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TSZ-Royal: Fast ein halbes Jahrhundert für den Tanz

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Helmut Winkler beim Gespräch über das Vereinsleben und das Ehrenamt. Foto: Alexander Fichtner

Helmut Winkler ist seit fast 50 Jahren aktiv für den Verein TSZ-Royal in Dorsten-Wulfen. Wir sprachen mit ihm über den Verein und das Ehrenamt.

Das Ehrenamt spielt eine bedeutende Rolle in unserer Gesellschaft. Fast 16 Millionen Bürger übten 2022 ein Ehrenamt aus. Besonders in Sportvereinen ist diese Arbeit von großer Bedeutung. Ehrenamtliche engagieren sich freiwillig und ohne Bezahlung, sie fördern das Gemeinwohl. Oft werden diese Menschen von der breiten Öffentlichkeit übersehen, doch ihr Engagement und ihre Leidenschaft für den Sport sichern das Überleben der Vereine. In diesem Artikel werden wir einen genaueren Blick auf die ehrenamtliche Arbeit von Helmut Winkler werfen und schauen, mit welchen Herausforderungen er im Vereinsleben zu kämpfen hat.

Helmut Winkler ist 1. Vorsitzender des Tanzvereins TSZ-Royal in Dorsten-Wulfen. Der TSZ ist mit über 600 Mitgliedern einer der größten Tanzvereine im Kreis Recklinghausen.

Beginn in den 80ern

In den 80er-Jahren tanzt Helmut Winkler mit seiner Frau selber noch aktiv auf Turnieren in ganz NRW. Er sieht, wie die Vereine aus Düsseldorf und Köln groß aufgestellt sind, bei Wettkämpfen und ideale Trainingsbedingungen anbieten.

TSZ wird Big Player

Er gründet den Verein TSZ-Royal im Juni 1985, der aus dem Tanzsportclub Wulfen hervorgegangen ist. Winkler ist Gründungsmitglied und war bereits im Vorgänger-Verein seit 1975 Pressewart und später dann Jugendwart. „Ich wollte eine Profi-Infrastruktur schaffen“, sagt Winkler. Er erzählt, dass er in dieser aktiven Zeit die Idee hatte, mit dem Verein selber Big Player zu werden. Und er sich dieser Herausforderung stellen will.

Foto: Alexander Fichtner

Nach Vereinsgründung engagiert er sich verstärkt in dem Verein. Er schafft den Spagat zwischen seinen Rollen im Sport, als Vereinsfunktionär, Angestellter und Familienvater. Genau so lange, wie er aktiv ein Ehrenamt im Verein ausübt, ist er auch verheiratet. „Fast 50 Jahre“, sagt Winkler mit einem zufrieden wirkenden Lächeln im Gesicht. 1975, nach dem Wehrdienst, begann das Vereinsleben, und er heiratete.

Dankbar für die Unterstützung

Ohne die Hilfeleistung seiner Frau und dem Verständnis der beiden Söhne wäre dies alles nie möglich gewesen, verrät er im Gespräch. Er führt aus:„Meine Frau hat immer zu mir gehalten“. Ohne diesen Halt wäre die Idee der Profi-Infrastruktur gescheitert. Doch sagt er auch, dass er alleine ohne sein Team aus dem Verein es nie so weit gekommen wäre.

Das Team um Winkler treibt auch den Tanzsport in NRW weiter voran. Der Verein TSZ-Royal richtet über 200 Wettkämpfe aus darunter die Deutsche Meisterschaft in Jazz- und Modern-Dance 1996 in der Gruga-Halle in Essen. „Man muss in Risiko gehen“, erzählt er zur Organisation der Deutschen Meisterschaft. Viele schlaflose Nächte aus Sorge, dass die Halle nicht ausverkauft ist, schlägt er sich um die Ohren. Doch seine Leute aus dem Verein und seine Frau bekräftigen ihn immer wieder in dieser Zeit. Die finanziell erfolgreiche Veranstaltung ermöglicht den finalen Schritt zum Big Player im Sport.

Gut geblufft

Dann kommt 1998, und damit die wichtigste Herausforderung in der Geschichte des Vereins. Der Verein kauft von der Stadt Dorsten die Kleinschwimmhalle am Wittenbrink und baut sie zum eigenem Trainingszentrum um. Viele Interessenten wollen das Gebäude erwerben, doch Winkler blufft. Bei einer Versammlung fragt er den Ausschuss, ob der Umbau der Heizung wirklich 200.000 DM kostet. Nach dieser gut geblufften Frage ist sein Verein der einzige, der noch Interesse an der Halle besitzt.

