Ein verwittertes altes Gebäude, zugewachsen mit Unkraut und Sträuchern: Mitten in Barkenberg steht der alte Wohnkomplex Habiflex, um den sich keiner mehr kümmert. Dabei sollte der flexible Grundriss des ,,Wunderbaus“ einst ein voller Erfolg werden. Abreißen kann man den Architektur-Flop auch nicht. Er bleibt der ,,Lost Place von Barkenberg“. Unsere Schülerpraktikantin Lena Sophie Arnold hat sich vor Ort auf Spurensuche begeben.
von Lena Sophie Arnold
Das Habiflex ist ein experimenteller Wohnblock in der Neuen Stadt Wulfen (Barkenberg) an der Jägerstraße 1–40. 1971 erhielt es im Wohnungsbauwettbewerb für „Flexible Grundrisse“ eine Auszeichnung und wurde daraufhin mit Bundesmitteln gefördert.

Das 1975 fertiggestellte Gebäude sollte mit insgesamt 40 Wohnungen begeistern, die um einen offenen Innenhof gruppiert waren. Die Besonderheit der Wohnungen war, dass man den Grundriss durch verschiebbare Wände verändern konnte. Außerdem konnte man den Balkon durch die mobilen Wände zu einem zusätzlichen Raum umfunktionieren. Dieses Konzept nennt man „Gelsenkirchener Balkon“.

Im offenen Erdgeschoss des Gebäudes befanden sich ausschließlich PKW-Stellplätze und im ersten Stock war ein Ansatz für eine Brücke über die Jägerstraße zu erkennen.
Die Tropfsteinhöhle
Das vermeintliche Wundergebäude konnte jedoch nicht halten, was es versprach. Nach und nach kamen viele Baumängel in dem Wohnblock zum Vorschein. Eine mangelnde Isolierung der Wände führte zu Schwitzwasser, weshalb die Wohnungen teilweise einer Tropfsteinhöhle glichen. Das wurde auch schnell zum Spitznamen des Habiflex.

Schnell gaben die ersten Eigentümer auf und verkauften. Einige Wohnungen wurden von den Nachfolgern aufwändig saniert. Jedoch wurden viele, gerade leerstehende, Wohnungen einfach vernachlässigt und sind mit der Zeit verfallen.
Die ,,Schrottimmobilie“ als Denkmal?
Im Jahr 2000 kam aus der Stadtverwaltung der Vorschlag auf, das unter den Baumängeln leidende Gebäude wegen seiner besonderen Architektur unter Denkmalschutz zu stellen. Diese Idee fand allerdings keine Mehrheit.

In den letzten Jahren gab es immer wieder Konflikte zwischen den letzten Bewohnern und einigen Nachbarn, der 2007 bis zu einem Sperrmüllbrand eskalierte. Daraufhin entdeckte die Feuerwehr einige Brandschutzmängel in dem Gebäude. Nach 35 Jahren Nutzung voller Probleme wurde das Habiflex im Jahr 2008 schließlich ganz aufgegeben.
Habiflex kann bisher nicht abgerissen werden
Wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse kann das Gebäude nicht abgerissen werden und steht somit leer. Die Wohnungen verfallen immer mehr. Auch von außen ist das Habiflex kaum noch zu erkennen. Bäume und Unkraut umhüllen das abgesperrte Gebäude.

Bis heute konnte sich kein Investor für eine Renovierung oder einen Abriss finden. Der ,,Lost Place von Barkenberg“ wurde zum Tummelplatz von Stadtstreichern und Jugendlichen und wurde 2010 zur Gefahrenabwehr ganz zugemauert.

Das Habiflex ist aber immer noch Gesprächsthema. Eine Architektur-Studentin aus Dorsten, die ihre Masterarbeit über den Wohnkomplex geschrieben hat, hat erst 2022 ein Revitalisierungskonzept entwickelt. Darin erläuterte sie, dass eine Sanierung ökonomisch sowie ökologisch überzeugender sei. Bislang folgte auf dieses Konzept aber keine Umsetzung.

Heute sieht man auf den ersten Blick, dass der Bau unbewohnbar ist. Von außen erkennt man, dass Scheiben eingeschlagen sind und die Außenwand langsam verfällt. An einigen Stellen kann man interessante Graffiti entdecken. Dazu kommt, dass das Gebäude wegen des Wildwuchses auf dem Grundstück fast nicht mehr zugänglich ist. Um das „Wunderhaus“ wieder bewohnbar zu machen, müsste eine Kernsanierung erfolgen.