Im Auftakt der Serie haben wir einen Blick auf die Arbeit der Beratungsstelle geworfen. Im zweiten Teil besuchen wir die Tagesstätte der Wohnungslosenhilfe der evangelischen Kirche Dorsten.
Den ersten Teil findet ihr hier: Wohnungslosenhilfe
Dazu haben wir mit Mitarbeiter Souhail Shamsuddin gesprochen, der die Tagesstätte leitet. Er hat selbst erleben müssen, was es heißt, ohne Bleibe/Unterkunft/Wohnung zu sein. Im zweiten Teil des Artikels sprechen wir mit Rudi. Er ist ohne feste Bleibe und dankbar für die Unterstützung der Einrichtung.
Die Tagesstätte
In der Woche ist die Tagesstätte bereits ab 8.30 geöffnet. Dann steht auch schon der erste Cafe bereit, den Mitarbeiter Souhail Shamsuddin vorbereitet hat. „Ich bin immer ein paar Minuten früher da“ verrät er während er den Tisch noch etwas aufräumt. Er erzählt weiter, dass es immer irgendwas zutun gibt. Er leitet die Tagesstätte am Gemeinde-Dreieck jetzt zwei Jahre. Vorher war er ehrenamtlich in dem Bereich tätig.

Die Tagesstätte ist das niederschwelligste Angebot der Wohnungslosenhilfe. Wer hier herkommt, wird nicht gefragt, ob er es nötig hat oder nicht. Es ist eine Stelle der Obhut, an den aber auch klare Regeln herrschen. Keine Gewalt oder Beleidigungen, Respekt haben und den Ort sauber verlassen. Mehr verlangen die Mitarbeiter nicht von den Besuchern.

Zum Bereich der Tagesstätte gehören Dinge des Alltäglichenlebens, die für die meisten Bürger selbstverständlich sind. Dusch- und Waschmöglichkeiten, die Nutzung einer Waschmaschine oder ein kleines Frühstück sind für Menschen die Obdachlos sind leider nicht alltäglich. Besonders im Winter wird die Tagesstätte oft besucht, um sich aufzuwärmen. „Es ist ein geschützter Raum“, sagt Shamsuddin. Dies ist wichtig, damit die Besucher einfach etwas zur Ruhe kommen können.

Hilfe heißt Vertrauen
Oft wird genau hier beim Frühstück der erste Kontakt geknüpft, um den Menschen zu helfen. Denn Hilfe heißt auch Vertrauen. Shamsuddin ist nach einem Streit mit seinem Vater von zu Hause abgehauen und bei einem Freund, der in einer Übergangswohnung der Wohnungslosenhilfe untergekommen. „Das war noch in Holsterhausen“, sagt er und führt aus er dachte, das checkt keiner, wenn er dort zusätzlich wohnt. Doch Vanessa Greef die Einrichtungsleitung, bekam das mit und bot ihm Hilfe an. Nach einiger Zeit des Nachhackens von Greef nahm Shamsuddin die Unterstützung an und erhilte so wieder ein geregeltes Leben. „Ich hab ihr vertraut, selbst wäre ich auch zu stolz gewesen, um nach Hilfe zu fragen“, verrät er mit ruhigen Ton während er erneut Café für die Besucher der Tagesstätte aufsetzt.

Schritt für Schritt baut sich Shamsuddin so ein neues eigenes Leben aus. Mittlerweile ist sein Vater einer seiner besten Freunde und auch zu Greef pflegt er nicht nur ein kollegiales Verhältnis, sondern ein freundschaftliches. Greef sagt:“ Ohne Souhail Shamsuddin läuft hier in der Tagesstätte nichts“. Oft ist er der Prellbock von Besuchern, die Stress oder einfach einen schlechten Tag haben, doch das steckt er mit seiner souveränen, freundlichen Art weg. „Ich weiß, was es heißt, obdachlos zu sein und das es eigentlich nicht gegen mich gerichtet ist“, sagt Shamsuddin beim Gespräch über die Besucher. Dann sagt er: „Wir sind alle nur Menschen und mir macht es Freunde, hier zu helfen“.
Rudi, 46 Jahre ohne Bleibe

