Städtebauliche Entwicklung im Marienviertel voranbringen und entwickeln
Dorsten. Eine Stadt lebens- und liebenswert gestalten. Mitstreiter und Mithelfer finden, Projekte begleiten und weitertragen – all das kam im sechsten Quartiersgespräch der Initiative Zukunft Marienviertel im Caritas Bildungszentrum zum Tragen.
Erstes und wie zu erwarten strittiges Thema waren Änderungswünsche in der Verkehrsführung auf drei (Teil-) Straßen im Viertel. Das Thema war schon lang und breit und kontrovers in dem Quartiersgespräch im Februar diskutiert worden; auch jetzt dauerte es (manchen Teilnehmer*innen zu lange), bis endlich das von der Stadt gewünschte Meinungsbild zustande kam:

Fotos: André Elschenbroich
Verkehrsberuhigung auf dem Luner Weg
Eine Mehrheit gab es für eine Wiedereröffnung des Luner Wegs zwischen Möllenweg und Marienstraße nach Fertigstellung der Wienbachbrücke in beide Richtungen mit einer Begrenzung auf 30 km/h.BM Stockhoff sagte zu, noch einmal die Möglichkeit einer Umwidmung zur Fahrradstraße prüfen zu lassen; ein Vorschlag aus der Versammlung war, zumindest – nach holländischem Vorbild – mit einer farblichen Markierung entlang der Straße die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern zu erhöhen.

Schmale Straße, größere Veranstaltung in der Marienkirche, durchgehend parkende Autos: So ist der Konflikt vorprogrammiert, wenn sich Autos gegenüberstehen und nicht aneinander vorbeikommen: Eine Einbahnstraßenregelung der Straße An der Marienkirche fand – bei knapp 20 Gegenstimmen – mehrheitlich Zustimmung; aus guten Gründen bevorzugt wird die Lösung, von der Marienstraße hinein- und zur Bismarckstraße hinausfahren zu können. Gleichfalls eine deutliche Mehrheit gab es dafür, die derzeitige Einbahnstraßenregelung am Luner Weg ‚unter den Brücken‘ zwischen Marienstraße und An der Wienbecke beizubehalten. Mit diesem Meinungsbild geht Bürgermeister Stockhoff nun in die Überlegungen von Rat und Verwaltung, denen letztlich die Entscheidungen obliegen.

Bismarckstraße: Tempo 30 soll bleiben
Sehr eindringlich und mit Zahlen belegt appellierte Gerd Schute noch einmal an Rat und Verwaltung, die Tempo-30-Bereiche an Bismarck- und Luisenstraße beizubehalten; sie hätten sich seit Jahrzehnten bewährt, gefahren werde dort jetzt schon im Schnitt um die 45 km/h.Bekanntlich überlegt die Stadt, die derzeitige Regelung, seinerzeit bedingt durch die ehemalige Realschule an der Bismarckstraße, aufzuheben, da die Straße als ‚Vorhaltestraße‘ für mögliche Umleitungen (z.B. Sperrung der Borkener Straße nach einem Unfall) ein größeres Verkehrsaufkommen bewältigen können muss. Der Beifall der Anwesenden unterstützte sehr deutlich das von Gerd Schute vorgetragene Anliegen der Anwohner.
Planungsentwurf für das GHS-Areal steht
Dipl.-Ing. Dagmar Stobbe vom Techn. Dezernat der Stadt, seit dem Start des GHS-Projekts in regem Kontakt mit der Initiative, erläuterte und begründete den jüngst im Umwelt- und Planungsausschuss des Rates einstimmig beschlossenen Entwurf zur Bebauung des Areals der früheren Gerhart-Hauptmann-Schule hin zu einer städtebaulichen Mitte des Viertels.

Die Vielzahl der angedachten Wohnformen entspreche der Sozialstruktur und den künftigen Bedürfnissen des Viertels – vom kleinen Einfamilienhaus über Wohnungen für Paare, bei denen ein Partner erkrankt ist, bis hin zu Mehrfamilienhäusern mit Miet- oder Eigentumswohnungen. Genossenschaftliches Bauen, Baugruppen, ein ‚Geschäftshaus‘ mit Kiosk, Pizzeria oder Weinstube, Praxen …, E-Tankstelle und Car Sharing Point …: alles realisier-, auf jeden Fall denkbar.
Indirekt eine Absage erteilte sie leider einer Tiefgarage aufgrund der widrigen Grundwasserverhältnisse; erhalten bleiben kann allerdings das bestehende, wertvolle Grün. Der nächste Schritt wird nun das Erstellen eines Bebauungsplans sein, der in zwei Jahren stehen kann.