Mit der Übernahme des Gebäudes und dem Umbau zum Trainingszentrum ist dann 1998 endlich die Profi-Infrastruktur entstanden. Doch damit nicht genug, denn Winkler stellt sich immer wieder neuen Herausforderungen.

2006 will er die Halle erweitern, um einen weiteren Tanzsaal im Trainingszentrum zu haben. Nach viel Hin und Her wird eine Lösung gefunden und die Halle aufgestockt. Ein Stockwerk kommt hinzu. 2020 dann die Neusanierung mit brandneuen Parkettböden, neuen Decken und der Umbau auf energiesparende LED-Beleuchtung.

Pandemie-Zeit gut überstanden

Dann kommt Corona auch nach Dorsten-Wulfen und das Vereinsleben bricht ein. Doch sehr schnell wird auf Online-Tanzkurse umgestellt. „Für mich war das nie eine Lösung, da fehlt das Gesellige im Tanz“, sagt Winkler. Sobald es erdenkbar war, wurde mit großem Abstand und eigenen Testzentrum wieder getanzt. Dies war möglich, weil sich die vielen Mitglieder im Verein sehr eingebracht haben und das Trainingszentrum dem TSZ-Royal gehört.

Foto: Alexander Fichtner

Mittlerweile hat der Verein wieder eine stabile Mitgliedergröße nach Corona. Anfang 2023 berichteten wir bereits, den Link findet ihr hier: (Start ins Jahr) Und auch der sportliche Erfolg hat sich wieder eingestellt, unter anderem mit dem Sieg der Formation Joy bei den Landesligameisterschaften West 2022.

Der Blick von Außen

Von Außen blickt auf das Ehrenamt und die Herausforderungen im Sportvereinen Michael Lachs vom Stadtsportverband Dorsten. Der Verband ist das Verbindungsstück zwischen der Stadt und den Sportvereinen. Lachs sieht die Vereine in Dorsten gut vorbereitet in die Zukunft blicken.

Dorsten hat insgesamt 103 Sportvereine, davon 13 Tennis und 13 Fussballvereine. Fast jeder Ortsteil hat einen eigenen Fussballverein. Das mache die „große Vielfalt“ in Dorsten aus, sagt Lachs beim Telefonat. Er fügt hinzu, dass genau diese geografische und persönliche Nähe die Vereine stärke.

Mit Leib und Seele für den TSZ-Royal

Lachs ist fest davon überzeugt, dass die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder, die mit Leib und Seele dabei sind, auch die Vereine erfolgreich voranbringen. Und das in sportlicher und sozialer Hinsicht. Viele Probleme für die Vereine in Dorsten sieht Michael Lachs derzeit nicht. Die meisten Vereine sind finanziell und auch von den Mitgliederzahlen gut aufgestellt.

Ein wichtiges Merkmal nennt Lachs aber schon in dem Gespräch. „Wichtig ist, am Draht der Zeit zu sein“, erklärt Lachs. Vereine müssen bereit sein, sich zu verändern und sich den Gegebenheiten anzupassen.

Lieber jüngere Gesprächspartner

Genau dies macht Winkler mit dem TSZ-Royal nun seit fast einem halben Jahrhundert. Er redet lieber mit den jüngeren als mit alten Leuten. „Die erzählen immer von ihren Leiden“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Winkler passt sich und das Vereinsleben dem Zeitgeist an. Als eine junge Trainerin meinte: „ Lass uns mal Zumba anbieten“, sagte Winkler einfach: „Mach mal“. Dann führt er lachend aus: „Die Bude war voll und die Leute tanzten sogar im Flur“. Durch die Bereitschaft, sich auf neue Trends und auf junge Stimmen aus dem Verein zu verlassen, schafften es Winkler und der Verein viele Herausforderungen zu meistern. Das auch nach 48 Jahren Vereinsarbeit.

Die besondere Ehrung

Eine besondere Auszeichnung hat Winkler für sein jahrzehntelanges Engagement im sportlichen Bereich im September 2021 erhalten. Ihm wurde das Bundesverdienstkreuz überreicht. Bereits 2004 wurde Helmut Winkler mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Auf die Frage, wie er den Verein für die Zukunft aufgestellt sieht und welche Ziele er noch verfolgt, antwortet er laut lachend: „ Die 50 Jahre TSZ-Vereinsleben vollmachen“. Probleme sieht er keine, denn über die Jahre hat sich Winkler ein Team aufgebaut, was ihm und den Verein loyal zur Seite steht. Dazu betont er, dass es ohne die Leute hinter ihm nicht erdenkbar wäre, den Verein so zu führen. Zum Abschluss sagt er: „Wenn ich umfalle, weiß ich, dass mein Team für den Verein übernimmt“.

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