In der Tagesstätte zu Besuch ist Rudi. Er kommt sofort auf den Punkt und fragt:“ Was willst du wissen“. Schnell merkt man bei Rudi, dass sein Lebensweg nicht der beste war er aber eine ehrlicher Typ ist. Er ist 46 Jahre alt und hat 13 Jahre davon in Haft gesessen. Er hat noch 12 Geschwister und ist mit 14 Jahren ins Heim gekommen. „Da machste nur Mist und bekommst den richtigen falschen Umgang“, sagt Rudi über seine zeit im Heim. Er macht trotzdem was aus sich. Auf der der Zeche Fürst Leopold schliesst er eine Ausbildung von 1993 bis 1996 ab. Doch danach rutscht er weiter ab. Rudi wird immer perspektivloser und greift zu Drogen.
Zum falschen Umgang kommen diverse Drogen hinzu: Gras, Koks und Amphetamine konsumierte er regelmäßig zu der Zeit. Das Geld für den Stoff kommt aus Straftaten wie Einbrüche oder sogar bewaffneter Raub.
Gelegenheit macht Diebe
„Gelegenheit macht Diebe“, sagt Rudi und erzählt von seinen Straftaten. Man spürt im Gespräch, das ihm die Verbrechen heute peinlich sind und er reflektierter ist. Er behauptet:“ Ich fand das Verbrecher-Leben ja auch cool zu der Zeit“, erst im Gefängnis und bei Therapien merkt er, das es der falsche Weg war.

Er führt weiter aus: „Ich brauchte das Geld für Drogen, da denkst du nicht nach“. Dann kommt der Raub. Rudi betritt den Laden und ruft mit der Pistole in der Hand: „Zack, Zack, mach Kasse“. Fünf Jahre für bewaffneten Raub hat er dafür abgesessen. Danach kommen die ersten Zweifel in der Haftzelle. Er versucht an sich zu arbeiten. Doch die Sucht hat ihm wieder im Griff. Dann die vorzeitige Entlassung auf Bewährung am 11. Mai 2022 nach drei einhalb Jahren Gefängnis wegen zwei Einbrüchen.
Er kommt frei und hat Glück. Er findet eine Wohnung und einen Job. Kommt mit seiner Freundin zusammen, die er in der Suchttherapie kennengelernt hat. Doch dann verliert Rudi im März seinen Job und seine Wohnung.
Durchhalten
Jetzt startet er wieder neu und bekommt Unterstützung durch die Wohnungslosenhilfe Dorsten. Er ist dankbar, dass er die Tagesstätte besuchen kann und sich hier vor dem Regen an diesem Tag verstecken kann. Rudi sagt sich selber jeden Morgen nach dem Aufstehen, das er durchhalten muss und sich nicht hängen lassen soll. Er achtet auf sein Äußeres. Er kämpft sich zurück in ein normales Leben. „Es ist toll, das selbst Leuten wie mir, die viel Mist gebaut haben, geholfen wird“, sagt Rudi zum Abschluss.
Im dritten Teil stellen wir euch das Projekt „Endlich ein Zuhause“ der Wohnungslosenhilfe Dorsten vor.
Wer mehr über das Angebot der Wohnungslosenhilfe erfahren möchte, findet hilfreiche Informationen und den Kontakt auf der Homepage.
Wer die wichtige Arbeit unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende tun.
Ihr könnt einfach und schnelle über den folgenden PAYPAL Link auch kleine Beträge online spenden. PAYPAL Spende Wohnungshilfe Dorsten
Oder klassisch über die BankverbindungKontoinhaber:
Verband Evangelischer Kirchengemeinden in Dorsten
Geldinstitut: Sparkasse Vest Recklinghausen
IBAN: DE48 4265 0150 0001 6878 62
BIC: WELADED1REK
Betreff: Wohnungslosenhilfe Dorsten
Auch kleine Beträge oder Sach- und Lebensmittelspenden helfen und ermöglichen Menschen aus unserer Stadt Dorsten wieder eine Perspektive zu geben.