Heute startet eine neue Reihe auf Dorsten-Online: „Menschen im Fokus“.
In den Interviews sprechen wir mit bekannten und weniger bekannten Menschen in Dorsten.
Eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind gestandene Dorstener und haben etwas zu erzählen.
Wir beginnen mit einem der bekanntesten Gesichter der Stadt, dem Fernsehkoch Björn Freitag. Er führt sein Sterne-Restaurant „Goldener Anker“ seit vielen Jahren am Eingang zur Stadtmitte gegenüber den Mercaden.

Red: Herr Freitag, wenn man Ihre zahlreichen Sendungen im Fernsehen sieht, stellt sich einem eine Frage: Sind Sie noch der Koch, der auch mal moderiert, oder der Moderator, der nebenbei auch noch kocht?
Björn Freitag: (lacht) Also, wenn ich das mal so überlege, kann man beides sagen. Im Ernst: Das Jahr hat halt 365 Tage und Fernsehen mache ich so rund 150 Tage im Jahr. Die andere Zeit, mal vom Urlaub abgesehen, stehe ich tatsächlich mit am Herd und bereite mit meinem Team die Speisen zu.
Red: Vor einigen Wochen lief im WDR eine Folge der Serie „Lecker an Bord“, die komplett in Dorsten spielte. War das ein Wunsch, eine Idee von Ihnen?
Björn Freitag: Auf jeden Fall, klar. Wir machen die Sendung ja seit 3 Jahren und dann habe ich einfach mal gesagt, wenn wir schon hier in der Gegend sind, muss auch in Dorsten gedreht werden. Das Hausboot hat dann auch am Marina-Hafen angelegt und vom Wasser hat man ja einen ganz tollen Blick auf Dorsten. Da war ich richtig stolz. Wir waren auch im Umland unterwegs und das sind ganz tolle Bilder, die da entstanden sind. Die Sendung kann man sich immer noch in der Mediathek des WDR-Fernsehens anschauen.
Red: Was bedeutet Dorsten für Sie?
Björn Freitag: Dorsten ist Heimat, Dorsten ist Wasser, Dorsten hat einen wunderschönen Marktplatz. Hier bin ich mit meinen Freunden verbunden. Dorsten steht aber auch für Integration und Strukturwandel. Man hat hier das Schließen der Zechen hautnah miterlebt und den Wandel des Zechen-Areals zu einem modernen Industrie- und Kulturgebiet. Einfach eine spannende Stadt.
Red: Gibt es einen Lieblingsplatz von Björn Freitag in Dorsten?
Björn Freitag: Ja, ganz klar Maria Lindenhof. Hier hab ich schon als kleines Kind gespielt. Da kann man wunderbar Radfahren und spazieren gehen. Ich genieße die Nähe zum Wasser dort, besonders die Stelle, wo Lippe und Kanal eng zusammen sind …
Red: Sie sind auch aktiv in den sozialen Medien, da wird in den Dorstener Facebook-Gruppen ja mit Kritik, unter anderem an den Mercaden, nicht gerade gegeizt. Können Sie die Meckerei nachvollziehen oder lehnen Sie das eher ab?
Björn Freitag: Ich finde das ganz wichtig, dass Dorstener meckern. Nicht notorisch, aber man sollte schon sagen dürfen, was man nicht gut findet. Was ich allerdings gar nicht ab kann, sind Beleidigungen und anonyme Behauptungen. Ganz furchtbar …
Thema Mercaden: Was hätte man sonst tun sollen, da gab es die Bauruine Lippetor-Center und das Angebot von Investoren, dort ein neues Zentrum zu bauen. Dass das so in die Hose geht, konnte keiner ahnen. Da muss man jetzt mit leben und das Beste draus machen. Man hätte die Sache zum Wasser vielleicht offener gestalten sollen, mit großen Fenstern und vielleicht auch mit Gastronomie. Dass die Flaschen-Sortieranlage dort die größten Fenster hat, geht gar nicht (zwinkert mit den Augen). Aber der Platz hier hat schon gewonnen dadurch.
Red: In all ihren Sendungen taucht immer wieder Dorsten auf. Ob als Drehort oder ob Sie davon erzählen. Verstehen Sie sich auch als „Botschafter“ Dorstens?
Björn Freitag: Ja, auf jeden Fall. Zusammen mit meinem Kollegen Frank Rosin möchten wir schon dafür sorgen, dass Dorsten kulinarisch erwähnt wird in den Medien. Das macht mich stolz, ich erzähle gerne, wo ich herkomme. Und wenn dadurch Menschen den Weg nach Dorsten finden, umso besser … Früher sind alle immer nach Münster gefahren, jetzt könnten die auch mal zu uns kommen.
Red: Bei so viel Liebe zur Heimatstadt: Wenn morgen Ihnen jemand ein Angebot für ein Restaurant in Düsseldorf machen würde…
Björn Freitag: Käme für mich überhaupt nicht in Frage. Da müsste ich schon ordentlich Schiffbruch hier erleiden … Nein, ich liebe mein Elternhaus und fühle mich hier so wohl. Hier bleibe ich.
Red: Was macht Björn Freitag, wenn er mal nicht am Herd oder vor der Kamera steht?
Björn Freitag: In meiner raren Freizeit unternehme ich gerne was mit meiner Frau, treffe Freunde, fahre Rad oder spaziere durch unsere schöne Stadt.
Red: Letzte Frage. Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Björn Freitag: Hoffentlich wieder mehr am Herd. Fernsehen ist eine vergängliche Sache, man weiß nicht, wie lange das noch geht. Aber so weit in die Zukunft schauen, ist nicht mein Ding.