Gestern eröffnete die Ausstellung „1 cm Freiheit“ der Düsseldorfer Künstlerin Min Clara Kim in der Galerie „das franz“ in Dorsten. Bereits vor über einem Jahrzehnt beeindruckte die Deutsch-Koreanerin mit ihrer Kunst in der damaligen Galerie des Kunstvereins „Virtuell-Visuell“. Nun kehrt sie mit einer völlig neuen Bildsprache zurück, die den Raum und die Wahrnehmung der Betrachter auf besondere Weise herausfordert.
Min Clara Kim hat sich von den klassischen rechteckigen Bildformaten verabschiedet und präsentiert sogenannte „shaped canvas“, die den Eindruck erwecken, vor der Wand zu schweben. Die Objekte hängen exakt einen Zentimeter von der Wand entfernt, wodurch ihre farbigen Rückseiten subtil auf den Hintergrund reflektieren. Dieses Spiel mit Licht, Schatten und Farbe erweitert die Dimension der Werke, wie Kim selbst betont: „Ich habe die weiße Wand von Anfang an mitgeplant, um die Rückseiten farbig zu bemalen. Die Reflexion verleiht den Werken dabei eine zusätzliche Tiefe.“
Die von ihr verwendeten Materialien – Holz- und Sperrholzformen, die mit Nesselstoff bespannt und mit Ölfarben bemalt werden – tragen zur mystischen und spirituellen Wirkung der Kunstwerke bei. „Es ist dabei ein ewiger Kreislauf, den ich in meinen Arbeiten thematisiere“, erklärt Kim.
Naturmotive und Symbolik
Die ausgestellten Werke greifen dazu zentrale Symbole und natürliche Prozesse auf, die von Leben, Verfall und Wiedergeburt erzählen. Im Mittelpunkt steht oft die Verbindung zwischen Mythologie, Fauna und Flora. So zeigt das Werk „Shiva“ etwa eine Pflanze, die sich entzündet, um ihren Samen freizugeben – eine Anspielung auf den kosmischen Kreislauf von Zerstörung und Neubeginn. „Wenn Shiva die Augen öffnet, wird die Welt zerstört, nur um eine neue entstehen zu lassen“, beschreibt Kim den symbolischen Kern ihrer Arbeit.
Auch Schmetterlinge finden sich dazu in ihren Werken wieder. Mit fotorealistischer Präzision malt Kim die samtigen Flügel und Augenpunkte, die den Betrachter täuschen. Sie erläutert: „Ich wollte dadurch die Grenze zwischen Malerei und Objekt ausloten. Ist es noch ein Bild oder schon ein Objekt? Diese Fragestellung treibt mich an.“
Min Clara Kim arbeitet zusammen in einem Atelier mit Hugo Boguslawski der im vergangenen Jahr in Dorsten ausgestellt hat: Boguslawski
Verbindung zur Region: Der Ouroboros
Eine besondere Referenz an die Kohle-Vergangenheit der Region stellt das Werk mit dem Ouroboros dar – der Schlange, die sich selbst verzehrt. Die Schuppen des Tieres sind den Lepidodendren nachempfunden, urzeitlichen Pflanzen, die die Grundlage heutiger Kohlevorkommen bilden. So schafft die Künstlerin dementsprechend eine Verbindung zwischen regionaler Geschichte und universellen Lebenszyklen.
Überwältigende Schönheit im Detail
Die subtile Schönheit der Werke offenbart sich erst bei genauer Betrachtung. Ihre Liebe zum Detail, etwa bei den Schuppen eines Schmetterlings oder den Blättern einer Pflanze, ist beeindruckend. „Manche fragen mich, warum ich mir so viel Mühe mache. Aber es ist wie bei einem Schmetterling – selbst in ihrem kurzen Leben erschaffen sie etwas Überwältigendes“, erklärt Kim.
Öffnungszeiten und Begleitprogramm
Die Ausstellung läuft noch bis zum 1. Februar 2025. Sie ist dazu freitags von 11 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Nach Vereinbarung sind auch Besuche außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich. Ein abschließendes Kunstgespräch findet am Samstag, 1. Februar, um 12 Uhr statt.
Weitere Informationen finden Sie unter www.franz-kultur.de