Die Sanierung der Dachpappenfabrik Dr. Kohl ist abgeschlossen
Abschlussfeier auf dem Gelände der ehemaligen Dachpappenfabrik Dr. Kohl in Dorsten
Am 20.04.2018 wurde der Abschluss der Sanierung auf dem Gelände der ehemaligen Dachpappenfabrik Dr. Kohl in Dorsten gemeinsam mit Anwohnern und ranghohen Vertretern des NRW-Umweltministeriums, der Stadt Dorsten, des Kreises Recklinghausen sowie des AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung gefeiert.

Simone Raskob, Verbandsvorsitzende des AAV ist froh, dass „mit der Aufbereitung dieses rund einen Hektar großen Areals in Dorsten durch den AAV nun ein endlich neues Kapitel aufgeschlagen werden kann.“ Und auch Bürgermeister Tobias Stockhoff ist positiv gestimmt: „Hier entsteht Bauland auf einer Fläche, die zuvor von einer Bodenbelastung befreit wer-den musste. Eine Fläche, die sozusagen recycelt und einer neuen Nutzung zurückgegeben wurde. Das ist eine gute Nachricht. So können wir dringend benötigte Wohnbauflächen schaffen, ohne dafür unberührte Natur zu verbrauchen.“
Zur Geschichte des Geländes
Im Jahr 2001 endete die langjährige Produktionsgeschichte auf dem rund 10.000 Quadratmeter großen Standort mit der Insolvenz und Auflösung der Gesellschaft. Dort wurden mehr als hundert Jahre Teer- und später Bitumenpappen als Dachbelag- und Bautenschutz produziert. Im Jahr 2011 erwarb die Stadt Dorsten die Fläche im Rahmen einer Zwangsversteigerung. Dadurch wurde der Weg frei, den Standort mit Unterstützung des AAV zu sanieren und damit zu reaktivieren.
Auf dem Gelände befanden sich nach der Stilllegung u. a. eine Teergrube von hundert Kubikmeter Fassungsvermögen und eine Teerdestillation, die eine großflächige Untergrundverunreinigung mit Teeröl verursachte. Bestandteile der Teeröle waren auch im Grundwasser zu finden, wodurch die Sanierung erforderlich wurde.
Erster Schritt: Rückbau der Betriebsanlagen und Gebäude
Nach umfassenden gutachterlichen Untersuchungen des Geländes wurde ein Sanierungsplan aufgestellt, der von 2012 bis 2017 umgesetzt wurde. Zunächst erfolgte von September bis Dezember 2012 der Rückbau der oberirdischen Anlagen und Gebäude.
Unter gutachterlicher Überwachung wurden die elf Gebäude entrümpelt, alle Betriebs- und Gebäudeeinrichtungen demontiert, separiert und ordnungsgemäß entsorgt. Außerdem mussten in den Gebäuden vorhandene Schadstoffe wie Mineralfasern, Asbestzementplatten an der Außenfassade sowie asbesthaltige Bodenbeläge entfernt und entsorgt werden. Der Rückbau der Gebäudesubstanz wurde mit manueller Selektion von verbliebenen bzw. fest eingebauten Reststoffen durchgeführt.
Insgesamt fielen dabei 4.425 Tonnen Abfall zur Entsorgung an.
Zweiter Schritt: Bodensanierung
Von Mitte Oktober 2015 bis Mai 2016 wurde der kontaminierte Boden auf dem Gelände saniert. Dazu mussten die noch vor Ort verbliebenen Bodenplatten und Fundamente sowie ein tiefreichender Schadensherd auf dem ehemaligen Fabrikgelände und dem östlichen Nachbargrundstück entfernt werden. Auch wurden die mit Schadstoffen belasteten Auffüllungen unter den Platzbefestigungen im ehemaligen Innenhof des Betriebsgeländes beseitigt. Die Baugruben wurden wieder mit sauberem Boden verfüllt und der belastete Boden fachgerecht entsorgt. In den Stoßzeiten der Sanierung fuhren täglich etwa 40 LKW zum und vom Betriebsstandort an bzw. ab. Insgesamt fielen über 30.000 Tonnen Abfall an.
Rund 20.000 Tonnen Boden wurden ausgetauscht und durch sauberes Material ersetzt.
Dritter Schritt: Parkplatzsanierung
Zuletzt wurde im September 2017 der ehemalige Parkplatz der ehemaligen Dachpappenfabrik saniert, um auch auf diesem Teilbereich des Geländes gesunde Wohnverhältnisse herzustellen. Dabei wurde der Boden bis etwa einen Meter Tiefe ausgetauscht. Es fielen ca. 3.850 Tonnen Abfall an, der fachgerecht entsorgt wurde.
Finanzierung der Kosten und Zukunft
Über drei Millionen Euro kostete die Sanierung, die zu einem Großteil aus Mitteln der Abwasserabgabe (Land) sowie mit Geldern von AAV, Kreis Recklinghau-sen und Stadt Dorsten bestritten wurde.
Nach der aufwändigen Sanierung ist auf dem Standort eine Wohnbebauung in Planung. Die Wiedereingliederung der Fläche in den Wirtschaftskreislauf trägt außerdem dazu bei, den Flächenverbrauch auf der „grünen Wiese“ zu reduzieren.
AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung
Der AAV ist ein bundesweit einzigartiges Kompetenzzentrum für Flächenrecycling und Altlastensanierung, in dem Land, Kommunen und Wirtschaft partnerschaftlich zusammen-arbeiten. Durch ein Landesgesetz 1988 gegründet, beseitigt die unabhängige, selbstverwal-tete Körperschaft des öffentlichen Rechts überall dort Altlasten in Boden und Grundwasser, wo ein Verursacher der Verunreinigungen zum Beispiel nicht haftbar gemacht werden kann. So schützt der AAV Mensch und Umwelt vor Gefahren.
Und macht zugleich wertvolle, meist attraktiv gelegene und gut erschlossene Flächen neu nutzbar. Damit unterstützt der AAV die Landesregierung wirkungsvoll bei ihrem Ziel, den Verbrauch von Natur- und Freiflächen zu reduzieren. Der Verband ist bei den Projekten in der Regel Maßnahmenträger und bringt neben seinem in 30 Jahren erworbenem Know-how bis zu 80 % der Finanzie-rung auf.
Zusätzlich zu den gesetzlichen Pflichtmitgliedern – dem Land NRW und den Kommunen – haben sich dem Verband auf freiwilliger Basis Unternehmen angeschlossen. Sie unterstützen damit die gesamtgesellschaftlich wichtigen Aufgaben des AAV. Und profitieren zugleich von den Erfahrungen und dem Sachverstand des interdisziplinären AAV-Teams, das die Unternehmen rechtlich und fachlich unterstützt.