Offene Briefe zeigen die Situation der Veranstaltungsbranche auf
Dorsten. Thomas Hein, Geschäftsführer der Interevent GmbH hat einen „Roten Brief“ an Ministerpräsident Armin Laschet verfasst, der auf die bedrohliche Situation in der Veranstaltungsbranche hinweist.
Sehr geehrter Herr Laschet,
wir, als mittelständische Veranstaltungsagentur mit 11 Beschäftigten und einem Auszubildenden leiden unter den gesetzlichen Verboten, bedingt durch die Corona-Krise, extrem und existenziell.
Schlafen können wir schon lange nicht mehr. Unsere Köpfe rotieren und denken immer wieder neue Maßnahmen und Szenarien für unsere Veranstaltungen aus. Jedoch ist keine planbar. Veranstaltungen jedweder Art sind nicht von heute auf morgen umsetzbar.
Wir bauen z.B. von November bis März bundesweit mobile Eisbahnen und sind der größte Anbieter hierzu in Deutschland. Wir planen zwar für die kommende Saison, wissen aber nicht wirklich ob und wie es geht. Den Rest des Jahres organisieren wir Stadtfeste, Bierbörsen, Beaches etc. Leider in 2020 nicht eines.
Alles ist abgesagt.
Seit MÄRZ 2020 haben wir keine Einnahmen = 0,00 €. Alle unsere Veranstaltungen sind seit März 2020 abgesagt. ALLE! Wir haben zwar alle Hilfen in Anspruch genommen, die angeboten wurden. Da wäre die Soforthilfe, einen KfW-Kredit und werden auch die aktuelle Hilfe „Corona-Überbrückungshilfe“ in Anspruch nehmen müssen. LEIDER!
Wir wollen lieber wieder arbeiten und unsere Arbeit, die uns mit Freude erfüllt wieder erledigen, sowie unsere Arbeitsplätze sichern. Die Antragstellungen zu den jeweiligen Hilfen sind bisher einfach verlaufen und kamen uns entgegen. Es galt natürlich die faktischen Zahlen zusammen zu tragen. Das haben wir aber erledigt, uns blieb unter den derzeitigen Begrenzungen bzw. des faktischen Ausübungsverbotes unseres Berufes ja auch nichts anderes übrig. Wir konnten nur so überleben.
Wo wir nach Ihrer Sommerpause am 07.09.2020 betrieblich dastehen werden, wissen wir nicht. Wir haben immer noch keine Einnahmen und hoffen auf Ihr Handeln und der Öffnung der Möglichkeit zur Durchführung von Veranstaltungen und einem entsprechenden Leitfaden, sowie der genauen Definition zur Abgrenzung von Besucherzahlen.
Dazu stehen wir von Interevent nämlich ziemlich im Regen.
Sollten wir mit der Hilfe bzw. evt. Schadenersatzleistungen nicht zurechtkommen, bleibt uns irgendwann nichts anderes übrig, als unseren Betrieb zu schließen, unsere Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit zu schicken und als Geschäftsführer Hartz4 zu beantragen. Das kann nicht Sinn und Zweck der Hilfen sein. Zudem sind wir seit 01.04.2020 in Kurzarbeit (50 %).
Wir hatten so viel Hoffnung, dass das Wintergeschäft kommt und wollen auch weiterhin daran glauben, mit Ihrer Hilfe. Wir haben praktisch unseren Winter während der Kurzarbeit vorbereitet, da das wichtige Sommergeschäft ja nicht durchführbar ist.
Unsere private Situation ist angespannt. Wir sind Menschen mit Power und Engagement. Arbeiten lieber mehr als weniger. Derzeit laufen wir seit Monaten wie die Tiger herum und sind mal voller Hoffnung, mal hoffnungslos. Jeden Tag versuchen wir uns selber Hoffnung zu geben und Power.
Es gelingt immer schwerer – Nicht nur für Interevent
Dank dem guten Verhältnis zu unserer Hausbank und zu unserem Vermieter bekommen wir Luft. Das ist aber nicht unserer Bundesregierung zu verdanken, sondern den Menschen vor Ort.
Unsere beruflichen unternehmerischen Perspektiven sind zu 100 % abhängig von der Öffnung der Durchführung der Veranstaltungen, so bald wie möglich. Die Einbindung vom 07.07.2020 des Verbotes zur Durchführung von Großveranstaltungen bis zum 31.10.2020 in die aktuelle Coronaschutzverordnung zog uns den Boden unter den Füßen weg. Wir haben Kunden, mit denen wir über alle möglichen Szenarien verhandeln und beraten. Aber für einen Start in das Wintergeschäft evt. ab dem 01.11.2020 ist zu spät.
Es sollte die Sicherheit geben, dass Weihnachtsmärkte, Eisbahnen, Veranstaltungen etc. durchgeführt werden können und nicht die bisher bestehende schwammige Regelung „bis mindestens 31.10.2020“. Das gibt niemandem von uns Sicherheit und Planungssicherheit.
Wir wollen unsere Veranstaltungen durchführen, natürlich unter Einhaltung der gesetzlich gebotenen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen. Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit.
Wir hoffen, Sie lesen uns, Sie hören uns, Sie respektieren uns und Sie sehnen sich auch nach schönen Zeiten und Momenten, wozu unsere Branche, die Event- und Veranstaltungsbranche beitragen kann und es immer getan hat.
Sie waren doch sicherlich auch auf Weihnachtsmärkten, Eislaufen und haben mit Ihrer Familie, Freunden und Kollegen schöne Zeiten auf egal welchem Event, von unserer Branche für Sie durchgeführt, genossen. Lassen Sie dies bitte bald wieder möglich sein und helfen Sie uns, dass unsere Branche nicht ausstirbt und die Arbeitslosigkeit somit extrem nach oben schießen würde.
Anbei finden Sie den offenen Brief der Initiative für die Veranstaltungsbranche, sowie das Zahlenwerk aus der Veranstaltungswirtschaft. Spätestens diese Zahlen sollten Sie für uns wach werden lassen.
Wir zählen auf Sie und verbleiben mit hoffnungsvollen Grüßen Thomas Hein, Geschäftsführer der Fa. interevent GmbH