kleinwüchsigen Tochter.
Begrüßt wurden die Besucher von Bürgermeister Tobias Stockhoff. „Ich freue mich, dass man sich dazu entschieden hat, Dorsten als Ort für die Landestagung zu wählen. Besonders dieser Ort, das Leo, ist ein guter Ort, wo Menschen mit unterschiedlichen Talenten und Begabungen zusammen kommen, sich begegnen und eine gute Tagung abhalten können“, so Stockhoff.
Buntes Programm
Für die Gäste aus ganz NRW gab es ein besonders buntes und interessantes Programm. Neben Erfahrungsaustausch stand ein gemeinsamer Spaziergang über das Zechengelände sowie die Entdeckung des Zechengeländes Fürst Leopold an. Das Highlight: eine Präsentation von festlicher Mode.
Mode für den schönsten Tag im Leben, wie für den anstehenden Abi-Ball und andere Festlichkeiten, präsentierte Sabine Wüst-Lämmermann vom Brauhaus Tausendschön unter dem Motto „Braut- und Abendkleider für Kleinwüchsige“.
Mode ist ein schwieriges Thema
Besonders für junge Leute, wie für die Gymnasialschüler Julia mit ihren gerade mal 1,20 Meter, war es ein wichtiger Augenblick. Sie war mit ihren Eltern und ihrem Freund dabei. „Es ist schon sehr schwierig, etwas passendes zu finden und die Kinderabteilung wollen nun auch nicht mehr“, sagte Julia. Dass hier natürlich durch die Änderung der Kauf eines Kleides durch die Änderungen mit enormen Mehrkosten verbunden ist, gehört dazu. „Es ist halt doof, nicht das tragen zu können, was andere tragen. Man möchte gerne und kann nicht, und das ist manchmal schon etwas deprimierend“, gesteht Julia.
Hin und weg von Tochter Julia
Julia hat noch einen Bruder. Der allerdings ist nicht kleinwüchsig. Noch heute erinnert sich ihr Vater Frank Ahlemeyer an dem Moment, als er kurz nach der Geburt seiner Tochter erfuhr, dass sie nie die Größe in Zentimeter eines normalen Menschen erreichen wird. „Klar, war meine Frau und ich erst geschockt. Aber dann hat meine Tochter mich angeschaut und ich war von der ersten Sekunde an entwaffnet und hin und weg“, erinnert sich Vater Frank.
Kleinwüchsigkeit hat nichts mir geistiger Einschränkung zu tun
Kompliziertes Leben
Dass das Leben für seine Tochter nicht immer einfach sein wird, das erlebt er heute tagtäglich. Besonders die Vorurteile, dass kleinwüchsige Menschen auch eine geistige Behinderung haben, nerven. „Kleinwüchsigkeit hat nichts mir geistiger Einschränkung zu tun, aber das Leben ist schon sehr kompliziert. Insbesondere jetzt, wo unsere Tochter ihren ersten Freund hat und mit ihm zum Abi-Ball gehen möchte“, erzählt Frank Ahlemeyer.
Kleider für diese Gelegenheit sind ebenso Mangelware wie kleinwüchsige Männer. Julias Freund kommt aus Mecklenburg-Vorpommern. Regelmäßige Treffen, so wie es Teenager in diesem Alter machen, fällt deshalb schon aus organisatorischen Gründen flach. Dass natürlich seine Tochter modetechnisch nicht hinter ihren Mitschülerinnen anstehen möchte, macht die Sache nicht immer leichter. „Es muss alles komplett umgeschneidert werden. Das schränkt mächtig ein“. Denn Kleider für festliche Gelegenheit sind für Kleinwüchsige Mangelware.
Festliche Mode für Kleinwüchsige
Programmhighlight war daher eine Präsentation festlicher Mode Unter dem Motto „Braut- und Abendkleider für Kleinwüchsige“ präsentierte Sabine Wüst-Lämmermann vom „Brauthaus Tausendschön“ die neueste Mode für den schönsten Tag im Leben, den anstehenden Abi-Ball und andere Festlichkeiten. Besonders für junge Menschen wie Julia war das ein wichtiges, besonderes Event. Sie war mit ihren Eltern und ihrem Freund zum Treffen gekommen. Julias Freund kommt aus Mecklenburg-Vorpommern. Regelmäßige Treffen, so wie es bei Teenagern in diesem Alter normal ist, fallen deshalb schon aus organisatorischen Gründen flach.
Nicht nur, dass der gewählte Ort sehr schön ist, auch hat Dorsten seit vielen Jahrzehnten einen sehr ausgeprägten Gedanken Richtung „Inklusion“. „Wir hatten beispielsweise die ersten integrativen Grundschulen mit der Antonius Schule und Wittenbrink – Schule im gesamten Bereich“, so Stockhoff. Dazu gehört neben der Gesamtschule Wulfen auch die neue Schule der Sekundarstufe, wo ein ganz deutlicher Fokus auf Inklusion gelegt wurde.
Information:
Kleinwüchsigkeit ist eine Laune der Natur und bis heute hat kein Wissenschaftler den Grund dafür herausgefunden. Sie gilt gesetzlich dann als Behinderung, wenn eine Größe von 1,50 Meter nicht erreicht wird.
Doch glücklicherweise ist es keine Frage der Größe in Zentimetern, um Großes vollbringen zu können!
Text und Fotos: Petra Bosse