Die KERN (Katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord GmbH) geht neue Wege in der Personalplanung. Mit „kernflex“ startet ein innovatives Arbeitszeitmodell für Pflegekräfte, das die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellt.
Ab dem 13. Februar 2024 können Pflegefachkräfte in den Krankenhäusern des KERN-Verbundes ihre Arbeitszeiten und Einsatzorte flexibler gestalten – ein Modell, das die Pflegebranche nachhaltig verändern könnte.
Pflege neu gedacht: Flexibilität statt starrer Strukturen
Das neue System wurde von Steffen Branz und Peter Mueller mit Unterstützung einer niederländischen Unternehmensberatung entwickelt. Ihr Ziel: Pflegekräften mehr Selbstbestimmung über ihre Arbeitszeiten geben und damit den Beruf wieder attraktiver machen. Branz erklärt: „Mit kernflex revolutionieren wir das Angebot flexibler Arbeitszeitmodelle. Wir schaffen einen Platz für ausgebildete Fachkräfte, die ihr Lebensmodell nicht länger an starre Unternehmensstrukturen anpassen möchten.“
Während in der Pflegebranche oft kurzfristiges Einspringen und ständiges Tauschen von Diensten den Alltag bestimmen, setzt kernflex klare Regeln: „Frei bedeutet auch wirklich frei – ohne ständige Umplanungen“, betont Branz. Damit soll das System nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöhen, sondern auch die Pflegedirektionen entlasten, die bisher permanent Ausfälle kompensieren müssen.
Ein Konzept gegen den Fachkräftemangel
Die Pflegebranche leidet seit Jahren unter Personalmangel. Wolfgang Heinberg, Pressesprecher der KERN GmbH, schätzt das bundesweite Potenzial auf rund 200.000 ausgebildete Pflegefachkräfte, die derzeit nicht im Beruf arbeiten. „Viele haben die Pflege aufgrund unattraktiver Arbeitsbedingungen verlassen. Dieses Potenzial bleibt ungenutzt“, erklärt Branz.
Oft greifen Kliniken auf Zeitarbeit zurück, um Engpässe zu füllen – eine Maßnahme, die laut Branz „das Feuer nur in Schach hält, aber nicht löscht“. Mit kernflex möchte KERN langfristige Lösungen schaffen, um Pflegekräfte zurückzugewinnen und sie nicht weiter zu verschleißen. Das Programm ist dabei kein klassischer Flexpool, sondern stellt gezielt die Bedürfnisse der Arbeitnehmer in den Mittelpunkt.
Wissenschaftlich begleitet und praxisnah
Die Leitung des Projekts übernimmt nach dem Start David Zocher. Er betont die Vorteile des neuen Modells: „Wir wollen die Arbeitszufriedenheit deutlich steigern. Kernflex bietet Pflegekräften die Möglichkeit, ihre festen Kliniken zu haben und sich dort gut auszukennen – ein großer Unterschied zu Hilfskräften aus der Zeitarbeit.“
Ein besonderes Merkmal von kernflex: Auch der Weg zurück in den Regelbetrieb bleibt jederzeit offen. Zudem wird das System wissenschaftlich begleitet, um langfristige Erfolge zu sichern. Berufsrückkehrer sowie frisch examinierte Pflegekräfte können ebenfalls einsteigen und Erfahrungen sammeln.
Für zusätzliche Flexibilität sorgt ein Mobilitätsbonus: Wer bereit ist, in mehreren Kliniken auszuhelfen, etwa in Dorsten, Haltern oder Marl, erhält eine zusätzliche Vergütung.
Ziel: Mehr Zeit für Patienten und für sich selbst
Das langfristige Ziel von kernflex ist es, den Pflegeberuf wieder attraktiver zu machen und mehr Zeit für die eigentliche Arbeit mit den Patienten zu schaffen. „Es geht darum, Pflegekräfte zu entlasten, ihnen mehr Zeit für Weiterbildung und vor allem für sich selbst zu geben“, erklärt Branz.
Die KERN GmbH plant, das System sukzessive auszubauen. In einer ersten Phase soll kernflex rund 400 Pflegekräfte umfassen – ein ambitioniertes Ziel, das den Pflegealltag für viele Mitarbeitende grundlegend verbessern könnte. Mit kernflex setzt KERN ein starkes Zeichen für eine moderne, mitarbeiterorientierte Pflege und könnte damit einen entscheidenden Beitrag zur Lösung des Fachkräftemangels leisten.