Kennengelernt habe ich Jacky Möller, als sie mit ihrer pädagogischen Arbeit im Soziokulturellen Zentrum „Das LEO“ begann und ich bin überrascht, dass es schon sechs Jahre her ist. In den letzten drei Jahren arbeitete sie am Konzept des Umbaus am Treffpunkt Altstadt, bevor sie ins LEO zurückkehrte. Ein Jahr lang war die Kultur- und Zirkuspädagogin stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte, dann kam die Stellenausschreibung zur Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Dorsten.
„Wenn nicht jetzt, wann dann?“, dachte Jacky. „Wann wird mir noch einmal so eine Chance geboten?“ Die 36-Jährige griff zu, zumal das Thema Gleichstellung eh schon länger ihr Steckenpferd ist. „Geschlechterrollen sind auch in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen immer ein Thema gewesen. Meine neue Aufgabe konzentriert sich nun aber sehr auf Erwachsene.“
Laut des Landesgleichstellungsgesetzes muss in Verwaltungen und Behörden eine Gleichstellungsbeauftragte beschäftigt sein. Die Frauenbeauftragte, so die frühere Bezeichnung, ist immer eine Frau, da sich ein Mann nicht gänzlich in Frauen hineinversetzen kann. „Auch Männer können Diskriminierungserfahrung haben, aber weiße Männer werden als Gruppe nicht strukturell benachteiligt, Frauen schon“, weiß Jacky aus ihrer Erfahrung und fährt fort: „Ich sitze in vielen Gremien der Stadtverwaltung und bin auch bei Vorstellungsgesprächen dabei. Dabei achte ich darauf, dass niemand aufgrund seiner Herkunft, des Alters oder Geschlechts ungleich behandelt wird. Insofern bin ich auch Vertrauensperson, falls eine Diskriminierung stattfindet.“
Großes Netzwerk
Durch ihre verschiedenen Tätigkeiten hat Jacky sich ein großes Netzwerk geschaffen, das ihr hilfreich bei ihren vielen Ideen und Plänen sein wird. Und die können sich sehen lassen. So wird es im nächsten Jahr zum Weltfrauentag wieder in Zusammenarbeit mit vielen Vereinen ein tolles Programm mit einer Lesung, mit einer Ausstellung und bereits zum dritten Mal das FemRock-Festival im Treffpunkt Altstadt geben. Damit bekommt die Tatsache, dass Frauen in vielen Berufen noch unterrepräsentiert sind, mehr Aufmerksamkeit“, so die Hervesterin.
Zudem ist sie an der Aufstellung gesammelter Sprüche des Catcallings, dem Hinterherrufen oder Pfeifen sowie anderer anzüglicher Laute oder Gesten, für ein Projekt interessiert. „Catcalling ist eine Form der sexuellen Belästigung, die sichtbar gemacht werden soll. Vielleicht wird sich auf diese Weise so mancher Mann bewusst, was diese Belästigung für Frauen bedeutet“, erklärt Jacky den Sinn hinter dieser Aktion.
Bank gegen Gewalt
Auf körperliche Gewalt gegen Frauen soll dagegen die „Bank gegen Gewalt“ aufmerksam machen. Es ist kein Thema zum Wegsehen, aus diesem Grunde werden auf der Bank Telefonnummern verteilt, um Hilfemöglichkeiten im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. „Wir sind auch schon mit der Planung der Girls’Days und Boy’sDays beschäftigt. Präventionsarbeit, nicht nur in den wissenschaftlichen, sondern auch in den klassischen Frauen- und Männerberufen, ist extrem wichtig“, betont die Gleichstellungsbeauftragte. „Wir müssen weg von Vorurteilen und vom Schubladendenken hin zu mehr Verständnis, auch gerade in der heutigen Zeit hinsichtlich Andersgläubigen, Menschen anderer Hautfarben oder Mitgliedern der LGBTQIA+ -Community.“