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Tisa-Brunnen in Frieden ruhen lassen – Ein Leserbrief

Veröffentlicht am

Von Petra Somberg-Romanski zum Thema: Nachbau des Tisa-Brunnen soll in der Altstadt einen neuen Platz bekommen

Eigentlich war dieses Thema für mich bereits abgehakt. Es erschien mir, als hätten die, in der Dorstener Bürgerschaft eher dünn gesäten Befürworter des Brunnens, letztlich im Konsens mit der Stadt dem Ergebnis zugestimmt, die Motivtafeln des alten Brunnens, wann und wo auch immer, an anderer Stelle neu zu präsentieren.

In der letzten Ratssitzung entbrannte die Diskussion offensichtlich wieder neu und man schritt mit einem neuen Protagonisten in die nächste Runde. Den „Tisa“ Brunnen auf den Kirchplatz umzutopfen, darauf muss man erst kommen.

Auch das ist Stadtgeschichte

Bei allem Respekt Herr Pfarrer Dr. Rüdiger, das kann ich nicht nachvollziehen. Auf dem historischen Kirchplatz einfach mal ein Loch graben und den Brunnen versetzten? Viel Platz ist dort ja auch nicht und die Brunnenwanne gar nicht so klein wie man denken könnte. Die Bäume sind dann wohl im Wege und müssen weichen? Ebenso der Ginkgo Baum an der Stadtwaage? Er steht dann wohl ebenfalls dem Wasserzufluss, der dann durch die verfüllte Toilettenanlage führen soll, im wahrsten des Sinnes Worte, im Wege. Soll er weg? Obwohl jeder Baum in der Innenstadt die Luftqualität nachhaltig verbessert? Von der historischen Grablege mal ganz zu schweigen. Auch das ist Stadtgeschichte! Die leider viel zu wenig Beachtung findet.

Wieviel Platz bleibt dann für uns Bürger als schattige Oase? Keine Weinprobe oder Marktfrühstück unter Bäumen mehr. Ist das gewollt? Alles Fragen die ich, als Anwohnerin der Innenstadt gern von ihnen Herr Pfarrer Dr. Rüdiger beantwortet bekäme. Sie haben doch sicher schon einen ausgereiften Plan für diesen „Umzug“ vorliegen.

Schwester Paula und ihr Tisa-Brunnen sind in der Stadtgeschichte fest verankert

Entschieden widersprechen muss ich aber auch unserem Herrn Bürgermeister Stockhoff. Die bereits kaum mehr lesbaren Beton Reliefs des Brunnens sind mitnichten die einzigen „mahnenden“ und auf die Stadtgeschichte hinweisenden Relikte von Sr. Paula in unsere Stadt. Ich verweise auf die Bronzetafeln am Westwall in der alten Stadtmauer. Hier sind die prägenden Kriegsereignisse der Stadt vom Beginn des 19ten Jahrhundert bis zur Zerstörung der Innenstadt 1945 eindrücklich aufgezeigt.

Auch die Stelen mit Schülerarbeiten am Ostgraben verweisen auf einen wachen und nachdenklichen Umgang der Jugend mit unserer Geschichte auf. Ich bin so alt, dass ich Sr. Paula natürlich auch noch persönlich kannte und mich lebhaft an die Gespräche mit ihr erinnere. Die Jugend und deren Zukunft lagen ihr am Herzen.

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sr. Paula, diese so aktive und dem Leben und den zukünftigen Generationen verbundene Frau, an einem maroden Objekt festhalten würde. Nur die Asche zu bewahren und dabei das Befeuern der Flamme zu vergessen, war sicher kein künstlerisches Motiv von Sr. Paula.

Sr. Paula ist in der Dorstener Stadtgeschichte fest verankert, sie wird sicher nicht in Vergessenheit geraten, weil eine ihrer zahlreichen Arbeiten dem Zahn der Zeit an heim gefallen ist.
Also verbiegen wir uns nicht und lassen den Brunnen in Frieden ruhen.

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