Wie sah Dorsten als Hansestadt im Mittelalter aus? Fakten über den mächtigen Zusammenschluss erklärte die Stadt am Samstag, 12. April 2025 bei dem Hanserundgang durch die Altstadt.
Dorsten genoss im Mittelalter großen Reichtum. Das war einer der einleitenden Fakten beim Hanserundgang durch die Altstadt am vergangenen Samstag. Führerin Petra Eißing alias Lisbeth bezeichnete das Glockengeläut der Agathakirche um 17 Uhr im Vergleich zu dem um 18 Uhr noch als „dezent“, als sie dagegen anredete.

Sie erklärte, wie erfolgreich Dorsten und Recklinghausen damals als Kaufmannsstädte waren. Städte haben, so Lisbeth, ab dem 11. Jahrhundert immer in einem Zusammenschluss zu ihrem eigenen Vorteil gehandelt. Die eigentliche Städtehanse sei erst später entstanden: In Lübeck sei erst 1326 der erste Städtehansetag gefeiert worden. Bei dem Tausch von Waren haben regionale Gegebenheiten eine maßgebliche Rolle gespielt.
Eine Prise Salz
Der Südgraben und Ostgraben haben laut Lisbeth einen bemerkenswert großen Fischbestand. Um etwa 1827 seien die Gräben verfüllt worden. Bis dahin seien sie fünf bis sieben Meter tief gewesen.

Zu den regionalen Gegebenheiten von Städten im Norden Deutschlands, wie Lübeck und Lüneburg, habe Salz gehört. Diese Städte haben ihr Salz und salzhaltige Produkte gegen Getreide getauscht. Da ein an salzhaltiger Luft getrockneter Stockfisch mindestens 15 Jahre haltbar gewesen sei, sei dieser sehr gefragt gewesen.

Als die Handelsleute aus der Hansestadt Bergen in Norwegen jedoch mitbekommen haben, dass auch andere Städte mit Stockfisch beliefert worden seien, haben sie ihre Belieferung mit Getreide gestoppt. Dies haben sie so lange getan, bis sie schließlich die einzigen gewesen seien, die mit Stockfisch beliefert worden seien.

Geschenk der letzten Edelfrau
Das unter Denkmalschutz stehende Fachwerkhaus An der Vehme stamme wahrscheinlich aus dem 16. oder 17. Jahrhundert, so Lisbeth. Erst seit 1867 sei es in privater Hand. Bei der Bombardierung Dorstens im Zweiten Weltkrieg sei es unversehrt geblieben, über die Jahre aber häufig umgebaut worden. Als Speicherhaus habe es der trockenen Lagerung von Zehnt (zum Beispiel Getreide, Schweine, Ochsen) gedient. Emeza, die letzte Edelfrau Dorstens, habe es den Kanonikern geschenkt.

Der Rundgang führte auch vorbei am Gymnasium St. Ursula, dem Seidemann’schen Haus – dem wohl ältesten Haus der Altstadt am Ostgraben – bis hin zum Kanal.
Der nächste Hanserundgang findet am 09. August 2025 statt und endet wieder mit einem Umtrunk im Alten Rathaus.