Sehr positiv wurde von den Anwesenden aufgenommen, dass die Vergabe der Grundstücke auf Erbpacht im Blick ist; Stockhoff erklärte dazu, dass Kommunen gut beraten seien, solche ‚Filetstücke‘ wie das GHS-Areal im Besitz der Stadt zu halten, um für künftige Entwicklungen Spielraum zu haben.
WiM – Wohnen im Marienviertel
Dr. Bernhard Stoll als Sprecher der Interessengruppe ‚WiM‘ stellte die Ziele und Absichten dieser Gruppe vor. Derzeit rund 15 am ‚anderen‘ Wohnen im Marienviertel treffen sich regelmäßig, um sich kennenzulernen, über gemeinschaftliches Wohnen, Mehrgenerationenwohnen und entsprechende Realisierungsmöglichkeiten auszutauschen und zu informieren. Er und die Gruppe wünschen sich ‚Mitmacher‘, besonders auch jüngere Interessierte.
Blühende Streuobstwiese
Franz-Josef Gövert, Sprecher der Projektgruppe Streuobstwiese, erläuterte die Überlegungen zur Aufwertung des ‚Biotops‘ hinter der ehemaligen Realschule. Nach einem intensiven Mähen der Wiese, gemeinsam mit Eltern des Marienkindergartens, ist hier nun die Auffrischung des Bereichs rund um den Tümpel erforderlich; zusammen mit dem Anlegen einer Wildblumenwiese wird diese Ecke bald zu einem ökologisch wichtigen Bereich aufgewertet. Wie immer bei diesen Projekten: ohne Hand- und Spanndienste einiger Engagierter geht´s nicht, aber eine Sitzgruppe für das Bier nach getaner Arbeit ist schon recht konkret in der Planung …
Wartehäuschen
Im Dezember 2018 klagten einige Schüler aus dem Marienviertel dem Bürgermeister ihr Leid: Beim Warten auf den Bus (Haltestellen Marienstraße/Bismarckstraße und An der Wienbecke / Kreisverkehr), der sie z.B. zur Gesamtschule Wulfen bringt, sind sie Wind und Wetter ungeschützt ausgesetzt; Abstellmöglichkeiten für ihre Fahrräder fehlen.
Seitdem sind Überlegungen im Gang, diesem Missstand abzuhelfen. Fakt ist, dass die Stadt die Wartehäuschen selbst bauen (und zahlen!) muss: die Vestische fährt, die jeweilige Stadt richtet die Haltestellen ein.

Die Stadt wird aber nur Unterstände bauen und finanzieren, wenn es entsprechende Förderprogramme gibt. Dabei sind die Grundstücksfragen weitgehend geklärt: soweit die Stadt nicht selbst Eigentümer ist, haben die Eigentümer der betroffenen Flächen am Kreisverkehr ihre Bereitschaft erklärt, die Flächen zur Verfügung zu stellen.
Nun wird eine Finanzierung aus dem Bürgerbudget der Stadt angedacht. Eine sehr unbefriedigende Situation, wenn man bedenkt, dass z.B. im Kreis Borken jeder zweite Bauernhof ein Wartehäuschen für den Schülerverkehr hat …
Offener Bücherschrank für das Marienviertel
Monika Berendsen stellte die – schon recht konkrete – Idee eines Offenen Bücherschranks für das Viertel vor: ein wettergeschütztes Regal voller gespendeter Bücher, aus dem jeder sein Wunschbuch entnehmen und wiedereinstellen kann, in das jeder sein gelesenes Buch geben kann.
Standort wird sein etwa vor der Bäckerei Spangemacher, vor dem Caritas Bildungszentrum; die Caritas ist einverstanden, die Dorstener Arbeit macht einen Kostenvoranschlag für den Umbau einer ausgedienten gelben Telefonzelle und/oder den Bau eines Bücherschranks aus wetterfester Spanplatte; das Projekt ist förderungswürdig für Mittel aus dem Bürgerbudget, ein paar Betreuer stehen bereit: das wird was! Jetzt fehlen ‚nur‘ noch Sponsoren für den Eigenanteil.