Kristine und Ludger Samson leben Integration mit der Familie Alhareezi aus dem Irak
Dorsten/Irak. Plötzlich fern der Heimat zu sein, in einem fremden Land leben zu müssen, die Sprache nicht zu verstehen und sich mit den einheimischen Menschen und deren Lebensgewohnheiten auseinandersetzen zu müssen.
Das ist das Schicksal eines jeden Menschen, der aus seinem Heimatland flüchten muss und in der Fremde um Aufnahme bittet.

Auf eigenen Füßen stehen
Ein Segen für diese Menschen ist es, wenn sie dann auf jemanden treffen, der sie freundlich aufnimmt und hilft, sie in die Gesellschaft zu integrieren. Solange, bis sie auf eigenen Füßen stehen können.
Dieses Glück hatte die Familie Alhareezi aus dem Irak. Als sie vor vier Jahren aus ihrer Heimat flüchten musste, fanden sie in Kristina und Ludger Samson zwei Menschen, die sich ihrer herzlich annahmen.
Neues Kennenlernen
Hilfe bei Buchung von Deutschkursen, Behördengänge, und viele Tipps im täglichen Leben bekamen sie von den Samsons, die immer wieder gern Neues kennenlernen möchten, sei Menschen oder deren Essengerichte, wie auf dem Multikulti Picknick im Bürgerpark.
Dort trafen sie auch Hussam Alhareezi und seine Frau Zainab wieder. Von den beiden Söhnen Ahmet und Asad werden Kristina und Ludger Samson inzwischen liebevoll Oma und Opa genannt.

Familie unterstützt sich
„Sie sind heute unsere Familie, denn sie haben uns am Anfang viel geholfen und in allen Sachen unterstützt“, sagt Hussam Alhareezi. Er und seine Frau Zainab leben mit ihren zwei Söhnen seit 2015 in Dorsten.
Das Ehepaar kam 2015 als Flüchtlingsfamilie nach Dorsten. Bereits drei Monate später sprachen sie recht gut Deutsch. Heute fast perfekt. Für sie sei die Stadt, so Hussam, etwas ganz Besonderes.
Anfangs nichts, heute viel
„Als wir nach Dorsten kamen, sprachen wir kein Deutsch, hatten keine Wohnung, keine Familie, keine Freunde und keine Liebe mehr“. Heute, vier Jahre später sind beide voll integriert.
Beide haben einen Führerschein, ein Auto, eine Arbeit, zahlen Steuern und führen ein normales Leben. Das bekamen sie nicht geschenkt. Dahinter steckte ein eiserner Wille und harte Arbeit.

Hussam und seine Frau haben beide eine akademische Ausbildung/Bachelor als Englischlehrer. Zuletzt arbeitete Hussam als interner leitender Kommissar und Ermittler für die irakische Regierung. Eine Arbeit, die am Ende auch der Grund für seine Flucht nach Deutschland war.
Den Beruf als Lehrer/in übt das Ehepaar seit zwei Jahren wieder aus. Er als pädagogische Fachkraft an der Albert-Schweitzer-Schule, sie in Essen. Allerdings träumt Zainab davon, dass sie in nächster Zeit ihren Master in Englisch machen möchte, um als Professorin an der Uni zu lehren.
Bürokratie bremst
Auch Hussam möchte in seinem Beruf weiterkommen. Beide haben einen Bachelor in Englisch. Dieser wird aber in Deutschland nicht anerkannt.
Ärgerlich und unbefriedigend ist für Hussam die derzeitige Situation, da er immer noch auf seine Anerkennung als anerkannter Flüchtling nach den Genfer Flüchtlingskonventionen wartet.
Diesen Status hat seine Frau mittlerweile erreicht, bei ihm aber arbeiten die Mühlen langsam. Zu langsam, wie Hussam Alhareezi findet.
„Die bürokratischen Regeln sind sehr starr und legen all denen, die schnell vorankommen wollen, immer wieder neue Steine in den Weg“, so Hussam. Was ihm für seine Anerkennung noch fehle, sei der Deutsch-Sprachkurs-Status C1.

Es liegt nicht an fehlenden Deutschkenntnissen
Es liege hier nicht an seinen fehlenden Deutschkenntnissen, sondern an die zeitlich gelegten Kurse. Diese seien entweder alle voll oder vereinbaren sich nicht mit seiner Arbeitszeit.
Sprachlich hätte Alhareezi keine Probleme, den Deutschkurs zu bestehen. Es liege hierbei einfach an die unflexiblen Zeiten und teilweise langen Anfahrtswege in eine andere Stadt.
Urlaub gibt neue Eindrücke
Dennoch denkt die Familie Alhareezi positiv. Immerhin kommen sie gerade aus einem Schwarzwaldurlaub zurück und schwärmen im Nachhinein von den Erlebnissen dort.
Sie werden sich nun weiter in der sprichwörtlichen deutschen bürokratischen Geduld üben müssen, denn der Weg in die Heimat ist und bleibt versperrt.
Im Irak wartet das Gefängnis
„Sobald ich die Grenze vom Irak überschreite, komme ich ins Gefängnis. Also bleibt mir und meiner Familie nichts Anderes übrig, als abzuwarten und uns hier ein neues Leben aufzubauen“.
Das sie schon so weit gekommen sind, verdanken sie auch ein Stückweit Kristina und Ludger Samson.