Im festlichen Rahmen der Tisa-Stiftung in Dorsten wurde am Sonntag der besondere Tisa-Kunstpreis verliehen. Der Preis, der künstlerische Positionen würdigt, die sich dem Geist der Humanität, Menschenrechte und der Freiheit der Kunst verpflichtet fühlen, lockte zahlreiche Besucher und Persönlichkeiten der Stadt zusammen.
Lambert Lütkenhorst, Vorstandsvorsitzender der Tisa-Stiftung, eröffnete die Veranstaltung und betonte die Bedeutung, eine Brücke zur zeitgenössischen Kunst zu schlagen. Damit sollen Ideen lebendig bleiben und über das Werk hinaus in die Gegenwart und Zukunft getragen werden. Offenheit, Toleranz und die Förderung von inhaltlicher sowie formaler Vielfalt stehen im Mittelpunkt dieser Bemühungen. Danach würdigte Bürgermeister Tobias Stockhoff die Arbeit in seinem Grußwort.
Laudatio
Die diesjährige Preisträgerin, Katharina Reich, erfüllte auf sehr eigene und originelle Weise den Anspruch des Tisa-Kunstpreises. In seiner Laudatio hob Prof. Dr. Ferdinand Ullrich, Vorsitzender der Jury, die zeitgemäße Qualität von Reichs bildhauerischen Arbeiten hervor. Diese trügen den Geist von Tisa von der Schulenburg auf eine moderne Art und Weise in die Gegenwart, indem sie die Möglichkeiten der Bildhauerei auf zeitgenössischem Niveau nutze.
Die Preisverleihung wurde von Dr. Heinz-Werner Voß, dem Vorsitzenden des Kuratoriums der Tisa-Stiftung, durchgeführt. Claudia Piepenbrock, Tisa-Preisträgerin des Jahres 2020, rundete die Feierlichkeiten mit persönlichen Einblicken ab. Der Tisa-Kunstpreis bleibt somit nicht nur eine Auszeichnung, sondern auch ein lebendiges Forum für die Förderung zeitgenössischer Kunst und die Werte in Dorsten, die sie verkörpert.
Einblicke in die Arbeitswelt
Reichs Arbeit geht über das Sammeln und Anordnen der Alltags-Objekte weit hinaus. Sie hebt die Exponate in einen neuen Kontext und gibt profanen Dingen eine Bedeutung. Das Objekt wird aufgeladen. Doch das Sammeln führt auch zur Interaktion mit den eigentlichen Besitzern der Objekte. So tauscht sie auf der Straße alte gegen neue Schnürsenkel und kommt so in Interaktion mit den Menschen. Doch auch der Tausch von stark gebrauchten Grabvasen auf Friedhöfen gegen neue ist vielschichtig. So greift die Künstlerin in den öffentlichen Raum ein und stellt die alten Vasen so wieder in einen neuen Kontext.
Ausgesprochen politisch sind dabei die acht gezeigten Bilder von Reich beim Tisa-Kunstpreis. Sie alle zeigen dazu im Großformat Ausschnitte aus Handschriften von Despoten. Auszüge von Sophie und Hans Scholl Schriften bilden ein Gegengewicht. Eine solche Auseinandersetzung in Zeiten von Krieg in Europa und Alleinherrschern ist heute richtigerweise wünschenswert.
Tisa-Kunstpreis Bedeutung
Der Preis und das Arrangement des Teams rund um die Tisa-Stiftung sind ein Gewinn für die Stadt Dorsten. Längst hat sich gezeigt das der Preis über die Stadtgrenzen hinaus an Bedeutung gewonnen hat. Die vielen Bewerber für den Tisa-Kunstpreis signalisieren das der Preis den Zeitgeist trifft. Die wirklich sehenswerte Gesamtinstallation von Reich ist bis zum 28. April bei der Tisa Stiftung zu sehen.