Ministerpräsident Hendrik Wüst hat am Freitagabend das Amphitheater im Bürgerpark Maria Lindenhof besucht und dabei deutliche Worte zu gesellschaftlichem Zusammenhalt, wirtschaftlichem Wandel und lokalen Herausforderungen gefunden.
Vor rund 500 Gästen sprach der CDU-Politiker über die Rolle von Kommunen in bewegten Zeiten – und lobte Dorsten als positives Beispiel. Empfangen wurde Wüst von Bürgermeister Tobias Stockhoff sowie der Dorstener CDU.

Bürgerpark als Sinnbild für bürgerschaftliches Engagement
In seiner Begrüßung erinnerte Bürgermeister Stockhoff an die Anfänge des Bürgerparks. „Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass wir an dieser Stelle heute den Ministerpräsidenten begrüßen dürfen?“, sagte er und würdigte Marion Taube als Ideengeberin und Motor des Projekts. Mit dem Ansatz „WIR MACHEN MITte“ sei es gelungen, Kunst, Gemeinschaft und Identifikation zu stiften und damit weit mehr als einen Park zu schaffen. Um die Bedeutung noch hervorzuheben, durfte Parkbürgermeister Hans Kratz die einleitenden Worte sprechen.

Stockhoff warnte zugleich vor gesellschaftlicher Spaltung und betonte die Bedeutung von Dialog und Bürgerbeteiligung: „Auch gesellschaftlicher Zusammenhalt basiert auf Liebe und Vertrauen. Die Maschen jedes anderen Netzes sind zu lose geknüpft.“ Gerade in herausfordernden Zeiten müsse es gelingen, Interessen auszugleichen – mit einer Politik, die zuhört und vermittelt.

Wüst: „Heimat ist das Fundament für Zukunft“
Ministerpräsident Wüst knüpfte daran an und bezeichnete Dorsten als Vorbild für gelebte Bürgerbeteiligung. Der Bürgerpark stehe exemplarisch für das, was Nordrhein-Westfalen ausmache: „Hier in Dorsten sieht man, was möglich ist, wenn Menschen Verantwortung übernehmen und nicht darauf warten, dass ‚die Politik‘ alles regelt.“ Heimat, so Wüst, sei dabei kein nostalgisches Konzept, sondern ein Fundament für Zusammenhalt und Innovationskraft.

Ein zentrales Thema seiner Rede war der wirtschaftliche Wandel. Wüst machte deutlich, dass Nordrhein-Westfalen den Transformationsprozess zur klimaneutralen Industrieregion nur mit einer klugen Verbindung von Innovation, Technologie und sozialer Verantwortung meistern könne. „Erneuerbare Energien sind kein Selbstzweck. Sie sind Voraussetzung dafür, dass unsere Industrie wettbewerbsfähig bleibt und Arbeitsplätze gesichert werden“, betonte er.
Er kündigte an, den Ausbau von Wind- und Solarenergie weiter zu beschleunigen, zugleich aber auch in neue Speichertechnologien und Netzinfrastrukturen zu investieren. „Wir müssen Tempo machen, aber auch die Akzeptanz vor Ort gewinnen“, so Wüst. Kommunale Projekte wie Bürgerwindparks oder Energiegenossenschaften könnten dabei Brücken zwischen Klimaschutz und lokaler Wertschöpfung schlagen.

Chancen der Künstlichen Intelligenz nutzen
Ein weiteres zukunftsweisendes Thema war der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Wüst stellte klar, dass Nordrhein-Westfalen als Industrie- und Wissenschaftsstandort die Potenziale von KI aktiv nutzen wolle – im Mittelstand, in der Verwaltung, aber auch in der Bildung. „KI wird unseren Alltag verändern. Entscheidend ist, dass wir sie gestalten und nicht von anderen gestalten lassen“, sagte der Ministerpräsident. Dazu gehöre auch, ethische Leitplanken zu setzen und den Menschen die Chancen, aber auch die Grenzen dieser Technologie transparent zu machen.

Besonders der Mittelstand in NRW solle von praxisnahen KI-Lösungen profitieren, etwa in der Produktion, im Handwerk oder bei Dienstleistungen. Gleichzeitig forderte Wüst eine digitale Bildungsoffensive: „Digitale Kompetenzen sind die Schlüsselqualifikation der Zukunft – in allen Lebensbereichen.“
Krankenhaus-Debatte: Argumente statt Lautstärke
Auch die Zukunft des St. Elisabeth-Krankenhauses in Dorsten wurde thematisiert. Bürgermeister Stockhoff schilderte das breite Engagement aus Bürgerschaft, Verwaltung und Politik zur Sicherung des Standortes. Er habe gute Gespräche mit Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann führen können, der die Argumente für eine Sicherung der örtlichen Versorgung noch einmal bewerten wolle. Wüst lobte die konstruktive Vorgehensweise: „Das Beispiel Dorsten zeigt: Wer Argumente sammelt statt Trillerpfeifen, wer den Dialog sucht statt zu polarisieren, erreicht mehr.“

Er bekräftigte, dass das eingeleitete Regionale Planungsverfahren eine ernsthafte Prüfung der Situation ermögliche. Dabei gehe es um Erreichbarkeit, Versorgungsqualität und wirtschaftliche Tragfähigkeit.
Sicherheit, Bildung und Ehrenamt im Fokus
In weiteren Punkten seiner Rede ging Wüst auf innere Sicherheit, Bildung und das Ehrenamt ein. Der Ministerpräsident kündigte an, die Einstellungsoffensive bei der Polizei fortzusetzen und präventive Maßnahmen gegen Jugendkriminalität auszubauen. In der Bildungspolitik werde neben der Stärkung der dualen Ausbildung auch die digitale Ausstattung der Schulen vorangetrieben.

Zum Abschluss bedankte sich Wüst bei den zahlreichen Ehrenamtlichen, die Dorsten mit ihrem Engagement prägen. „Ohne Menschen, die sich für ihre Stadt einsetzen, funktioniert keine Gesellschaft“, sagte er. Die Landesregierung werde die Kommunen daher weiterhin als verlässlicher Partner unterstützen.