Glosse von Anke: Der Alltag ist schon ernst genug. Deswegen serviert die Dorstenerin Anke Klapsing-Reich zum Wochenende eine Portion Heiterkeit.
Vergnügliche Episoden aus dem Berufs- und Familienleben. Denn mit einem Lächeln geht gleich alles leichter.
Gute Pfadfindertat
Knapp verpasst! Der DHL-Paketbote hatte mein bestelltes Päckchen wieder mitgenommen und mir eine Nachricht in den Briefkasten geworfen, aus der hervorging, dass es nun in einem Fach der Paketstation am Bürgerbahnhof auf mich warte.
Ich also hingeradelt, den Code an den Scanner gehalten, meinen Namen eingetippt – doch keins der Kläppchen sprang auf, um mein Paket freizugeben. Verwundert schaute ich den eierdotter-farbenen „Adventskalender“ aus Metall an, prüfte jede Schubladenklappe – rüttel, rüttel, ruck, ruck – doch keins der Fächer ließ sich öffnen. Mein „Sesam, öffne, Dich!“-Ruf verhallte auf dem Bahnhofsvorplatz, und als ich die Scan-Prozedur noch einmal von vorne begann, blinkte auf dem Display auf: „Die Klappe lässt sich nicht öffnen. Nehmen Sie Kontakt zur DHL-Zentrale auf!“ (oder so ähnlich!)
Paketstation am Bürgerbahnhof
Missmutig und verärgert schlich ich heim und backte aus Frust vier Bleche Adventsplätzchen. Gerade hatte ich die Vanillekipferl in Zuckerschnee gewälzt, als es an der Tür klingelte: „Hallo, ich bin der Johannes von den St. Agatha-Pfadfindern“, drang eine Stimme durch die Sprechanlage an mein Ohr. „Ich war gerade an der Paketstation am Bürgerbahnhof und da stand ein Fach sperrangelweit offen“ – jetzt wurde es interessant – „da habe ich mir das Paket mal angeschaut, und da stand Ihr Name drauf“, redete Johannes weiter, „da dachte ich: Ach, das ist doch die Frau, die früher bei der Zeitung gearbeitet hat, die kenn ich doch!“ – hier war der Punkt erreicht, an dem ich die Haustür öffnete.
Johannes stieg die Treppe hinauf, mein Päckchen im Arm. Ich erkannte ihn sofort, denn er war eine Zeitlang in derselben Pfadfindergruppe wie mein Sohn gewesen. „Meine Freundin hat gesagt, Sie würden sich bestimmt freuen, wenn wir es rausnehmen und vorbeibringen, bevor es geklaut wird – bitte schön!“ Grinsend überreichte er mir mein Paket.
Die Pfadfinderregel
Ich war echt gerührt über so viel Hilfsbereitschaft. Vor lauter Freude hielt ich meinem unerwarteten Besucher das Blech mit den gepuderten Vanillekipferln unter die Nase, von dem er sich gern bediente. Danke, lieber Johannes. Die Pfadfinderregel „Jeden Tag eine gute Tat“ hast Du vorbildlich erfüllt und damit ein kleines Licht entzündet, das die Welt ein wenig heller macht.